Anwohner reden von nächtlichen Einbrüchen

Lärm und Dreck am Seeufer in Zug: Jetzt verlangt die Politik Antworten

Leider landet der Abfall am Zuger Seeufer an den Wochenenden nicht immer dort, wo er hingehört. (Bild: bic)

Am Seeufer in der Stadt Zug wird das Partyvolk zu einer immer grösseren Belastung für die Anwohner. Denn die meisten jungen Leute machen nicht mehr nur unnötigen Lärm und hinterlassen viel Abfall. Nun wird die Politik aktiv. Ob sie tatsächlich eine Lösung findet, wird sich aber zeigen müssen.

Insbesondere an lauen Sommerabenden an den Wochenenden tummeln sich dutzende Menschen teils bis zu später Stunde am Zuger Seeufer zwischen dem Landsgemeindeplatz und der Männerbadi in der Stadt Zug. Sehr oft zum Leidwesen der Leute, die in unmittelbarer Umgebung wohnen.

Von Schreien, Kreischen, lauten Streitereien, dem Zünden von Knallfröschen, vom Schlagen gegen Metallpfeiler, betrunkenen Schimpftiraden und Herumbrüllen ist die Rede. Deshalb wird nun die Politik aktiv. Laurence Uttinger (FDP) hat im Grossen Gemeinderat am Dienstag einen Vorstoss eingereicht, mit dem sie in Erfahrung bringen will, wie der Stadtrat mit der Problematik umzugehen gedenkt.

Anwohner fühlen sich nicht mehr sicher

«Den Abend gemütlich auf dem Balkon ausklingen zu lassen oder bei offenem Fenster zu schlafen, ist unmöglich geworden. In vielen Nächten schreckt man sogar bei geschlossenen Fenstern aus dem Schlaf auf, wenn jemand besonders laut kreischt oder besonders lang herumbrüllt», begründet Uttiger, deren Mutter direkt an der Ecke Vorstadt/Alpenstrasse in unmittelbarer Nähe zur «Katastrophenbucht» wohnt. Laurence Uttinger wohnt ebenfalls im Quartier nahe der «Katastrophenbucht».

Uttinger moniert ausserdem, dass es immer wieder zu Sachbeschädigungen komme und dass regelmässig Abfall über die Zäune in die Gärten der Anwohner geworfen werde. Ausserdem würden fremde Leute immer wieder in die Gärten eindringen und des Nachts regelmässig beliebig an den Haustüren klingeln. «Hinzu kommen der Verlust des Gefühls, sich nachts sicher bewegen zu können. Und falls man morgens unglücklicherweise vor der Putzkolonne an den See geht, bietet sich ein Bild des Jammers: Herumliegende Abfälle, zerbrochene Flaschen, Scherben, Erbrochenes», schreibt Uttinger.

Stadtrat soll mehr Unternehmen

Die Politikerin hält fest, dass die Bemühungen des Stadtrates zur Durchmischung des Publikums entlang der Seepromenade zwar geschätzt würden. Allerdings hätten diese Massnahmen die regelmässigen Nachtruhestörungen bislang nicht zu beheben vermocht. Auch die Appelle der Nachbarschaft Vorstadt-Neustadt Zug hätten keine Wirkung gezeigt.

«Ich bin der Meinung, dass die Stadt den Shop so gar nicht hätte bewilligen sollen.»

Fritz Meier, Obmann Quartier Neustadt-Vorstadt

«Ich bin daher der Auffassung, dass der Stadtrat seine Anstrengungen in diesem Bereich merklich verstärken und weitere Massnahmen ergreifen muss, um die Umsetzung des Lärmreglements wirksam sicherzustellen», so Uttinger. Zumal das Problem auch in anderen Quartieren existiere. Zur Erinnerung: Mit dem neuen Tankstellenshop bei der Schützenmatte, der seine Pforten am 15. April öffnet und bis spät in die Nacht Alkohol verkaufen wird, könnte sich das Problem sogar noch zuspitzen (zentralplus berichtete).

Der neue Tankstellenshop ist einigen Anwohnern ein Dorn im Auge.

Problem verschärft sich seit Jahren

Der neue Tankstellenladen bereitet auch Fritz Meier, Obmann der Nachbarschaft Vorstadt-Neustadt Sorgen. «Ich verstehe nicht, warum die Migros-Tochter Migrolino auf die Idee kommt, Alkohol zu verkaufen. Und ich bin der Meinung, dass die Stadt den Shop so gar nicht hätte bewilligen sollen», sagt Meier hörbar genervt von den Entwicklungen am Seeufer.

Und weiter: «Natürlich hat der Umstand, dass die Bars und Beizen geschlossen sind, dazu beigetragen, dass sich Partywillige nun noch vermehrt draussen aufhalten. Besonders am Freitag vor einer Woche hat das Ganze aber komplett Überhand genommen.» Seit gut 20 Jahren wohnt Meier im grossen Block direkt beim Hirschgehege. Eine Zunahme des nächtlichen Lärms habe er jedoch vor allem in den letzten zehn Jahren festgestellt.

Der seit ein paar Jahren pensionierte Quartierobmann berichtet von jungen Männern, die immer mal wieder durch die Zäune in die Gärten oder gleich direkt an die Hauswände urinierten. Dies dürfte laut Meier insbesondere damit zu tun haben, dass die öffentlichen Toiletten entlang des Seeufers wegen Vandalismus in der Nacht geschlossen sind.

«Ende letzter Woche erzählte mir eine Nachbarin ganz entsetzt, dass ein paar junge Leute aufgrund des Regens in ihre Tiefgarage eingebrochen seien, indem sie die Tür aufgebrochen hätten. Als wäre das nicht schlimm genug, hinterliessen sie in der Abstellhalle auch noch eine riesige Sauerei», erzählt Meier.

Stadtleben oder Dorfidylle? Ein Dilemma

Die Leute, die sich am Seeufer die Nächte um die Ohren schlagen, schätzt er mehrheitlich auf 20 bis 25 Jahre. «Mittlerweile stelle ich fest, dass viele der jungen Leute Englisch sprechen. Ich vermute, dass viele von ihnen von der International School oder vom Montana kommen», so Meier.

Trotz des Ärgers und der sehr unbefriedigenden Situation schätzt Meier, dass sich der Stadtrat dem Thema angenommen und die Betroffenen miteinbezogen habe. «Wie es scheint, gibt es aber kein Patentrezept. Das zeigt sich ja auch in anderen Städten, die dieses Problem haben», sagt er.

Denn auch er wolle nicht, dass Zug zu einer Schlafstadt wird. Aber auch zu einer öffentlichen Festhütte dürfe es nicht mutieren. «Das Ganze ist auch kein Problem, solange sich die Lärmemmissionen in einem ertragbaren Mass bewegen», sagt Meier. Das sei aber leider immer öfter nicht der Fall.

Buvette und Männerbadi-Bar brachten etwas Entspannung

Immerhin hätte sich die Situation in den Zeiten etwas entspannt, in denen die Buvette und die Bar in der Männerbadi geöffnet haben. «Die jeweiligen Betreiber machen das wirklich super. Aber auch sie sind natürlich machtlos, wenn sich die Leute nicht an gewisse Regeln und Anstand halten», sagt Meier. «Gegen den Abfall würde vielleicht ein Pfand auf Pizzaschachteln und Flaschen nützen», sinniert er über mögliche Lösungen.

Eines scheint klar: Das Thema wird die Stadt in den kommenden Jahren sicherlich noch ein paar Mal beschäftigen.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Marco
    Marco, 25.03.2021, 08:45 Uhr

    Das wird jetzt leider noch schlimmer werden, mit dem neuen Migrolino gleich beim Hirschgarten.
    siehe ZP Artikel https://www.zentralplus.ch/das-partyvolk-am-zugersee-bekommt-alkoholischen-nachschub-2020737/
    So wird das Seeufer für die breite Bevölkerung fast nicht mehr benutzbar vor allem Abends und an den Wochenenden.
    Zudem wird der Abfall das kleinere Übel sein; wenn pöbelnde und/oder angetrunkene Menschen ihr Unwesen treiben.
    Ich bin eigentlich nicht für Verbote aber hier müsste man wieder mal die Diskussion aufnehmen ob man Alkohol an öffentlichen Plätzen (eventuell zu gewissen Zeiten) nicht einschränken oder gar verbieten sollte?

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