Kritik nach Wahlempfehlung

Lehrerverband: «Wir würden es wieder so machen»

Annamarie Bürkli sprach im November als Präsidentin des Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverbandes gegen das Luzerner Sparpaket. (Bild: bra)

Der Verband der Luzerner Lehrer geriet ins Kreuzfeuer, weil er Empfehlungen für die Wahlen am 29. März abgegeben hatte. Zahlreiche Reaktionen gingen auf unserer Redaktion ein und in Leserbriefen machten sich Gegner wie Befürworter Luft. Halb so wild, sagt Präsidentin Annamarie Bürkli nun. 

Der Luzerner Lehrerverband (LLV) vertritt 4’000 von insgesamt 5’800 Volksschullehrern. Sein Wort fällt dementsprechend ins Gewicht für die Luzerner Wahlen am 29. März. So wurde auch die kürzlich veröffentlichte Wahlempfehlung an alle Lehrer, die bürgerlichen Parteien nicht mehr zu wählen, sehr beachtet. Aus der Bevölkerung kamen mehr negative als positive Reaktionen, so der Eindruck. 

Leserbriefe von bürgerlichen Lehrern

Zahlreiche Reaktionen gingen auf unserer Redaktion ein. Es gäbe schliesslich auch bürgerlich gesinnte Lehrer, schreiben Lehrer. Und in Leserbriefen an die «Neue Luzerner Zeitung» (NLZ) machten sich Gegner wie Befürworter der Wahlempfehlung Luft. Es sei abwegig vom LLV, einfach die politische Gesinnung aller Mitglieder abzubilden. Die Empfehlung wurde mit «Boykott» gleichgesetzt. Und Dieter Hodel, Oberstufenlehrer in Ruswil, habe nach der Aktion seine Mitgliedschaft beim LLV gekündigt.

Kurzum, der LLV habe sich mit der Wahlempfehlung «ins Abseits manövriert», so kommentierte die NLZ. Ursprünglicher Grund für den Appell des LLV sind Sparmassnahmen des Kantons, die von den bürgerlichen Parteien mitgetragen werden und auch den Bildungsbereich treffen. 

Grundsätzlich steht es Interessenverbänden frei, Wahlempfehlungen abzugeben. Man wurde ob der Berichterstattung den Eindruck nicht los, es sei eine regelrechte Welle der Entrüstung über den Lehrerverband hereingebrochen. Geht es beim LLV drunter und drüber? Wir fragten bei LLV-Präsidentin Annamarie Bürkli nach. 

zentral+: Wie sieht es nach den vielen Reaktionen und dem Aufschrei beim Lehrerverband aus? Hat die Wahlempfehlung dem LLV geschadet?

Annamarie Bürkli: Nein, im Moment geht es uns nicht besser oder schlechter als vorhin. Wir haben innerhalb des Verbandes ruhige Verhältnisse. In den Medien waren insgesamt zwei Gegenstimmen, die zugleich den Austritt aus dem Verband gaben. Wir haben allerdings rund 4’000 Mitglieder.

zentral+: Man hat aber einen anderen Eindruck, nach den vielen Medienberichten.

Bürkli: Die Richtung wurde innerhalb des Verbandes beschlossen. Wir führten eine umfassende Umfrage bei Lehrpersonen durch, die als Basis für die Wahlempfehlung gedient hat. Wir wollen etwas ändern an den politischen Entscheidungen des Kantons. Thema bei der Umfrage war auch, ob die Lehrerschaft sogar bereit wäre, zu streiken. Der Streik wurde dann auf eine Wahlempfehlung umgebogen.

zentral+: Gab es seither noch weitere Austritte? 

Bürkli: Sehr wenige, dafür gab es aber Eintritte.

zentral+: Wie viele?

Bürkli: Wenige, zwei bis drei, aber die sind ungefähr im gleichen Verhältnis wie die Austritte. Es bleibt also ein Nullsummenspiel. 

zentral+: Würden der LLV nach der ganzen öffentlichen Kritik die Wahlempfehlung wieder so machen?

Bürkli: Ja. Eine Wahlempfehlung würden wir genau so wieder aufgleisen. Es steht ja jedem Interessenverband frei, Empfehlungen abzugeben. Bei den Medien würden wir mehr darauf pochen, dass das Ganze nicht als Boykott betitelt wird, weil wir boykottieren ja nicht. Die NLZ schrieb «Lehrer-Boykott gegen Bürgerliche» auf der Titelseite. Das hat heftige Reaktionen ausgelöst und wurde oft mit einem Wahl-Boykott gleichgesetzt. 

zentral+: Gegen Bürgerliche stimmt doch im Kern eigentlich? 

Bürkli: Was mich verwundert, ist, dass bei unserer Wahlempfehlung ein solches Echo auslöst wird, bei anderen Verbänden aber nicht. Wir wollen einfach mit demokratischen Mitteln darauf aufmerksam machen, dass es so nicht weitergeht. Es ist nicht möglich, immer Qualität im Schulalltag zu fordern und gleichzeitig Rahmenbedingungen zu schaffen, die diese einschränken.

zentral+: Gab es noch andere Rückmeldungen der Lehrer innerhalb des Lehrerverbandes?

Bürkli: Wir haben ganz viele positive Rückmeldungen bekommen, vielfach persönlich oder an die Geschäftsstelle. Aber die hängen wir nicht an die grosse Glocke. 

zentral+: Also ist der Lehrerverband weder gespalten, noch ist Schaden angerichtet? 

Bürkli: Nein, ganz und gar nicht. Wenn man eine Wahlempfehlung rausgibt, muss man damit rechnen, dass nicht alle gleicher Meinung sind. 

zentral+: Und Sie rücken nicht davon ab, die bürgerlichen Parteien bei den Wahlen zu ignorieren?

Bürkli: Wir haben unsere Mitglieder aufgerufen, an die Urne zu gehen. Einzelne bürgerliche Kantonsräte sind von unserer Seite her sehr wohl wählbar. Aber um die Fraktionsmeinungen, also um die Meinung der Parteien, kommen die Politiker manchmal eben nicht herum.

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