Angebot der Profis bleibt aus

Lohnverzicht? Spielergewerkschaft spielt EVZ den Puck zurück

Welches Gesicht zeigen die EVZ-Spieler (von links Bachofner, Kovar und Albrecht), falls es in nächster Zeit um das Thema Lohnverzicht gehen sollte? (Bild: Marc Schumacher/freshfocus)

Es hätte ein Signal zur gemeinsamen Bewältigung der Corona-Krise sein können. Stattdessen reicht die Spielergewerkschaft bei der Liga ein umfangreiches Dossier ein mit dem Schluss, keinen Vorschlag zu einem Lohnverzicht zu machen. Beim EVZ hat jetzt das grosse Rechnen begonnen.

Seit vier Jahren existiert in der Schweiz eine Spielergewerkschaft. Noch wird sie vom ehemaligen Eishockey-Profi Gianni Ehrensperger (35) präsidiert und angeblich sollen sich ihr 90 Prozent der Spieler angeschlossen haben.

Ein Gewicht hat die Interessensvertretung allerdings nicht. Weil es keinen Gesamtarbeitsvertrag im Schweizer Eishockey gibt, kann sie gegenüber der Liga auch nicht als Verhandlungspartner auftreten.

Trotzdem bekam sie in der Corona-Krise unverhofft die Chance für einen grossen Auftritt. «Diese Vereinigung wird den Klubs einen Vorschlag für eine gesamtschweizerische Lösung zur Diskussion unterbreiten», sagte EVZ-Präsident Hans-Peter Strebel im Interview mit zentralplus vor ein paar Tagen.

Die lächerliche Quintessenz

Doch daraus wird nun nichts. Wie zentralplus aus dem Headquarter der Liga erfuhr, hat die Spielergewerkschaft zwar ein viele Seiten dickes Dossier eingereicht. Aber sie kommt dabei zur schier lächerlichen Quintessenz, dass jeder der zwölf National-League-Vereine selber schauen soll, wie er mit dem Thema Lohnverzicht umgeht.

Dieses Vorgehen wird der Spielergewerkschaft kaum dazu gereichen, dass sie künftig als umsichtige und verlässliche Vereinigung wahrgenommen wird.

«Eventuell werden wir über die Stundung eines prozentualen Lohnanteils befinden.»

EVZ-CEO Patrick Lengwiler

Der EV Zug hat den Puck also zurückgespielt bekommen. In einem Punkt kann CEO Patrick Lengwiler, der im Zuge der Corona-Krise einen Lohnverzicht der Zuger Profis erwartet (zentralplus berichtete), die Haltung der Spielergewerkschaft sogar nachvollziehen: «Weil die Schadensumme noch nicht feststellbar ist, wäre es schwierig geworden, einfach einen Prozentsatz eines Lohnverzichts in den Raum zu stellen.»

Wie lange ist der EVZ zahlungsfähig?

Sein Gedankengang: Hätte die Spielergewerkschaft zum Beispiel einen zehnprozentigen Lohnverzicht vorgeschlagen, hätten der EVZ und weitere Klubs in ein paar Monaten vielleicht feststellen müssen, dass «40 Prozent angemessen gewesen wären», so Lengwiler. «Oder letztlich vielleicht sogar null.»

EVZ-CEO Patrick Lengwiler vor der Bossard-Arena. (Bild: EVZ)

Bei den Zugern haben sie jetzt den grossen Rechner ausgepackt. Es geht dabei um die vordringliche Frage: Wie lange kann der EVZ seine Zahlungsfähigkeit aufrechterhalten?

Bis Ende April und dem Geschäftsabschluss der letzten Saison konnte er die Löhne in vollem Umfang entrichten. «Über welchen Zeitraum wir dies anhand der behördlichen Anordnungen, deren grossen finanziellen Konsequenzen und der nach wie vor herrschenden Ungewissheit aufrechterhalten können, müssen wir stets von Neuem ermitteln. Eventuell werden wir über die Stundung eines prozentualen Lohnanteils für die Sicherstellung der Liquidität in den nächsten Monaten befinden», so Lengwiler.

Er ist der Überzeugung, mit den Spielern eine Lösung finden zu können.

Lengwiler strebt «solidarische und faire Lösung» an

Ein allfälliger Lohnverzicht wird eine andere Hausnummer sein. «Die volle Höhe des Schadens, den uns die Entscheide des Bundes wegen Corona verursacht haben, können wir erst dann ermitteln und beziffern, wenn Bundesbern Nägel mit Köpfen gemacht hat und wir Gewissheit haben, wie und ab wann wir wieder zur Normalität zurückkehren können», sagt Lengwiler.

Ein zentraler Punkt dabei ist die Frage: Kann die neue Saison wie geplant am 18. September vor Publikum starten? Bis und mit Ende August sind Grossveranstaltungen mit über 1’000 Zuschauern untersagt.

«Geht es um einen Lohnverzicht, stehen wir in der Pflicht, klar aufzuzeigen, wer warum auf wie viel verzichten muss.»

EVZ-CEO Patrick Lengwiler

Ist der EVZ zur Bewältigung der Corona-Krise auf einen Lohnverzicht der 120 Festangestellten angewiesen, will Lengwiler «eine solidarische und faire Lösung» erarbeiten. Das bedeutet selbstredend, dass die Grossverdiener mehr partizipieren müssten als Mitarbeiter im Gastro-Sektor.

«In diesem Fall stehen wir in der Pflicht, klar aufzuzeigen, wer warum auf wie viel verzichten muss. Und auch, was der Arbeitgeber zur Krisenbewältigung bis dato beigesteuert hat und auch in Zukunft selber tragen kann», hält Lengwiler fest.

Es sei die Aufgabe der Klubführung, alles zu versuchen, um nicht mehrere Arbeitnehmende entlassen zu müssen. «Aber gleichzeitig muss ich darauf schauen, dass der EVZ wirtschaftlich weiterhin auf tragfähigen Beinen steht.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Alf Tannenbaum
    Alf Tannenbaum, 06.05.2020, 11:42 Uhr

    Es ist keine Gewerkschaft, sondern eine Interessengemeinschaft.

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