Lehrpersonen zögern bei Gefährdungsmeldungen

Ein Team der «Hochschule Luzern – Soziale Arbeit» hat analysiert, wann Schulen eine Gefährdungsmeldung machen. Vor allem das Verhalten der Eltern habe einen grossen Einfluss auf den Entscheid, ob die Schule einen Fall an die Behörde weiterleitet oder nicht, lautet das Ergebnis der Studie. 

Die Auswertung des Studienprojekts «Gefährdungsmeldungen durch Schulen und schulische Dienste» zeigt, dass vor allem das Verhalten der Eltern einen grossen Einfluss auf den Entscheid hat, ob die Schule einen Fall an die Behörde weiterleitet oder nicht. Bei unmittelbar lebensbedrohenden Situationen wie einer Suizidgefahr oder bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch und körperliche Misshandlung liegt die Wahrscheinlichkeit dreimal höher. Um ein Fünffaches erhöht ist die Wahrscheinlichkeit einer Gefährdungsmeldung, wenn externe Fachpersonen mit Hinweisen an die Schule gelangen.

Meldung wird teilweise über Jahre hinausgeschoben

Ein wichtiger Faktor ist zudem der sozioökonomische Status der Eltern: Ist eine Familie mit geringem Status betroffen, wendet sich die Schule eher an die Behörde als bei einer Familie mit einem hohen. Die Studie macht deutlich, dass Lehrpersonen oder Sozialarbeitende teilweise jahrelang von einer Meldung absehen, auch wenn sich die Situation kaum verbessert.

Es gibt weitere Gründe, weshalb schulische Fachpersonen Fälle nicht den zivilrechtlichen Einrichtungen weiterleiten. Dazu gehören negative Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der zuständigen Stelle, die Angst vor vermeintlich ungerechtfertigten Gefährdungsmeldungen sowie Wechsel bei den Lehrpersonen und in den schulischen Diensten. Überraschend sei schliesslich die Erkenntnis, dass die Abneigung gegen das Instrument Gefährdungsmeldung einigermassen gross ist, heisst es in der Mitteilung zur Studie der Hochschule. Dies wird mit der nach wie vor starken Wahrnehmung der Kindesschutzbehörde als staatliche Interventionsbehörde und dem tief verwurzelten Bild, dass der Staat die Kinder wegnimmt, erklärt.

Die Verfasser der Studie haben rund 550 Vertreterinnen und Vertreter von Schulleitung, Schulsozialarbeit und Schulpsychologie in sechs Deutschschweizer Kantonen befragt. Zudem wurden in der gesamten Deutschschweiz Interviews geführt sowie in Zürich und der Zentralschweiz über 230 neue Fälle von festgestellten Gefährdungssituationen bei Kindern und Jugendlichen auf ihren Status hin untersucht.

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