Hotel Palace Luzern

Luxusdampfer fährt in unruhigen Gewässern

Bringt die neuen «Riesenklangschale» die fehlenden Gäste ins Hotel Palace Luzern? (Bild: zvg)

Das Fünfstern-Hotel Palace Luzern gilt als Flaggschiff der Luzerner Hotellerie. Es gehört zusammen mit drei Hotels aus Interlaken, Bern und Zürich zur kleinen Hotelgruppe Victoria Jungfrau Collection AG. Die Gruppe ist von der Westschweizer Finanzgesellschaft Aevis übernommen worden und soll besser rentieren. Das «Palace Luzern» ist ihr besonderes Sorgenkind. Wie will es Gegensteuer geben und wohin steuert es?

Im März hat sich die Fribourger Finanzgesellschaft Aevis, die vor allem Privatkliniken in der Westschweiz besitzt, die kleine Hotelgruppe Victoria Jungfrau Collection in einem Übernahmekampf unter den Nagel gerissen. Zur Hotelgruppe gehören die Hotels Victoria Jungfrau Interlaken, Palace Luzern, das Berner Bellevue Palace und das Zürcher Eden au Lac. Zuerst rissen sich Aevis und die schillernde Zürcher Hotelerbin Ljuba Manz um die Nobelhotels. Aevis gewann den Kampf. Der kuwaitische Staatsfonds, der mit 24 Prozent bisher einziger Mehrheitsaktionär war, wurde ebenfalls ausgebootet, sein Verwaltungsrat nicht wieder gewählt. Die Gesellschaft besitzt jetzt laut dem Berner «Bund» 71 Prozent der Aktien.

Neupositionierung

An einer Medienkonferenz in Bern hat die Firma Aevis diese Woche bekannt gegeben, die vier Hotels «neu positionieren» zu wollen. Es ist von «Optimierung» die Rede. Die Hotelgruppe schrieb 2013 einen Verlust von 2,8 Millionen Franken. Auffallend wenig wurde zum «Palace Luzern» gesagt. Das verwundert nicht, ist es doch neben dem «Bellevue Palace» in Bern ein Sorgenkind der Gruppe. Die Zimmerauslastung beträgt momentan bloss 48 Prozent (in Interlaken beträgt sie 54, in Zürich 57 Prozent).

Wie steht das Luzerner Hotel da? Laut Geschäftsbericht 2013 konnte das Hotel die Zimmernächte zwar um 8,3 Prozent steigern. Trotzdem reduzierte sich der Umsatz gegenüber 2012 um 2,6 Prozent auf 14,7 Millionen Franken. Der Personalaufwand allein frass jedoch 8,4 Millionen Franken wieder auf (2012: 8,6 Mio. Franken). Die Zimmerpreise sanken. Die Restauration des Hotels schrieb rote Zahlen. Auch die Zunahme von Übernachtungen chinesischer Gäste um rund 45 Prozent vermochte am Ergebnis nichts zu ändern. Das Endresultat ist negativ: Das Hotel schloss 2013 mit roten Zahlen ab. Der EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Wertberichtigungen immaterieller Aktiven und Abschreibungen) betrug minus 1,574 Millionen Franken. Immerhin stehen keine Investionen an: Die Renovation von 42 Zimmereinheiten konnte im März 2013 abgeschlossen werden.

«Ein laufender Prozess»

Welche Auswirkungen der Besitzerwechsel hat, lasse sich noch nicht sagen, erklärt die Kommunikationschefin der Jungfrau Collection Gruppe, Caroline Kälin. «Das ist ein laufender Prozess. Jetzt geht es zuerst um die Konsolidierung und die Integration unserer Hotels in die Aevis-Gruppe.» Synergien mit den Privatkliniken, die der Aevis gehören, sind momentan nicht vorgesehen, erklärten die neuen Besitzer an der Pressekonferenz. Mit automatischen Übernachtungen von reichen Patienten aus Privatkliniken können die Hotels also nicht rechnen.

«Pure Lebensfreude»

Ob das Luzerner Management die Zeichen der Zeit erkannt hat, lässt sich nicht sagen. Hoteldirektor Raymond Hunziker klingt am Telefon sehr optimistisch. «Man muss sich keine Sorgen machen um uns. Uns gibt es seit 100 Jahren, und es wird uns wohl auch noch in 100 Jahren geben.»

Man sei daran, die zwei Unique Selling Propositions (Alleinstellungsmerkmale) des Hotels bekannt zu machen und zu etablieren. Die eine USP ist die mit Alain Sutter im März lancierte «Weltneuheit» Riesenklangschale (siehe Foto). Es handelt sich um eine über zwei Tonnen schwere Klangschale aus Bronze mit einem Durchmesser von 1,76 Meter, die einen eigenen Raum im Hotel erhalten hat. Mit dem Hotel-Spa hat das Ganze nichts zu tun. «Eher mit einer Kirchenglocke», sagt Hunziker, «während der Zeremonie gehen Millionen von Schwingungen durch Körper und Geist des Menschen und versetzen jede Zelle in harmonisierende Schwingungen.»

Die andere USP des Fünfsternehotels ist die Philosophie der «Puren Lebensfreude», welche die Gäste des Hotels geniessen sollen. Als erstes und einziges Hotel der Schweiz bietet das Palace Luzern eine «Lebensfeuer-Messung» an. «Die medizinisch fundierte Methode basiert auf der Messung des Herzschlags und gibt Aufschluss über die körperliche und geistige Gesundheit des Gastes», erklärt der Hoteldirektor.

Die Riesenklangschale

Tönt reichlich esoterisch, merkt der Autor an. Raymond Hunziker widerspricht dem: «Unser Konzept der puren Lebensfreude ist etwas Nachhaltiges und Langfristiges. Der Erfolg lässt sich nicht sofort messen.» Viele Gäste kämen ins «Palace Luzern», um die Riesenklangschale anzuschauen. Welche Personen oder Nationalitäten das besonders anspricht, kann er nicht sagen. Zu wirtschaftlichen Fragen seines Betriebs äussert sich Hunziker vage. Sinkende Zimmerpreise – der Durchschnittspreis sank 2013 von 362 auf 355 Franken – seien ein gesamtschweizerisches und nicht ein Luzerner Phänomen, sagt er.

Im Geschäftsbericht steht, das Hotel wolle mit seiner Neuausrichtung die Nachfrage stimulieren und die Kapazitäten gleichmässiger auslasten, sodass sich die Abhängigkeit von der Sommersaison mildert. Der Sommer ist für den Luzerner Tourismus die Hauptsaison. «Mit unserer neuen strategischen Ausrichtung sind wir wetterunabhängiger», sagt der Hoteldirektor. Man wolle vermehrt Meetings und Firmenanlässe anziehen und plane Events in der Nebensaison. «Ausserdem arbeiten wir natürlich eng mit den lokalen Tourismusorganisationen bei Angeboten, Aktionen und Sales zusammen», sagt Hunziker.

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