Sie ist Gangstarapperin und Chartstürmerin. Nach einer bitteren Trennung zeigt Loredana erstmals, was hinter ihrer coolen Fassade wirklich steckt.
«Die Sonnenbrille schützt meine Identität (ey)
Sie fragen mich, woher, sie ist von Fendi, ey (hah)
Die Hände voller Cash, kann nicht ans Handy geh’n»
Einst rappte sie motzig in die Kamera. Loredana – Gangstahandschlag, dicke Ketten, platinblondes Haar, dickes Make-up auf dem Gesicht, das sie am liebsten hinter Luxus-Sonnenbrillen versteckte. Drehte Runden in ’nem Maybach und stürmte die Charts. Doch selbst Gangstarapperinnen werden die Herzen gebrochen.
Nun lässt die Rapperin aus Emmenbrücke, die in diesem Jahr neben Dieter Bohlen in der Jury von «Deutschland sucht den Superstar» gesessen ist, die Maske fallen. In ihrer neu erschienenen Autobiografie «Als mein Herz brach» zeigt sie sich verletzlich. Darin verarbeitet sie die Trennung zu ihrem Ex-Mann Mozzik – ebenfalls Rapper – nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Hana. Loredana schreibt, wie sie nach der Trennung bei einer Körpergrösse von 170 Zentimetern nur noch 43 Kilo gewogen habe. Sie habe kaum mehr gegessen, sich zurückgezogen, geweint. Selbstzerstörung, zwei Packungen Kippen am Tag, «kompletter Kopffick», in den Worten Loredanas.
zentralplus hat sich das 186-Seiten-Buch zu Gemüte geführt – und präsentiert neun mehr oder weniger gutgemeinte Weisheiten und Erkenntnisse der Luzerner Skandalrapperin.
1. «Fuck. Haben wir es echt verschissen?»
Sie waren «Bonny und Clyde», gaben sich das Ja-Wort. Bis sie nur noch «nebeneinander, nicht miteinander» lebten: Schliesslich kamen Loredana und Mozzik zum gemeinsamen Entschluss, sich zu trennen. Sich weiterzuentwickeln, sei wichtig – manchmal entferne das einen auch von geliebten Menschen. Davor soll man sich nicht verschliessen, so Loredana. Auch wenn die Erkenntnis wehtut.
Loredana mit ihrer Tochter Hana:
Für die Luzernerin brach dennoch eine Welt zusammen. Die Trennung, der «1461. Tag der Beziehung», sei der «beschissenste Tag» ihres Lebens gewesen. Aber gerade wegen solchen Tagen wachse man.
2. «Du musst nicht immer Little Miss Perfect sein und dein Leben total im Griff haben»
Trauer zuzulassen, ist wichtig. Das weiss selbst Loredana. Wenn es einem schlecht geht, soll man dies zulassen. «Du darfst dich zwar fallen lassen, traurig und wütend sein, mal eine Kippe mehr rauchen, einen Drink zu viel trinken […], allerdings musst du dich da wieder rausziehen können.»
3. «Denn auch wenn es beschissen klingt, es geht immer noch beschissener»
Oder wie es Loredana – ein wenig positiver formuliert, aber dennoch bewusst protzig: «Wenn wir dieses beschissene Gefühl überstehen, dann überstehen wir auch das nächste.» Man soll dieses – beschissene – Gefühl nicht als Feind ansehen, sondern es nutzen, daran zu wachsen.
4. «Es hebt fast schon ab, so schnell dreht sich der Scheiss …»
Loredana sperrte sich zuhause ein, ging kaum mehr raus. «Vor allem die Einsamkeit lässt das Gedankenkarussel noch schneller kreisen. Es hebt fast schon ab, so schnell dreht sich der Scheiss, wenn du keine Gesellschaft hast.»
Lange habe sie gedacht, ihre Krise alleine durchzustehen. Je länger man jedoch alleine bleibe, desto verrückter werde man. Ihre Traurigkeit habe sie nie nach aussen gezeigt. Sie sprach nicht mit anderen, weil sie nicht dachte, dass ihr das helfen würde. «Heute weiss ich, dass das Bullshit ist. Heute weiss ich, dass es guttut.»
5. «Wir Frauen sind Kings»
Nach der Trennung prasselte eine Hasswelle über Loredana. Obwohl die Gründe für die Trennung nicht bekannt waren, wurde sie als «Fremdgeherin», als «Hure» betitelt. Jeder Mann, mit dem sie später gesehen wurde, wurde als «ihr Neuer» betitelt. Ihr Ex hingegen habe keinen Hass abgekriegt. Er sei nicht verurteilt, nicht zerfleischt worden, wenn er sich mit anderen Frauen getroffen hat. Warum? «Ich sage es nur ungerne, ich will es gar nicht wahrhaben, aber ich bin der festen Überzeugung, dass es daran liegt, dass ich eine Vagina habe. Dass ich eine Frau bin», schreibt Loredana in ihrem Buch.
Als Rapperin sei sie nie benachteiligt worden, sie habe «Deutschrap gefickt, ohne einen Penis». Bis dato habe sie sich nie öffentlich als Feministin bezeichnet – auch wenn sie im Innern «eigentlich die grösste Feministin» sei. Deswegen nenne sie sich auch King Lori. «Wir Frauen sind nämlich nicht nur Queens und Prinzessinnen. Wir sind Kings.»
6. «Warum soll ich mich nach einer Enttäuschung selbst nur noch mehr ficken?»
Nach Wochen des Kummers und des Schmerzes reichte es der Rapperin. Und sie schaltete den Überlebensmodus an. Wie das ging, weiss man nicht so genau. So mies wollte sie sich jedoch nie mehr fühlen. So lerne man aus einem gebrochenen Herzen, wie man das nächste Mal gesünder mit dem Schmerz umgehen könne. Ohne zwei Packungen Kippen am Tag.
7. «Wah, Dating»
Verständlich, dass sich auch King Lori vor dem Dating graust. Bevor’s aber ans «Wah, Dating» ging, hat Loredana doch noch einen gescheiteren Spruch bereit: Sich nach einer Trennung die Zeit nehmen, die man braucht. Und sich nicht einfach zu etwas drängen, wenn einem noch nicht danach ist. «Sonst ziehen wir alte Wunden und Verletzungen aus der vorigen gescheiterten Beziehung mit in die neue.» Lori fühlte sich zwei Jahre nach der Trennung bereit, wieder einen neuen Mann kennenzulernen.
Loredana mit ihrer neuen Liebe, Karim Adeyemi (deutscher Fussballspieler):
8. «Wichtig ist der Respekt»
Der Wunschpartnerkriterienkatalog – das muss nicht sein, findet Loredana. Sie glaubt, dass wir uns dabei oft verrennen, nur weil der potenzielle Partner möglichst viele Kriterien erfüllen müsse, «[…] dabei sollte doch am wichtigsten sein, WIE ihr euch begegnet». Loredanas weiser Rat: Respektiert dein Gegenüber deine Grenzen nicht, respektiert er dich nicht.
Wer Respekt erwartet, sollte jedoch auch Respekt gegenüber andern haben. So ist Loredana eine aktenkundige Betrügerin, die gemeinsam mit ihrem Bruder ein Walliser Ehepaar um insgesamt 700’000 Schweizer Franken gebracht hat. Loredana gab sich damals als Anwältin mit falschem Namen aus. Die Luzerner Staatsanwaltschaft eröffnete ein Verfahren, das 2021 eingestellt wurde. Dies, nachdem Loredana sich mit dem Ehepaar aussergerichtlich einigte und ihnen Geld zurückzahlte.
9. «Groll und Missgunst sind Hurensöhne»
Auch nach dem Ende einer gescheiterten Beziehung: Hass muss nicht sein. Das halte einen nur vom Heilen ab, so Loredana. Gegenüber ihrem Ex empfinde sie keine negativen Gefühle. Durch die gemeinsame Tochter seien sie auch immer miteinander verbunden. «Von ihm durfte ich einiges lernen, wir lachten und weinten gemeinsam, wir stritten auch, aber ich nahm so viel aus dieser gemeinsamen Zeit mit und heute kann ich nur noch Danke sagen.»
Ratgeber für gebrochene Herzen
Loredana bleibt – trotz der intimen Einblicke in dieses eine Kapitel ihres Lebens – unnahbar. Wie kommt eine junge Frau dazu, einen anderen Menschen um Hunderttausende Franken zu betrügen, sie zu manipulieren und auszunutzen? Zeigt sie Reue? Wie war ihre Kindheit, wie wuchs sie auf?
Wer sich Antworten darauf erhoffte, wird enttäuscht. Ihr Buch scheint weniger eine Autobiografie zu sein als ein Tagebuch einer gebrochenen Frau, die Einblick in ihr Leben gibt und anderen ihren Rat mitgibt. So wendet sich Loredana in jedem Kapitel an ihre Leserschaft. Einem Teenie-Mädchen mit gebrochenem Herzen mag dieses Buch Hoffnung geben.
Loredana schreibt, wie sie rappt. Das mag vielen zu vulgär sein – doch hören ihr somit gerade jene zu, die sie erreichen möchte: junge Frauen. «Ich will einfach, dass junge Frauen nicht die gleichen Fehler begehen wie ich», hielt die Rapperin gegenüber dem «Tages-Anzeiger» fest.
- Loredana: «Als mein Herz brach», Editon a
- Interview im «Tages-Anzeiger»