Saisonbeginn am 18. April

«Leinen los!»: Schifffahrt auf dem Zugersee startet optimistisch

Hofft auf baldige Lockerungen: Philipp Hofmann, Geschäftsführer der Schifffahrtsgesellschaft Zugersee. (Bild: Beat Holdener)

Die Schiffsaison auf dem Zugersee startet am Sonntag, 18. April, und auf dem Ägerisee am 2. Mai. Nach dem vorzeitigen Betriebsabbruch im letzten Jahr hofft Philipp Hofmann in diesem Jahr auf Lockerungen. Der Geschäftsführer der beiden Schifffahrtsgesellschaften spürt in der Bevölkerung ein grosses Bedürfnis.

zentralplus: Wie blicken Sie der kommenden Schifffahrtssaison entgegen angesichts der aktuellen Situation: mit Sorge oder optimistisch?

Philipp Hofmann: Wir sind sehr zuversichtlich für die kommende Saison. Denn eine Schifffahrt bedeutet sicherer Genuss an der frischen Luft. Ganz nach dem Motto: «Raus aus den vier Wänden, rein in die Erholung.» Wir haben das vorzeitige Saisonende 2020 und die Winterpause genutzt, um die Schiffe auf Vordermann zu bringen. Gerade vor wenigen Tagen hat ein Taucher die Schiffsunterseiten von Schmutz und Muscheln befreit. Unsere Crew kann es kaum erwarten, endlich wieder Fahrgäste an Bord zu begrüssen und die Leinen zu lösen.

zentralplus: Was für Massnahmen zum Schutz der Passagiere werden getroffen?

Hofmann: Selbstverständlich hat die Sicherheit der Gäste und der Mitarbeitenden oberste Priorität. Bei der Schifffahrtsgesellschaft für die Zugersee AG werden die aktuellen Schutzmassnahmen des Bundes konsequent umgesetzt – das bedeutet Abstand halten und Maske tragen. Zudem reinigen wir die Kontaktflächen regelmässig. Wir sind überzeugt, dass die frische Luft an Deck und der viele Platz an Bord einen sicheren Genuss bietet.

«Die allermeisten Mitarbeitenden haben mindestens noch einen weiteren Job bei den ZVB. Dank dieser Konstellation kamen wir ohne Kündigungen durch das Jahr 2020.»

zentralplus: Musste die Schifffahrtsgesellschaft für den Zugersee (SGZ) wegen den Betriebseinschränkungen Personal entlassen?

Hofmann: Bezüglich Personal können wir auf die neue Saison mit der bestehenden und bewährten Crew starten. Die allermeisten Mitarbeitenden haben mindestens noch einen weiteren Job bei den Zugerland Verkehrsbetrieben, weil wir die Schifffahrt als saisonalen Betrieb führen. Sei es als Fahrdienstmitarbeiterin, als Kundenberater, im Depot oder auf der Zugerbergbahn. Dank dieser effizienten Konstellation kamen wir ohne Kündigungen durch das Jahr 2020. Man muss bedenken, dass die Ausbildung zu einem Schiffsführer eine jahrelange Sache ist.

So bereitet sich die Crew vor

Mit einem internen Nautikkurs bereiteten sich die Teams der Zugerseeschiffe am Samstag, 10. April, eine Woche vor Saisonstart, auf ihre Einsätze vor. Dabei wurden verschiedene Manöver trainiert und mögliche Notfallszenarien durchgespielt. Zum Beispiel mit einer Dummy-Puppe die richtige Reaktion bei einer Mann-über-Bord-Situation. Das Absolvieren dieser Übungen ist vorgeschrieben. Coronabedingt fand der Kurs dieses Jahr auf zwei Schiffen statt mit einer 10- und einer 9-köpfigen Crew. Auch Teambildung war Teil des Programms. «Diese Vorbereitung ist für uns sehr wichtig», sagt Philipp Hofmann, «da die Schiffsmannschaften nicht das ganze Jahr im Einsatz sind.»

zentraplus: Und wie sieht die Situation für das temporäre Aushilfspersonal aus?

Hofmann: Jene Mitarbeitenden, welche im Stundenlohn arbeiten, wurden entsprechend deutlich weniger aufgeboten. Für einen Teil davon haben wir Kurzarbeitsentschädigung beantragt. Die Stundenlöhner, die meisten sind Matrosen, hat es natürlich hart getroffen. Wir hoffen, dass sich die Situation in diesem Jahr normalisiert. Wir können bei Bedarf nicht einfach beliebig Leute vom Arbeitsmarkt holen. Die Crewmitglieder brauchen eine Ausbildung.

zentralplus: Wie kommt die Schifffahrtsgesellschaft finanziell über die Runden? Müssen Sie den Gürtel eng schnallen oder können Sie auf die Finanzkraft des Kantons zählen?

«Wenn wir nicht bald normal fahren können, wird es finanziell problematisch.»

Hofmann: Wir haben im letzten Jahr schon früh Notszenarien aufgebaut und den Mitteleinsatz massiv runtergefahren, wo es möglich war. So waren wir beispielsweise aus Spargründen nur beschränkt erreichbar. Die Kostenbremse hat gewirkt, aber die Fixkosten sind natürlich bei Schiffen enorm, auch wenn sie nicht fahren. Für die Unterstützung und die Zusammenarbeit mit Kanton und Gemeinden in dieser Situation sind wir natürlich sehr dankbar. Aber wenn wir nicht bald normal fahren können, wird es finanziell problematisch. Wir haben im Spätsommer bereits viele Vorbestellungen mit denen wir einen beschränkten Betrieb zum Saisonbeginn ein wenig auffangen könnten.

zentralplus: Ein Gastronomieangebot auf dem Schiff – für viele Leute ein Teil des Fahrerlebnisses, das weiterhin wegfällt.

Hofmann: Bezüglich Restauration hoffen wir auf eine baldmögliche Lockerung der Bestimmungen. Momentan unterliegen wir den gleichen Restriktionen wie alle anderen Restaurants. Selbst Takeaway-Abgabe ist uns leider untersagt von Seiten der Bundesbehörden. Natürlich dürfen die Leute ihr Picknick selber mitbringen und an Bord geniessen. Aber das entspricht nicht unbedingt der Kultur unserer Kundschaft. Für diese ist ein Gastronomieangebot auf dem Zugersee von zentraler Bedeutung, etwas weniger auf dem Ägerisee, weil die Fahrt dort weniger lang dauert.

zentralplus: Sonderfahrten mit speziellen kulinarischen oder musikalischen Angeboten auf dem Schiff sind für Sie eine wichtige Einnahmequelle. Finden solche auch 2021 statt?

Hofmann: Aktuell sind gastronomische oder thematische Sonderfahrten geplant, sind momentan jedoch aufgrund der geltenden Schutzbestimmungen nicht möglich. Ob und ab wann sie durchgeführt werden können, hängt von der aktuellen Lage und den Lockerungsschritten des Bundesrates ab. Über Änderungen zum aktuellen Angebot informieren wir laufend auf unserer Website.

«Neues Highlight werden die James-Bond-Fahrten sein in Verbindung mit einem Kinobesuch, sobald der Film endlich in die Kinos kommt.»

zentralplus: Was für Besonderheiten wären im Veranstaltungsprogramm der Zugerseeschiffe vorgesehen?

Hofmann: Zusammen mit unserem Gastro- und Eventpartner Edelweiss Catering sind wir mit einem interessanten Programm am Start. Bewährtes haben wir weiter im Angebot zum Beispiel Afterwork oder Brunchfahrten. Wir berücksichtigen weiterhin insbesondere die lokalen Partner und Zulieferer rund um den Zugersee. Neues Highlight werden die James-Bond-Fahrten sein in Verbindung mit einem Kinobesuch, sobald der Film endlich in die Kinos kommt. Dazu werden wir die Kooperation mit Pro Senectute Zug vertiefen und explizit Motto-Fahrten mit ihnen anbieten.

zentralplus: Haben Sie einen speziellen Ausflugtipp?

«Statt Zuhause kann man auch auf dem Schiff gut arbeiten»

Hofmann: Eine Schifffahrt auf dem Zuger- oder Ägerisee ist wunderbar kombinierbar mit einem Wanderausflug oder einem Besuch des Tierparks Goldau. Wem im Moment gerade im Homeoffice die Decke auf den Kopf fällt: Eine Fahrt in dieser wunderbaren Szenerie wirkt erholsam und inspirativ zugleich. Statt Zuhause, kann man auch auf dem Schiff gut arbeiten.

zentralplus: Dann führen Sie also als SGZ-Geschäftsführer kein sinkendes Schiff?

Hofmann: Im Gegenteil! Ich bin total der Überzeugung, wir bieten genau das, was die coronamüden Menschen jetzt brauchen – ob geimpft oder nicht: Erholsame Stunden an der frischen Luft in einer wunderschönen Landschaft.

Die Zugerseeschiffe sind bereit zum Ablegen für die neue Saison.
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Ueli
    Ueli, 12.04.2021, 12:11 Uhr

    Dann nehmen wir unser Sandwich halt selber mit, falls es mit der Gastro noch nicht klappt bis dahin. Hauptsache wieder Schifffahren und den wunderschönen Zugersee auskundschaften.

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  • Profilfoto von Gery Weber
    Gery Weber, 11.04.2021, 13:55 Uhr

    Auf den Zugersee gehe ich gerne wieder. Alelrdings dürfte die Gastronomie noch einen Zacken zulegen…

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