Riesige Vorfreude auf den Cup-Knüller

Littau fordert YB-Stars heraus: «Resultat ist Nebensache»

Die Littauer bejubeln den Sieg des regionalen Cups, dank dem sie nun auf YB treffen. (Bild: FC Littau)

Am Wochenende steht die erste Hauptrunde des Schweizer Cups an. Dort nimmt dieses Jahr auch der FC Littau teil. Mit dem amtierenden Schweizer Meister YB hat man ein Traumlos erwischt. Entsprechend gross ist die Vorfreude – aber auch der Aufwand, der ein solches Spiel mit sich bringt.

Es ist dieses eine Wochenende im Jahr, welches für Fussball-Romantiker einen ganz besonderen Stellenwert hat: Das Wochenende der ersten Hauptrunde im Schweizer Cup. An diesen beiden Tagen begeben sich die Profi-Klubs aus der Super League in die Niederungen der Fussballprovinz, um auf oftmals holprigen Ackern gegen eine Truppe übermotivierter Hobby-Kicker anzutreten. Für die einen ist es eine Aufgabe mit Pflichtcharakter, für die anderen das Spiel ihres Lebens.

So zum Beispiel für die Brüder Luca (27) und Nicola (25) Baumann, die praktisch die gesamte Junioren-Abteilung des FC Littau durchlaufen haben und nun am Samstag auf das übermächtige YB treffen. Für beide ist klar: «Wir wollen jede Sekunde dieses Spiels geniessen, denn es ist ein einmaliges Erlebnis.» Mit dem Los könnten beide kaum glücklicher sein. «Es ist das absolute Traumlos. YB oder FCL, das waren unsere beiden Wunschgegner», verrät Nicola Baumann, der jüngere der beiden Brüder.

Fussball-Laien mögen sich an dieser Stelle vielleicht wundern, wieso sich die Littauer ausgerechnet die Mannschaft als Gegner wünschen, die in den letzten Jahren unangefochten die Nummer eins in der Schweiz war. Ein Ausscheiden ist also quasi vorprogrammiert. Doch gerade dieser Klassenunterschied macht die Magie der ersten Cup-Hauptrunde aus.

Luca Baumann, der Littauer Offensivspieler, erklärt: «Diese Spieler kennst du sonst nur aus dem Fernsehen. Christian Fassnacht von YB war diesen Sommer noch mit der Schweiz an der Europameisterschaft. So etwas hautnah erleben zu können, ist eindrücklich.» Bruder Nicola ergänzt: «Der Wimpel wird nachher im Klubhaus hängen und irgendwann werde ich meinen Kindern diesen Wimpel zeigen können und sagen, dass ich gegen YB gespielt habe. Das Resultat ist da völlig nebensächlich.»

David gegen Goliath

Es sind die vielen Gegensätze, die den Reiz dieser Begegnung ausmachen. Hier die Profis, da die Amateure. Hier der Schweizer EM-Held Fassnacht, da der Hochbauzeichner Luca Baumann. Hier Jean-Pierre Nsamé, der gemäss dem Fussballportal transfermarkt.ch sieben Millionen Euro wert ist, da Nicola Baumann, gelernter Sportartikel-Verkäufer und heute in der Marketingbranche tätig. Kurz: Es ist das typische Duell David gegen Goliath.

Die Gebrüder Baumann mit der IVF-Cup-Trophäe. (Bild: FC Littau)

Für diesen Vergleich werden oftmals die Marktwerte der beiden Teams und der jeweiligen Spieler herangezogen. Nur – der FC Littau hat offiziell gar keinen Marktwert. Denn in den unteren Schweizer Ligen haben Spieler und Teams noch keine Preisschilder. Doch es gibt viele weitere Beispiele, um zu zeigen, wie weit die jeweiligen Welten der zwei Mannschaften auseinanderliegen. So spielte YB vor der Corona-Pandemie zum Beispiel regelmässig vor 30'000 Fans. Die Gebrüder Baumann spielen normalerweise vor etwa 100 Zuschauern und dieses Wochenende zum ersten und vermutlich letzten Mal vor knapp 3'000 Zuschauerinnen.

Eine logistische Herausforderung

Doch damit überhaupt so viele Zuschauer auf die kleine Sportanlage im Ruopigen in Littau passen, braucht es jede Menge Vorbereitungen. Und mittendrin in diesen Vorbereitungen stehen die Littau-Spieler selbst: «Einige von unserer Mannschaft haben gestern die Tribüne aufgebaut. Heute müssen wir beim Aufstellen des Festzelts und der Sicherheitsschranken mit anpacken», erzählen die zwei Brüder. Am Samstag steht dann das Spiel an.

Und dann am Sonntag endlich die Beine hochlagern? «Von wegen», lacht Nicola Baumann. «Vorausgesetzt, dass wir am Sonntag noch laufen können, müssen wir bei den ganzen Aufräumarbeiten auch wieder mithelfen.»

Sowieso werden nur circa 400 Personen auf der Tribüne Platz haben. Die restlichen Zuschauerinnen müssen sich also wie bei einem gewöhnlichen Amateur-Spiel rund um das Spielfeld verteilen. Während dies für 100 Fans überhaupt kein Problem ist, dürfte es bei knapp 3'000 relativ eng zu- und hergehen am Spielfeldrand. «Ich glaube nicht, dass man ab der zweiten Reihe noch viel vom Spiel mitbekommt», muss sich auch Nicola Baumann die bescheidenen Platzverhältnisse in Littau eingestehen.

An der provisorischen Tribüne wurde am Donnerstag spätabends noch gearbeitet. (Bild: FC Littau)

Zudem stellen auch die aktuellen Corona-Massnahmen die Littauer vor logistische Schwierigkeiten. Denn die Veranstaltung kann nur mit Covid-Zertifikat stattfinden. Diese Voraussetzung gilt auch für die Spieler. Wer also nicht geimpft ist, muss sich vor dem Spiel zwingend testen lassen, um spielen zu können. Zudem hat auch der Verein eine Testmöglichkeit organisiert, damit sich die ungeimpften Zuschauer vor Ort noch testen lassen können.

Die Liste der krassen Gegensätze ist lang. Dies zeigt nicht zuletzt die Interviewsituation. Trifft zentralplus Fussballspieler üblicherweise in hochoffiziellen Presseräumen, stehen die Littauer Brüder in ihrer Mittagspause in einer Dönerbude Red und Antwort. Fladenbrot mit ordentlich Cocktail-Sauce – bei YB-Spielern kurz vor dem Einsatz wohl höchstens ein Tagtraum.

Nach dem letzten Biss noch ein Resultattipp? Beide drucksen lange herum. Luca Baumann verrät dann aber doch: «Wir wollen nicht zweistellig verlieren und mindestens ein Tor selber erzielen.» Damit ist auch sein Bruder einverstanden: «Mit einem 1:7 könnte ich gut leben.» Na dann, viel Glück!

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