Platz acht für Zug im Gemeinde-Rating

Liebes Gemeinde-Rating: Du engst mich so ein!

ZUg auf Platz acht. So kann das nicht weitergehen. (Bild:LIonel Hausheer)

Jedes Jahr erstellt die «Weltwoche» eine Rangliste der angeblich lebenswertesten Gemeinden in der Schweiz. Dieses Jahr rangiert Zug auf Platz acht. Die Liste scheint jedoch eher nach Bünzligkeit statt nach Lebensqualität zu ordnen. Bünzlig? Nicht mit uns! Deswegen machen wir nun mit dem Gemeinde-Rating Schluss, per Brief.

Liebes Gemeinde-Rating

Wir müssen reden. Es liegt nicht nur an dir, ich möchte mich bloss weiterentwickeln. Ich mache Schluss.

Ich habe versucht, aus deinem Rating auszusteigen, ich will, dass unsere Wege sich trennen. Im Guten. Wir haben uns ja bereits distanziert: Innert einem Jahr sank ich von Platz zwei auf Platz acht. Aber Platz acht ist ja noch immer unter den Top Ten und ich will nicht mehr nur die schnöselige Bünzli-Stadt der Zentralschweiz sein, ich will mehr im Leben. Ich muss neue Erfahrungen sammeln. Ich hoffe, du verstehst das.

Natürlich bin ich ein wenig stolz auf deine Bewertung. Komplimente hört man ja auch gerne, wenn sie vom Karohemd-Lehrer mit den Schweissflecken und den Nikotin-Fingern kommen. Irgendwie. Trotzdem wird man dann später von den coolen Kids der Zürcher Gemeinden auf dem Pausenhof verhauen.

Liebes Gemeinde-Rating, wir haben uns einfach auseinandergelebt.

Klar, ich finde auch, ich sehe gut aus. Meine Seepromenade ist der Traum eines jeden Hobbyfotografen und meine Steuern lassen Finanzhaie selbst unter Wasser noch sabbern. Mein öV fährt sich die Räder blutig, nur um mir zu gefallen, meine Schulen sorgen für schlaue Kinder und wenn die mal eine Cola-Dose stehen lassen, dann zieh ich ihnen die hundert Stutz konsequent vom Sackgeld ab!

Das alles, das mag dir ja gefallen. Dir gefallen ja auch die Streber aus Rüschlikon (Platz eins!), die tagsüber in den Gemeinden ab Platz 50 arbeiten und dann abends am Zürichsee im beschaulichen Dorf Mutter und Kind spielen. Aber so sind wir nicht! In einer Beziehung muss man den anderen gerade wegen seiner Fehler lieben. Und von deiner Seite ist hier so wenig gekommen …

Du siehst nur die eine Seite von uns. Du liebst mich wegen meiner festen Immobilienpreise und meiner lasziven Leerwohnungsziffer, wegen meiner prallen Arbeitsplätze und meiner tief hängenden Steuern, wegen meiner lächerlich kleinen Vergehen gegen das Ausländer-, Straf-, und Betäubungsmittelgesetz.

Du trennst in deiner Weltsicht zwischen Pöbel und Streber. Doch wir sind mehr als nur Streber. Liebes Gemeinde-Rating, wir fühlen uns so eingeengt von deinen Massstäben.

Dieses Jahr kamst du mit dem Titel «Hier ist’s schön, hier will ich bleiben». Der Spruch stammt vom Frosch in einer Fabel, der sich auf seiner Seerose an den Fliegen satt frisst.

Worauf ihn der Storch schnappt.

Die Moral am Schluss der Fabel lautet: Wer nur bedacht ist auf sein eigen Wohl, muss damit rechnen, dass der Teufel ihn hol’.

Liebes Gemeinde-Rating: Den Teufel wünsche ich keinem, doch unsere Wege trennen sich hier.

Alles Gute auf deinem Weg, auch ohne uns.

Das andere Zug

 

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