Traditionsgeschäft schliesst nach 26 Jahren

Letzte Tage für Zugs Metzgerei Rinderli

Erika und Marcel Rinderli (links) übergeben ihre Rezepturen an Viktor Käppeli und Christian Rogenmoser (rechts), Betreiber der Aklin-Metzgerei beim Zytturm. (Bild: pd)

Marcel Rinderli schliesst nach 26 Jahren seine Metzgerei im Guthirt-Quartier und übergibt das Rezept seiner Chriesiwurst an die Betreiberin der Aklin-Metzgerei beim Zytturm. Für einmal erfolgt die Geschäftsausgabe nicht mangels Nachfrage. «Nach 31 Jahren bin ich vor allem müde», begründet der Metzgermeister die Geschäftsauflösung.

Während 26 Jahren betrieben Marcel und Erika Rinderli das Geschäft an der Mattenstrasse in Zug, Ende Jahr ist nun Schluss. «Dieses Jahr war einfach extrem», erklärt der Metzgermeister. «Ich habe die letzten 15 Jahre nonstop gearbeitet, sieben Tage die Woche». Die Post sei nur so abgegangen.

Chriesiwurst übertraf Erwartungen

Also ein Opfer des eigenen Erfolges? Vor allem seine Erfindung, die Zuger Chriesiwurst, hätte alle Erwartungen übertroffen. 30’000 bis 32’000 Stück wurden jährlich verkauft. «Wir erwarteten, dass das Produkt vor allem von Mai bis September gut läuft. Die Nachfrage bestand aber das ganze Jahr durch.»

Damit möchte er auch bekräftigen, dass sich in Zug eine gute Metzgerei durchaus rentabel betreiben lässt. «Doch zum Arbeitsaufwand kamen zuletzt personelle Turbulenzen». Vor allem im Verkauf sei es unglaublich schwierig, gute Leute zu finden. An den Löhnen würde es nicht liegen, sondern an den Arbeitszeiten. «Wir haben von frühmorgens bis 18.30 Uhr geöffnet, dazu auch noch am Samstag Vormittag. Das sind nicht gerade die attraktivsten Arbeitszeiten», erklärt Rinderli. «Das Problem haben aber alle Metzgereien».

Nun gehe es darum, das Geschäft sauber zu schliessen. Sämtliche Rezepturen und Rechte gehen an die Käppeli-Rogenmoser Delikatessen AG, welche die Aklin-Metzgerei beim Zytturm am Zuger Kolinplatz betreibt. Dies umfasst nicht nur die Chriesiwurst. Als erklärter Wurstfan hat Rinderli auch Produkte wie die «Zuger Moschtwurst», die «Florentiner Bratwurst oder die «Stierenmärt Bratwurst» erfunden.

Ehemalige Metzgerei Zürcher

Übernommen hat Marcel Rinderli das Geschäft an der Mattenstrasse im Jahr 1987 von seinem ehemaligen Lehrmeister Franz Zürcher. «Zu Fuss mar­schierte ich von Steinhausen nach Zug und teilte ihm mit, dass ich bereit sei für dieses tollkühne Vorhaben.» Zuvor führte er während vier Jahren die Eichholz Metzg im Steinhauser Volg. Das Zuger Geschäft entwickelte sich auch zu einem beliebten Quartiertreff, wo man sich begegnete und einen Schwatz hielt. Dies nicht zuletzt, nachdem die benachbarten Detaillisten und das Cafe vis-à-vis schlossen.

Neben der Metzgerei betrieb Rinderli zusammen mit seinen zwölf Festangestellten einen Partyservice und Catering und belieferte zahlreiche Grossveranstaltungen. Bis 1995 schlachtete er im Bären im Chamer Dorfzentrum die Tiere noch selber.

Was der 57-Jährige ab 2014 machen wird, weiss er selbst noch nicht. «Ich werde Viktor Käppeli bei den Rezepturen beratend zur Seite stehen. Daneben möchte ich reisen, denke daran Handorgel zu spielen oder zu malen,» erklärt Marcel Rinderli gegenüber zentral+. Bis auf weiteres hätte er jedoch noch genug Arbeit.

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