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Einige Kantone haben die Bevölkerung dazu aufgerufen, Wasser zu sparen. Auch in Zug ist die Trockenheit schon deutlich spürbar. In Menzingen sichert man sich darum für die Zukunft ab.
Wer heute vom Sprungturm im Zuger Strandbad hüpft, fällt einen Meter tiefer als genau vor einem Jahr. Der Wasserstand des Zugersees lag am vergangenen Donnerstag bei 413.31 Meter über Meer. Am Vorjahrestag waren es 414.28 Meter über Meer.
Der Juli ist trocken, heiss und der Sommer wird seinem Namen heuer mehr als gerecht. Dadurch jedoch sinken die Wasserstände in der ganzen Schweiz (zentralplus berichtete). In einigen Kantonen wurde die Bevölkerung bereits zum Wassersparen aufgerufen. Wir haben bei Zuger Gemeinden und beim Kanton nachgefragt, was die aktuelle Trockenheit für die hiesige Bevölkerung bedeutet, respektive, ab wann die Lage problematisch wird.
Baudirektor Florian Weber sagt gegenüber zentralplus: «Beim Zugersee ist trotz des bisher aussergewöhnlich trockenen und heissen Sommers nur eine langsame und stetige Abnahme des Wasserstands zu verzeichnen. Diese befindet sich im normalen Schwankungsbereich des Seepegels, wie das in einer anhaltenden Trockenperiode zu erwarten ist.»
Bisher habe der Kanton Zug keine Massnahmen bezüglich Trink- und Brauchwasser anordern müssen. Es seien auch keine geplant momentan.
Die WWZ AG sind zuständig dafür, weite Teile des Kantons Zug sowie die Region um den Baldeggersee mit Trinkwasser zu beliefern. Das sieht wie folgt aus:
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Iris Isenschmid, die Kommunikationsverantwortliche der WWZ Energie AG, weist auf Anfrage darauf hin, dass das hiesige Trinkwasser je zur Hälfte aus Quell- und Grundwasser bestehe. Im Zuger Versorgungsgebiet werde es aus den Quellen im Lorzentobel und den Grundwasserpumpwerken in Hünenberg, Baar und Oberwil gewonnen.
Die Wasserversorgungen helfen sich gegenseitig aus
«Sowohl das Quell- wie auch das Grundwasser ist in ausreichender Menge vorhanden und daher ist die Wasserversorgung auch bei längeren Hitze- und Trockenperioden sehr stabil gewährleistet. Damit ist die Region Zug in einer komfortablen Situation», sagt Isenschmid. «Auch die Vernetzung und Zusammenarbeit unter den Zuger Wasserversorgungen funktioniert sehr gut. Man hilft einander aus, wenn es zu einem Engpass kommt.»
Isenschmids Aussagen bekräftigt man bei der Korporation Baar-Dorf, der Wasserversorgerin für die Gemeinde Baar. Präsident Walter W. Andermatt sagt dazu: «Klar, wir haben derzeit eine trockene Periode, weshalb die Wasserstände sinken. Auch führen gewisse kleinere Quellen derzeit weniger Wasser. Dennoch haben wir die Situation in Baar im Griff.»
(Noch) keine ausserordentliche Situation in Baar
Es handle sich nicht um eine ausserordentliche Lage, sondern vielmehr um eine Situation, wie sie immer mal wieder vorkomme. Andermatt verweist auf das Jahr 2018, welches einen niederschlagsarmen Frühling und einen trockenen, heissen Sommer hatte. «Damals mussten wir gewissen Einwohnern mit eigenen, privaten Quellen Wasser liefern. So weit sind wir dieses Jahr noch nicht», so der Korporationspräsident.
«Den Notstand ausrufen müssen wir nicht.»
Walter W. Andermatt, Präsident Korporation Baar-Dorf
Er gibt zu bedenken: «Es ist sicher gut, wenn die Bevölkerung nun nicht unnötig Wasser verschleudert. Den Notstand ausrufen müssen wir jedoch nicht.» Und sollte es dennoch irgendwann kritisch werden? «Dann würde die Bevölkerung zunächst dazu aufgefordert, die Autowäsche oder das Rasensprengen zu unterlassen und generell umsichtig mit dem Wasser umzugehen.» Die Szenarien, was bei einem akuten Trinkwassermangel zu tun sei, stünden bereit.
Die Menzinger pumpen ihr Wasser bereits aus der Tiefe
Weniger feudal ist die Situation in der Berggemeinde Menzingen. «Wir pumpen schon seit Längerem den Grossteil des Wassers aus unseren tieferliegenden Quellen und den Grundwasserbrunnen», erklärt Othmar Trinkler, der Präsident der Dorfgenossenschaft Menzingen.
«Im Moment können wir den Verbrauch noch decken, doch sind wir froh, wenn die Leute die Zeitung lesen und sich über die Trockenheit orientieren.» Und weiter: «Wir wollen nicht auf Panik machen, doch wäre es gut, wenn die Menzinger Bevölkerung etwas bewusster mit dem Trinkwasser umgehen würde.»
Giesskanne statt Schlauch, das wünscht sich Trinkler
Besonders ärgere ihn, wenn er sehe, wie an manchen Orten das Wasser regelrecht verschwendet werde. «Etwa, wenn das Wasser des Wassersprengers aufs Trottoir läuft statt in Richtung der Pflanzen.» Überhaupt würde es Trinkler begrüssen, wenn die Leute ihren Garten nicht mit dem Schlauch, sondern mit der Giesskanne wässern würden. «Man verbraucht viel weniger Wasser so.»
Die Dorfgenossenschaft spüre, dass der Winter und der Frühling heuer sehr niederschlagsarm waren. «Dieses Wasser fehlt uns im Sommer. Selbst wenn es im Juni immer wieder regnet, nützt das nicht viel. Dieses Wasser gelangt meist direkt in die Vegetation und nicht tiefer in den Boden.»
Ein Deal mit Neuheim soll die Situation in Zukunft sichern
In Zukunft dürfte sich die Situation, dass Menzingen in Trockenzeiten knapp an Trinkwasser ist, entspannen. «Wir arbeiten derzeit an einem Verbundprojekt mit der Wasserversorgung Neuheim, durch das wir Wasser vom Sihl- und Lorzentobel via Sihlbrugg und Neuheim zu uns raufpumpen dürfen. Täglich könnten wir damit bei Bedarf 300'000 Liter nach Menzingen bringen.»
«Dass es sich bei der Klimaveränderung nicht um ein Hirngespinst handelt, dürften die meisten Menschen mittlerweile realisiert haben.»
Othmar Trinkler, Präsident Dorfgenossenschaft Menzingen
Das klingt nach sehr viel Wasser für die 4500-Seelen-Gemeinde. Aber: «Aktuell liegt der Verbrauch täglich bei 1,2 Millionen Litern Wasser. Im Herbst sind es jeweils um die 950'000 Liter. Dazu muss man ausserdem sagen, dass 700 bis 800 Leute Wasser von eigenen Quellen beziehen.»
Trinkler abschliessend: «Man sollte nicht allzu pessimistisch sein. Doch spüren wir die Klimaveränderung hier sehr. Dass es sich dabei nicht um ein Hirngespinst handelt, dürften die meisten Menschen mittlerweile realisiert haben.» Er geht davon aus, dass man in Zukunft deutlich mehr trockene Sommer verzeichnen werde. Entsprechend erleichtert ist er über das Verbundprojekt, das derzeit in der Pipeline steckt. «Das ist für uns gewissermassen eine Versicherung.»
Zwei weitere trockene Wochen wären kein Problem
Momentan ist die Situation im Kanton Zug im Grossen und Ganzen entspannt. Was jedoch, wenn die Trockenheit noch zwei weitere Wochen anhält? Dazu sagt Regierungsrat Florian Weber: «Aufgrund der momentanen Pegelstände sind auch in zwei weiteren Wochen ohne Regen keine Probleme mit der Wasserversorgung zu erwarten.»
Das ändere sich jedoch, falls die aussergewöhnliche Trockenperiode in diesem Sommer ohne nennenswerte Niederschläge länger andauere. «Dann ist mit einem Wasserentnahmeverbot für die Bewässerung aus den kleinen Gewässern zu rechnen, wie dies bereits im Hitzesommer 2018 erlassen wurde», so Weber.
- Wasserpegel Zugersee 2021
- Hydrodaten Zugersee
- Telefongespräch Walter Andermatt
- Telefonat mit Othmar Trinkler
- Mail-Anfrage bei der Baudirektion
- Mailverkehr mit der WWZ
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