Grosse Pläne bei Menzinger Pfadi

Lieber Volksfest als Desaster

Ein Openair, ganz im Zeichen der Pfadi: Das PFF soll im August in Menzingen stattfinden. (Bild: Anja Wurm www.anjawurm.ch)

In Menzingen steigt kommenden August das Schweizerische Pfadi Folk Fest. Erwartet werden mehrere tausend Gäste und etwa 15 Bands. Die Erfahrung zeigt: Ohne ausgesprochenes Organisationstalent kann ein solches Festival schnell im Schlamassel enden. Warum es die Zuger Pfader trotzdem wagen.

Das verschlafene Dorf Menzingen, hinter sieben Zuger Hügeln liegend, wird im August kurzzeitig zum musikalischen Mekka der Schweizer Pfadibewegung. Das sogenannte Pfadi Folk Fest, auch PFF genannt, bietet während drei Tagen Musik und Openair-Stimmung, ohne dabei ins Gitarren-Schrumm-Klischee zu verfallen. Im Gegenteil, das Organisationskomitee hat für den Anlass dieses Jahr Schweizer Grössen wie Dabu Fantastic, Hecht oder Lo & Leduc gebucht.

Die Organisation des Pfadilagers hilft

2012 ist die Idee eines Zuger PFFs zum ersten Mal in den Köpfen der hiesigen Pfadileiter herumgeschwirrt, im Dezember desselben Jahres wurde ein Vorstand gegründet und Ressortleiter auserkoren. Heute sind es 55 junge Leute, die eine grössere Funktion innehaben. Auf sie alle kommt bis Ende August viel Arbeit zu.

Dem OK-Präsidenten Samuel Hofmann ist das bewusst. Er sagt dazu: «Ich arbeite derzeit Teilzeit. Aber ja, man investiert durchaus viel von der Freizeit in so ein Projekt. Doch die meisten von uns sind Pfadileiter von Menzingen oder aus dem Kanton, die Erfahrung darin haben, Lager zu organisieren. So konnten wir fürs PFF viel mitnehmen von dem, was wir bei der Organisation des kantonalen Sommerlagers 2013 gelernt haben.» Die Frage nach dem Grund für ein selbstgebackenes PFF beantwortet Hofmann schlicht: «Wir wollen etwas davon zurückgeben, was wir früher an anderen PFFs erleben durften.»

Letztes Jahr fand in Biel ein ebensolches Pfadi Folk Fest statt. Und sorgte nicht nur für positive Schlagzeilen. Zurück blieb nämlich nicht nur ein beträchtliches finanzielles Defizit, sondern auch ein wütender Bauer, dessen Land offenbar unerwartet Schaden genommen hatte. Wie gehen die Zuger Organisatoren sicher, dass sich ein solches Szenario nicht wiederholt?

«Wir haben bewusst vorsichtiger budgetiert.»

Samuel Hofmann, OK-Präsident des Pfadi Folk Fest 2015

Hofmann erklärt: «Auf finanzieller Ebene haben wir uns insofern abgesichert, dass wir einerseits mit einem Coach der Pfadibewegung Schweiz arbeiten, der uns hilft. Anderseits haben wir verschiedene Defizitgarantien abgeschlossen mit dem Kanton Zug, dem Verband Pfadi Kanton Zug und der Pfadibewegung Schweiz.» Ausserdem rechne man dieses Jahr mit weniger Besuchern. «Das heisst, wir haben bewusst vorsichtiger budgetiert.»

Kein finanziell riskanter Anlass

Vom Kanton Zug erhielt das Projekt neben der Defizitgarantie von 10’000 Franken auch einen Unterstützungsbeitrag von 40’000 Franken. Laut Regierungsrat habe die zuständige Fachkommission «Projekte Jugendförderung» den Antrag im November 2014 beraten und dem Rat einstimmig empfohlen, das Gesuch gutzuheissen.

Wie der Regierungsrat auf Anfrage erklärt, handle es sich aus seiner Perspektive nicht grundsätzlich um einen finanziell riskanten Anlass, sofern dieser gut geplant werde und das Organisationsteam gut vernetzt sei. Diese Voraussetzungen seien seiner Ansicht nach gegeben. Die Defizitgarantie sei indes gesprochen worden, um wetterbedingte Verluste abzufangen.

Aus den Fehlern der Vorgänger gelernt

Medienberichten zufolge war ein konkretes Problem des Bieler PFFs, dass es sehr viele Helfer gab, die gratis verpflegt und kostenlos ans Festival gelassen wurden. Mit der Folge, dass die Erträge stark dezimiert wurden. «Das haben wir von Biel gelernt: Dass wir jeden Helfer optimal auslasten und niemand haben, der nur für ein Stündchen vorbeikommt. Erst wenn Helfer eine bestimmte Anzahl Stunden gearbeitet haben, erhalten sie einen Drei-Tages-Pass.»

Auch bezüglich des Landes sieht Hofmann kein Problem. «Wir haben mit dem Amt für Umweltschutz abgeklärt, ob bezüglich der Gewässerschutzzone alles in Ordnung ist. Auch wird das Amt für Landwirtschaft das Gelände vor dem Fest prüfen. Am Schluss übergeben wir dieses, gemeinsam mit dem Amt für Landwirtschaft wieder dem Besitzer. So können entstandene Landschaftsschäden berechnet und wenn nötig entschädigt werden.»

«Solche Anlässe sind jeweils kleine Volksfeste, an denen ganz Menzingen unterwegs ist.»

Martin Kempf, Menzinger Bauvorsteher

Auch die Gemeinde Menzingen sieht dem Anlass positiv entgegen. Nicht zuletzt deshalb, weil das kantonale Turnfest, welches 2008 in der Berggemeinde stattfand, offenbar sehr gute Erinnerungen bei der Bevölkerung hinterlassen hat. Der Menzinger Bauvorsteher Martin Kempf sagt: «Wir sehen dem PFF sehr positiv entgegen. Menzingen hat ein sehr starkes Vereinsleben und solche Anlässe sind jeweils kleine Volksfeste, an denen ganz Menzingen unterwegs ist.»

Volles Vertrauen aus der Gemeinde

Keine Bedenken, dass das Festival, wie letztes Jahr in Biel, negative Folgen haben könnte? «Nein, wir haben Vertrauen in die Jungen, die das organisieren. Die ganze Organisation mit den Konzepten ist auf ziemlich hohem Niveau, wenn man bedenkt, dass es sich um einen Verein handelt.» Und das meine er nicht abschätzig, betont Kempf. «Klar kann man es nie ausschliessen, dass doch etwas schief geht, aber da wurden so viele Abklärungen gemacht. Ich kann mir das nicht vorstellen.»

Gibt es noch Themen, die den Organisatoren Bauchweh bereiten? «Nein, derzeit nicht. Auch mit den Sponsoringverträgen sind wir auf gutem Kurs. Bei anderen Bereichen ist es vielleicht noch zu früh, um Probleme zu erkennen. Aber bis jetzt sieht es gut aus», so Hofmann.

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