Blick-Geschäftsführer setzt sich für FCL-Mann ein

«Lukas Troxler trägt nicht die alleinige Verantwortung»

Alexander Theobald hat Lukas Troxler zur Blick-Gruppe geholt.

(Bild: zvg)

Im Frühjahr 2017 hat Lukas Troxler (41), designierter Geschäftsführer des FC Luzern, mit der Ausrichtung eines WTA-Turniers in Biel seinem Arbeitgeber einen Millionenverlust beschert. Unsere Recherche über das damalige Kadermitglied bei Infront Ringier hat hohe Wellen geschlagen. Nun bezieht Alexander Theobald (54), Geschäftsleiter der Blick-Gruppe und Verwaltungsrat von Infront Ringier, Stellung zum Fall Troxler.

Gut sieben Monate nach der Entlassung von CEO Marcel Kälin, Absagen von Wunschkandidaten und dem Support eines in der Zentralschweiz bekannten Jobvermittlers schloss der FC Luzern die Vakanz in der operativen Führung mit Lukas Troxler. Doch hatte die FCL-Klubführung schon vor dessen Engagement Kenntnis vom «Desaster», das Troxler gemäss dem aktuellen Geschäftsführer von Infront Ringier mit einem publikumswirksamen Projekt anrichtete (zentralplus berichtete)?

Schliesslich soll der gebürtige Surseer – nach einem halbjährigen Provisorium als Stellvertreter – die Geschäftsleitung von Philippe Studhalter, dem VR-Präsidenten des FC Luzern, übernehmen – und damit die operative Verantwortung für ein mittleres KMU mit Millionenumsatz.

zentralplus: Erstaunlich ist, dass Sie sich für einen Mitarbeiter, der die Blick-Gruppe verlassen wird, einsetzen – und mit dem FC Luzern nicht der neue Arbeitgeber, der Lukas Troxler engagiert hat. Was ist Ihre Motivation?

Alexander Theobald: Lukas Troxler hat sich sehr verdient gemacht um der Blick-Gruppe. Ich bedaure seinen Abgang sehr. Aber der FC Luzern, Lukas Troxler und ich haben uns gemeinsam entschieden, dass ich dazu Stellung nehme, weil ich bei Infront Ringier die Vorgänge, die in Ihrer Geschichte zum Teil nicht korrekt dargestellt wurden, kenne. 

zentralplus: Wir stehen nach wie vor zu jedem einzelnen Buchstaben und jeder Zahl unserer Recherche über Lukas Troxler. Sie wird ja zusätzlich gestützt durch Martin Blaser, den Geschäftsführer von Infront Ringier, der sich vor Monaten im «Tages-Anzeiger» dahingehend zitieren liess, dass ihm ein «Desaster» hinterlassen und der Sponsoringmarkt wie auch andere Parameter falsch eingeschätzt worden sind. Das tönt nicht nach Wertschätzung für Lukas Troxlers Arbeit.

Theobald: Wir werden nicht zu jeder einzelnen Zahl Stellung beziehen. Aber der genannte Verlust bewegt sich unter der genannten Zahl. Meine Wertschätzung hat Troxler, auch jene des Verwaltungsrates von Infront Ringier. Tatsächlich aber war das WTA-Turnier in Biel kein Erfolg. Es ist richtig, wir haben uns höhere Einnahmen aus dem Sponsoringbereich und durch Zuschauereintritte erhofft. Aber das hat viele Gründe, für die Lukas Troxler nicht die alleinige Verantwortung trägt.

Lukas Troxler gibt anlässlich der ersten Austragung des WTA-Turniers in Biel dem Schweizer Fernsehen SRF ein Interview.

Lukas Troxler gibt anlässlich der ersten Austragung des WTA-Turniers in Biel dem Schweizer Fernsehen SRF ein Interview.

(Bild: Screenshot SRF)

zentralplus: Wollen Sie damit sagen, dass der Verwaltungsrat Lukas Troxler in seine geschäftlichen Aktivitäten nur unzureichend kontrolliert hat?

Theobald: Nein, wir haben unseren Job gemacht und die Kostenfaktoren kontrolliert. Ich gebe Ihnen zwei Beispiele dazu: Erstens kamen wir auf der Basis von Gegenofferten anderer Anbieter zum Schluss, dass die Miete der Tennishalle in Biel ein gutes Angebot war. Zweitens war der Vertrag mit Belinda Bencic, damals die Nummer 7 der Welt, marktüblich. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass sie danach in eine sportliche Krise geraten sollte.

zentralplus: Aber mit Verlaub: Tennisexperten bezeichnen die 200 000 Franken, die der im Tennis unkundige Lukas Troxler mit Belinda Bencic als Startgage vertraglich vereinbart hat, als Irrsinnssumme. Und vor allem auch als völlig unnötig. Denn Bencic wäre wegen ihrer Schweizer Sponsoren auch gratis in Biel angetreten.

Theobald: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie den Vertrag von Frau Bencic mit ihren Sponsoren inhaltlich kennen. Wir haben uns nach den Benchmarks anderer WTA-Turniere orientiert. Das sind marktübliche Konditionen, die hier vereinbart wurden.

zentralplus: Als Medienmanager wissen Sie aber auch, dass der Leidensdruck gross sein muss, bis ein Macher in der Position eines Martin Blaser sich in aller Öffentlichkeit so negativ äussert über die Arbeit von Lukas Troxler.

Theobald: Das hat er gesagt, als Lukas Troxler schon bei der Blick-Gruppe angestellt war. Und dazu möchte ich nichts sagen.

«Er hat den Sport der Blick-Gruppe weitergebracht, zum Beispiel im Bereich E-Sports oder Videorechte.»

zentralplus: Aber es ist kein Zufall, dass Lukas Troxler gehen musste, nachdem der tennisaffine Martin Blaser den Laden bei Infront Ringier von Gian Gilli übernommen hat.

Theobald: Das hat nichts miteinander zu tun. Ich habe mich damals aktiv darum bemüht, Lukas Troxler in die Geschäftsleitung der Blick-Gruppe zu holen. Er wollte nicht von Infront Ringier weg. Aber ich schätze mich glücklich, dass ich Lukas Troxler von einem Jobwechsel überzeugen konnte.

zentralplus: Und jetzt ist er schon bald wieder weg, nachdem er erst am 1. September 2017 bei Ihnen angefangen hat. Das sieht nicht nach einer beidseits befriedigenden Zusammenarbeit mit einer gemeinsamen Perspektive aus. Und das, obwohl der Job als vorerst stellvertretender Geschäftsführer beim FC Luzern nicht als Karrieresprung bezeichnet werden kann.

Theobald: Da liegen Sie falsch. Er hat einen hervorragenden Job bei uns gemacht. Aber er ist seit Kindesbeinen an mit Herz und Seele verwachsen mit dem FCL. Gegen dieses Jobangebot konnten wir nicht ankommen. Es ist schade, dass Lukas Troxler geht. Er hat den Sport der Blick-Gruppe weitergebracht, zum Beispiel im Bereich E-Sports oder Video-Rechten. 

zentralplus: Nachdem der FCL in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Vorgängern auf vergleichbarer Position gemacht hatte, wurde der Stellenbeschrieb des neuen Geschäftsführers stark auf Vermarktung und Verkauf fokussiert. Entspricht das dem Profil von Lukas Troxler?

Theobald: Es hat uns beim Eintritt in neue Geschäftsfelder geholfen, dass Lukas Troxler mit seiner konzeptionellen Denkweise aus der Sportvermarktung kam. Ich bin überzeugt davon, dass der FC Luzern von der Erfahrung von Lukas Troxler enorm profitieren kann.

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