Er weckt bei den FCL-Fans Hoffnung

Louis Schaub ist Österreichs Antwort auf Hakan Yakin

Der neue FCL-Spieler Louis Schaub (links) Anfang dieses Jahres im Testspiel mit dem Hamburger SV gegen den FC Basel (rechts Kemal Ademi). (Bild: Andy Mueller/freshfocus)

Hakan Yakin war der bislang herausragendste Spielmacher des FC Luzern in diesem Jahrtausend. Nun könnte Louis Schaub in seine Fussstapfen treten. In vielerlei Hinsicht sind ihre Spielerprofile identisch – mit einer Ausnahme.

Wer ist Louis Schaub? Der 25-jährige Linksfuss, der an diesem Donnerstag zum ersten Mal nach seiner Ausleihe vom 1. FC Köln mit seinem neuen Arbeitgeber trainiert hat (zentralplus berichtete), weiss, wo das gegnerische Tor steht.

Das lässt sich aus der Statistik ablesen: 25 Tore und 24 Assists in 160 Spielen für Rapid Wien, 3 Tore und 14 Assists in 39 Spielen in der zweiten Bundesliga für den 1. FC Köln und den Hamburger SV sowie 5 Tore in 14 Länderspielen mit Österreichs Nationalmannschaft. Schöne Werte.

Aber wie funktioniert Louis Schaub als Spieler und Mensch? Kaum einer weiss das besser als der Fussballjournalist Jürgen Kemper, der den österreichisch-deutschen Doppelbürger anderthalb Jahre in Köln eng begleitet hat.

Er sagt: «Louis zeichnet sich durch eine ausserordentlich gute Technik aus, er kann den Ball eng am Fuss führen, er hat Übersicht und kann den tödlichen Pass spielen. Auch im Abschluss ist er stark, aber er sucht ihn noch zu selten.»

Beruflicher Neustart beim FCL

Diese Einschätzung hätte getrost auch auf Hakan Yakin gepasst. Der heute 43-jährige Assistent bei Schaffhausen, der ab Sommer 2009 zweieinhalb Saisons für den FCL spielte und dabei 29 Tore und 31 Torvorlagen produzierte, begeisterte mit seinem linken Fuss das Luzerner Publikum.

«Für den schnellen und physisch geprägten Fussball in der Bundesliga ist Louis nicht gemacht.»

Fussballjournalist Jürgen Kemper

Doch Schaub weiss seit Anfang Jahr, dass der 1. FC Köln trotz Vertrag bis 2022 nicht mehr mit ihm plant. Auch seine Ausleihe im letzten halben Jahr zum Hamburger SV geriet nicht zur Erfolgsgeschichte. Als es in den letzten zwei Spielen um den Aufstieg in die Bundesliga ging, stand Schaub nicht mehr im Kader.

Kemper sagt: «Seine berufliche Zukunft wird nicht in der Bundesliga liegen. In Deutschland ist sein Name verbrannt.»

Zweikämpfe mag er nicht

Aber wie kann es sein, dass ein Mann mit diesen eher seltenen Fähigkeiten aussen vor ist? «Für den schnellen und physisch geprägten Fussball in der Bundesliga ist Louis nicht gemacht», erklärt Kemper. «Zweikämpfe sind nicht sein Ding.» Darüber hinaus sei Louis Schaub im Antritt und auf Distanz nicht der Schnellste.

Eine ähnliche Einschätzung wäre vor 15 Jahren wohl auch über Hakan Yakin abgegeben worden, als dieser beim VfB Stuttgart nie über die Rolle eines Statisten hinauskam.

Sechser muss seine defensiven Pflichten übernehmen

Aber eben: Die Super League ist nicht die Bundesliga – und darum scheint der FCL mit Louis Schaub ein spannendes Projekt am Start zu haben. «Wenn Louis in Luzern die Rolle als Spielmacher mit vielen Freiheiten zugeteilt wird und er sich nicht um defensive Aufgaben kümmern muss, kann es funktionieren», so Kemper.

Am besten komme Louis Schaub in einem 4-2-3-1-System zur Geltung. «Als falscher Zehner hinter der Spitze. Und so kann mindestens ein Sechser Schaubs defensive Pflichten übernehmen.»

«Louis braucht mentale Streicheleinheiten des Trainers.»

Es ist genau das System, das FCL-Trainer Rolf Fringer damals mit Hakan Yakin hinter der Sturmspitze spielen liess. Yakins defensive Aufgaben teilten sich in dieser Zeit Michel Renggli und Burim Kukeli.

Aber es ist nicht das System von Fabio Celestini. Der aktuelle FCL-Cheftrainer lässt seine Mannen am liebsten in einem 4-4-2, einem 4-3-3 oder 3-4-3 auflaufen.

Zu Schaubs Fähigkeiten passt das 4-4-2 wohl am besten. Da könnte er als hängende Spitze hinter Francesco Margiotta agieren. So, wie das letzte Saison mit dem zu Inter Mailand abgewanderten Darian Males schon ganz gut funktioniert hat (zentralplus berichtete).

Schaub sorgte nie für Ärger

Typen, die auf dem Rasen bisweilen Geniales vollbringen können, gehören nicht selten in die Kategorie «Wohlfühlspieler». So war es bei Yakin und so ist es bei Schaub. «Louis braucht mentale Streicheleinheiten des Trainers und muss bisweilen auch aufgefangen werden», weiss Kemper.

Damit aber genug der Gemeinsamkeiten. Anders als Yakin wird Schaub als pflegeleichter Spieler beschrieben. «Als ihn der 1. FC Köln vor seiner Ausleihe nach Luzern in die U21 degradierte, hat er nie für Ärger gesorgt. Louis ist ein feiner Kerl, immer nett und loyal. Als Familienmensch bevorzugt er ein ruhiges Leben», sagt Kemper.

Ob Schaub den FC Luzern auf ein spielerisch höheres Niveau führen kann? In Anlehnung an Deutschlands Fussball-Kaiser Franz Beckenbauer bleibt bloss die Antwort: «Schaub mer mal ...»

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