Sommer-Festival zum Thema «Macht»

Lucerne Festival zurück auf dem Inseli – und im Gütschwald

Die Motive des diesjährigen Sommer-Festivals des Lucerne Festivals.

(Bild: zvg)

Schönes Timing: Gleichzeitig zum Handshake zwischen dem US- und dem nordkoreanischen Machthaber gibt das Lucerne Festival ihr diesjähriges Sommerprogramm bekannt. Dieses steht unter dem Thema Macht. Es bringt das beliebte Public Viewing zurück aufs Inseli.

Warum Macht? Das diesjährige Motto des Sommer-Festivals sei das bisher schwierigste, sagte Intendant Michael Haefliger bei der Programmpräsentation am Mittwoch. «Wir werden das Thema nicht erledigen, und wir hoffen, dass es uns nicht erledigt», so Haefliger.

Zwischen 16. August und 15. September spürt das 81. Sommer-Festival verschiedenen Machtfragen nach. Musik könne der Macht huldigen oder gegen sie aufbegehren, aber sie verfüge auch selbst über eine beträchtliche Wirkung, so das Festival. «Das Thema Macht war noch nie so präsent wie heute», so Haefliger. Und das sagte er nicht nur, weil zeitgleich in Hanoi die Machthaber Donald Trump und Kim Jong-un die Hände schüttelten.

Das diesjährige Plakat greift das Festivalthema mit drei verschiedenen Sujets auf – allesamt Kopfbedeckungen, die man stark mit Macht assoziiere: Staatsmacht, Klerus und Geldadel. «Hüte suggerieren, dass man über anderen steht», so Haefliger.

Politische, erotische und psychologische Macht

Musikalisch nähert sich das Festival dem gesellschaftspolitischen Thema Macht aus unterschiedlichsten Perspektiven. Einen zentralen Schwerpunkt bildet der Mozart-Da-Ponte-Zyklus mit den drei Opern «Le nozze di Figaro», «Don Giovanni» und «Così fan tutte», die drei Spielarten der Macht umkreisen: die politische, die erotische und die psychologische Macht.

Teodor Currentzis dirigiert diesen Zyklus mit dem musicAeterna-Orchester und Chor der Oper Perm und mit Solisten wie Dimitris Tiliakos als Don Giovanni, Alex Esposito als Figaro oder Paula Murrihy und Ekaterina Scherbachenko, die jeweils gleich zwei Rollen übernehmen. Vor allem arbeitet er dabei erstmals mit Cecilia Bartoli zusammen, die den Part der Despina in «Così fan tutte» gestaltet und bei einem zusätzlichen Konzert mit Mozart-Werken auftritt.

Pionier der Elektro-Musik

Composer in residence ist im Sommer der Schweizer Komponist und Pionier der elektronischen Musik Thomas Kessler. Er werde das Sommerthema zu einer «Reflexion über musikalische Machtverhältnisse» nutzen. Er bringt etwa das Orchesterstück Utopia III mit, bei dem die Musiker die live-elektronischen Klangmodulationen ihres Spiels selbst steuern.

Kessler trug bei der Programmpräsentation gleich eine Kostprobe vor – mit einem Posaunisten und einem iPad. Ein Orchesterstück, gesteuert über ein iPad, das sei eine Weltneuheit, so Kessler. «Das Orchester selbst wird zum Mischpult aus 51 Reglern», sagt Kessler. Die Orchestermusiker werden mit iPads, Mikrofonen und Lautsprechern ausgestattet, damit diese ihr Spiel live modulieren können.

Composer in Residence Thomas Kessler gilt als Pionier der elektronischen Musik.

Composer in Residence Thomas Kessler gilt als Pionier der elektronischen Musik.

(Bild: zvg/Inge Zimmermann)

Gütschwald wird zum Konzertsaal

Für die breitere Öffentlichkeit dürfte der Erlebnistag am 1. September attraktiv sein, wo Konzerte für die ganze Familie auf dem Programm stehen. Er beginnt mit einer Performance von Musikern der Lucerne Festival Academy und der Perkussionistin Robyn Schulkowsky auf dem Europaplatz. Später treten dort Weltmusikgruppen des Festivals «In den Strassen» auf und es gibt ein Wunschkonzert im Konzertsaal des KKL, wo die Entscheidung über das Programm in den Händen der Besucher mittels einer Online-Abstimmung liegt.

Es gibt zudem ein Sitzkissenkonzert, Konzerte im Kunstmuseum und eine Podiumsdiskussion über Machtstrukturen mit dem Pianisten Igor Levit, der früheren Bundesrätin Micheline Calmy-Rey, dem Wirtschaftsjournalisten Rainer Hank sowie dem Festivalintendanten Michael Haefliger.

Zudem gibt es in Kooperation mit dem Luzerner Theater am Erlebnistag drei Aufführungen in einem kleinen, temporären Konzerthaus für gerade mal 16 Zuschauer auf dem Europaplatz. Das Stück «Tonhalle» von Ruedi Häusermann ist ein Zusammenspiel zwischen einem Quartett und einem Schauspieler. Ebenfalls zusammen mit dem Luzerner Theater wird in der Natur die Waldsinfonie «Ouverture dans la nuit» aufgeführt – der Gütschwald wird so zum Konzertsaal.

Wird es zumindest dieses Jahr nicht geben: Die Übertragung des Eröffnungskonzertes auf dem Inseli.

Diesen Sommer gibt es wieder eine Live-Übertragung des Lucerne Festival auf dem Inseli.

(Bild: Stefan Deuber/Lucerne Festival)

Zurück aufs Inseli

Chef-Dirigent Riccardo Chailly, der kürzlich bis 2023 verlängert hat, widmet sich mit dem Lucerne Festival Orchestra zur Eröffnung des Sommer-Festivals 2019 dem russischen Komponisten Sergej Rachmaninow. Den Solistenpart übernimmt Denis Matsuev.

Und – «Streichen Sie das gross an», so Michael Haefliger: Das Lucerne Festival zeigt ihr Eröffnungskonzert wieder als Public Viewing auf dem Inseli, nachdem man letztes Jahr auf die beliebte Leinwandübertragung verzichtet hat (zentralplus berichtete). Dank besonderer Anstrengungen und der Unterstützung durch einen Sponsor habe man es geschafft, das Eröffnungskonzert unter der Leitung von Riccardo Chailly wieder gratis auf der Wiese zu zeigen. Ebenfalls auf dem Inseli werden wieder verschiedene Musiker der Academy bei der Buvette zu Gast sein.

Lucerne Festival im Sommer: 16. August bis 15. September. Der Vorverkauf für das Sommer-Festival startet am 25. März um 12 Uhr.

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