Lockdown machte Kinder psychisch krank

Fehlende Tagesstrukturen und soziale Isolation: Experten schätzen, dass die Corona-Krise in der Schweiz bei jedem zehnten Minderjährigen zu einer posttraumatischen Störung führen könnte. Die Entwicklung beobachtet man in Luzern mit grosser Sorge.

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Redaktion zentralplus

Als die Schulen wegen des Lockdowns schliessen mussten, traf dies auch die Tagesklinik der Kinder- und Jugendpsychiatrie Luzern in Kriens. Doch bereits früh zeichnete sich ab, dass die Kinder daheim nicht zurecht kamen. Etliche kamen zurück und mussten stationär untergebracht werden (zentralplus berichtete).

Auch andere Beratungsstellen, ambulante Einrichtungen und stationären Institutionen beobachten eine starke Zunahme psychologischer Probleme bei Minderjährigen seit dem Lockdown. Diese Entwicklung halte auch nach der Öffnung an, sagt Oliver Bilke, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienste der Luzerner Psychiatrie, zur «NZZ am Sonntag».

Fehlende Struktur verursachte Stress

Die Corona-Krise könnte in der Schweiz bei jedem zehnten Minderjährigen zu einer posttraumatischen Störung führen. Eine erste Analyse zeige, dass die Fallzahlen von jungen Menschen mit Depressionen, Angstzuständen, Aggressionen und sozialen Phobien markant gestiegen sind. Seit der Öffnung beobachten Bilke und weitere Ärzte auch mehr suizidale Äusserungen und Suizidversuche bei Minderjährigen als vor der Krise.

«Der Lockdown war nicht kindergerecht», wird Bilke zitiert. Anders als Erwachsene seien Kinder nicht krisenerprobt. Für sie seien Regeln und Routine zentral im Alltag. Fielen diese Strukturen weg, sorge das für massiv erhöhten Stress. «Kommt dann noch die grosse Ungewissheit der Corona-Pandemie hinzu, können gerade vorbelastete Kinder damit besonders schlecht umgehen.»