Wirtschaftsförderer ärgert sich über Studie

Luzern: 70’000 Quadratmeter freie Bürofläche

Hierhin wird die Hoschule zügeln und tausende Quadratmeter freie Bürofläche in der Stadt hinterlassen. (Bild: zvg SBB)

Freie Büroflächen sind in der Stadt rar. Seit Jahren kämpfen Wirtschaftsförderer für mehr Büroräume für Firmen. Eine aktuelle Studie zeigt nun aber: Im Agglomerationsraum Luzern sind etwa 70’000 Quadratmeter Bürofläche frei. Hat Luzern das Platzproblem mittlerweile gelöst? Der Wirtschaftsförderer verneint und ärgert sich über die Studie. Sie zeige möglichen Investoren ein falsches Bild.

Noch nie gab es in der Schweiz so viel freie Bürofläche wie heute. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der CSL Immobilien, die diese Tage veröffentlicht wurde. Der «Büromarktbericht 2015» hat während sechs Monaten den Büroanteil in den 20 grössten Schweizer Agglomerationen analysiert. Schweizweit sind rund 2,2 Millionen Quadratmeter Bürofläche frei. Dieser Trend widerspiegelt sich laut der Studie auch im Raum Luzern. So stieg die Fläche von verfügbaren Büroräumen um 4,3 Prozent auf 70’000 Quadratmeter. Zur Agglomeration Luzern wurden neben dem Hauptort auch die Gemeinden Kriens, Meggen, Emmenbrücke, Rothenburg, Buchrain, Perlen, Dierikon, Ebikon, Emmen, Gisikon, Adligenswil, Root und Hergiswil (NW) gezählt. Die verfügbare Bürofläche alleine in Luzern würde sich auf 23’000 Quadratmeter belaufen, wie es auf Nachfrage heisst.

«Super, wenn das in der Studie steht, aber ich wüsste nicht wo.»

Walter Stalder, Wirtschaftsförderung Luzern

Bis anhin sprach die Stadt Luzern stets von einem Engpass bei den Büroräumen für Firmen. Hat sich das mit 23’000 Quadratmetern freier Bürofläche geändert? «Super, wenn das in der Studie steht, aber ich wüsste nicht, wo in der Stadt diese leeren Flächen sind», entgegnet Walter Stalder von der Wirtschaftsförderung Luzern. «Gebäude mit grossen aneinanderliegenden Dienstleistungsflächen über 2000 Quadratmetern gibt es in der Stadt Luzern und ihrer unmittelbarer Umgebung nur ganz wenige.» Einzig mehrere kleinere Büroräume würden zur Verfügung stehen. Er könne sich vorstellen, dass die kleinen Flächen in der Summe die hohe Zahl ausmachen würden, ist aber skeptisch. Mit seiner Aussage beziehe er sich auf die Stadt, betont Stalder. Ausserhalb würden Firmen aber nach wie vor freie Flächen finden, etwa im «Business Park» in Littau, im «Obstgarten» in Emmen, im «Business Park» in Sursee, oder im «Eichweid» in Sempach. Die Studie müsse also differenziert betrachtet werden, so Stalder.

«Uns fehlt heute etwas, nicht morgen»

Stalder ärgert sich über die Zahlen im Büromarktbericht. Diese würden möglichen Investoren ein falsches Bild vermitteln. Laut dem Wirtschaftsförderer ist der Bedarf nach freien Flächen nach wie vor da. «Ich weiss von drei, vier Luzerner Firmen, die aus allen Nähten platzen und expandieren wollen – aber schlicht nicht können.» Zwar gebe es mehrere Bauprojekte, die dem entgegenwirken. Etwa die SBB-Überbauung Rösslimatt direkt beim Bahnhof Luzern, in Luzern Süd beim Krienser Mattenhof und dem Schweighofpark, in Ebikon am Bahnhof das City-Link, im D4 Business Village in Root, in Rothenburg oder auch in Sursee – bis diese aber bezugsbereit seien, dauere es allerdings noch zirka zwei Jahre, schätzt Stalder und sagt: «Uns fehlt heute etwas, nicht morgen.» 

20’000 Quadratmeter neue Büroflächen ab 2018

Auch die Stadt verneint, dass es genügend freie Büroflächen habe. «Die Stadt Luzern hat immer bedauert, dass es zu wenig freie Büroflächen an einem Stück gibt», sagt Christoph Nick, Stabschef der städtischen Finanzdirektion. Daran habe sich nichts geändert. «Es fehlen die grossen freien Büroflächen», so Nick. Das wird sich 2018 ändern. Bis dann rechnet die SBB, dass die Überbauung am Standort Rösslimatt bezugsbereit sein soll. Im Projekt vorgesehen sind Dienstleistungsflächen von 20’000 Quadratmetern. «Für die Stadt ist das Bauprojekt an der Rösslimatt sehr wichtig», sagt Nick.

Die vier grössten Büroflächen der Stadt Luzern

Wie wichtig es für eine Gemeinde ist, grosse Büroflächen anbieten zu können, zeigt sich aktuell am Beispiel des Marktforschungsinstituts GFK Switzerland AG. Dieses hat heute seinen Hauptsitz in Hergiswil und plant einen Wegzug auf Mitte 2017 (zentral+ berichtete). Das einzige Areal in der Stadt Luzern, das sich von der Grösse eignen würde, ist die Rösslimatt. Doch diese wird nicht rechtzeitig fertig. Aktuell evaluiert die GFK zwei Standorte im Kanton Luzern (Luzern Süd und Luzern Ost) und einer im Kanton Zug.

Grosse Büroflächen für Firmen sind in der Stadt rar. Mit dem Wegzug des Modehauses «Schild» wird am Libellenrain beim Rotsee die grösste Bürofläche der Stadt frei (rund 3500 Quadratmeter). Seit den 1940er-Jahren hat «Schild» dort seinen Hauptsitz. Im September 2015 zieht das Unternehmen mit der Globus AG nach Spreitenbach, um Synergien zu nutzen. Die grössten freien Flächen an Büros in der Stadt sind beim Gebäude der UD Medien in Ibach (rund 3000 Quadratmeter), dem Trafigura-Gebäude an der Zürichstrasse (etwa 2500 Quadratmeter) und dem ehemalige Caritas-Gebäude an der Löwenstrasse (rund 1000 Quadratmeter).

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