Gewitter verursacht Grüsel-Bach

Kriens: Darum flossen im Krienbach plötzlich Fäkalien

Der renaturierte Krienbach bei der Langmatt. (Bild: Stadt Kriens)

Nach dem Unwetter am Montag floss in Kriens nicht nur Wasser im Krienbach. Wie Anwohner bemerkten, schwammen da auch plötzlich Toilettenpapier und Fäkalien im Bach. Was ist da passiert?

Heftige Gewitter gingen am Montagnachmittag über der Schweiz nieder. Der Starkregen überschwemmte innert Kürze Strassen. Und das Dach des KKL wurde plötzlich zum Wasserfall (zentralplus berichtete).

Die Feuerwehr hatte kurzzeitig alle Hände voll zu tun. Keller und Garagen mussten ausgepumpt werden. Bei den Unwettern ist einigen Kriensern aufgefallen, dass ihr Krienbach nicht nur Geröll und viel Wasser führte, sondern auch noch etwas anderes.

Fäkalien und WC-Papier im Bach

Wie zum Beispiel auch auf Facebook in der Gruppe «Du besch vo Kriens, wenn ...» geschrieben wurde, führte der Krienbach plötzlich Fäkalien und WC-Papier.

Was ist passiert? zentralplus hat bei der Stadt Kriens nachgefragt. Diese verwies zuerst auf die Luzerner Entsorungsstelle «Recycling Entsorgung Abwasser Luzern», kurz Real. Auf Nachfrage konnte diese aber keine Antworten geben, da sie für dieses Netz nicht zuständig sei.

Der Ball lag also wieder bei der Stadt Kriens. Im zweiten Anlauf gab diese dann auch Auskunft und konnte den Grund für den Zwischenfall nennen.

Das Gewitter war schuld

Laut der Stadt Kriens konnten die Abwasserleitungen diese grosse Regenmenge schlicht nicht mehr schlucken. So schreibt die Stadt: «Bei Starkregen-Ereignissen ist die Abwasserentsorgung meist überlastet.» In solche Fällen fliesst ein Teil des Abwassers über Entlastungs-Stellen in die Bäche. Das entlastet die Kanalisation. Das funktioniert ähnlich wie der Überlauf einer Badewanne oder eines Lavabos.

Die Stadt schreibt uns weiter, dass dies auch an anderen Orten so gemacht werden muss. «Dies geschieht nicht nur in Kriens, sondern in fast allen Luzerner Gemeinden entsprechend. Auch die ARA Buholz kann von der Überlast betroffen sein und muss ab und an das Abwasser ungeklärt in die Reuss ableiten.»

Neue Systeme bringen Verbesserungen

Kriens halte sich bei dem Vorgehen an die Normen des «Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA)». Der Verband erklärt auf Anfrage, dass jede Anlage irgendwann überlastet sei. Endlos weitere Rückhaltebecken zu bauen, sei schlicht unmöglich. Es gäbe allerdings immer bessere Strategien, um diese Überlastung zu vermeiden.

Das bestätigt auch die Stadt Kriens: «Früher wurde Regenwasser und Haushaltsabwässer über dasselbe System abgeleitet. Heute sind sogenannte Trennsysteme Pflicht, weil damit eben diese Überlastung der Kanalisation verhindert werden kann. Neue Gebäude müssen über ein Trennsystem angeschlossen werden.» Früher floss Abwasser via Krienbach direkt in die Reuss (zentralplus berichtete).

Flüsse und Bäche brauchen mehr Platz

Wenn eine Region besser von überlasteten Kanalisationen oder auch von Überflutungen geschützt werden soll, braucht es bauliche Massnahmen. Anschauungsbeispiel ist die Kleine Emme in Luzern. Diese will der Kanton für rund 27 Millionen Franken in Littau, Malters, Ruswil, Werthenstein und Wolhusen ausbauen und renaturieren. Wenn der Fluss mehr Platz hat, verkleinert dies die Gefahr von heftigen Überschwemmungen im Siedlungsgebiet.

Das geht nicht von heute auf morgen. Es ist ein Projekt, das mehrere Jahre in Anspruch nimmt. Das Projekt ist in mehrere Abschnitte aufgeteilt, für die der Regierungsrat separat Sonderkredite beantragt (zentralplus berichtete). Der Regierungsrat beantragte im März dem Kantonsrat den Sonderkredit, das Projekt ist noch hängig.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von schaltjahr
    schaltjahr, 26.05.2022, 11:12 Uhr

    In Kriens hat man die Oberflächenentwässerung halt wohl einfach Vergessen. Soll das Volk doch in der Schei..e ersaufen. wichtig ist ihnen nur ihr Prunkbau und das Verschleudern von Steuergeldern für angeberische Prestigeprojekte im Nidfeld ..

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  • Profilfoto von Marius Haselbacher
    Marius Haselbacher, 25.05.2022, 15:57 Uhr

    Es ist nicht das Gewitter Schuld. Die Ursache ist, dass die Oberflächenentwässerung mit der Kanalisation als Mischsystem geführt wird. Das ist schon lange nicht mehr Zeitgemäss und hätte man besser schon vor 20 Jahren behoben. Die Ursache ist aber eine falsche Planung, Geldmangel, falsches Setzen von Prioritäten, Ahnungslosigkeit etc.

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