Studie zur Attraktivierung

Längere Öffnungszeiten: Luzern als Shoppingcenter?

An der Alpenstrasse: Vor dem Kleiderladen «Früh'ling» verkehren viele Touristen. (Bild: zVg)

Für die kommenden Jahre legt der Luzerner Stadtrat den Fokus auf das Zentrum: Neu werden sogenannte Innenstadtkonferenzen organisiert. Gemeinsam mit Privaten soll das Gebiet gestärkt und aufgewertet werden, um den zukünftigen Herausforderungen zu begegnen. Wie das geht? Unter anderem kommen die Ladenöffnungszeiten wieder aufs Tapet.

In der Altstadt rüstet man sich gegen die neue Konkurrenz aus Ebikon. Denn die Mall of Switzerland soll nicht einfach ein herkömmliches Einkaufszentrum sein, sondern zu einer eigenen Freizeitdestination werden. Das zumindest erhoffen sich die Betreiber der Mall, die im Herbst 2017 eröffnet.

Doch was soll man gegen die neue Konkurrenz aus der Agglomeration tun? Erstens: Öffnungszeiten verlängern. Zweitens: zusätzliche Fussgängerzonen schaffen. Dies sind die Ergebnisse einer Studie. Im Dezember hat der Luzerner Stadtrat ein erstes Treffen mit Wirtschaftsvertretern aus Luzern organisiert, an dem unter anderem genau diese Frage erörtert wurde. Nun will man das Ganze koordiniert angehen, wie der Stadtrat am Mittwoch an einer Pressekonferenz bekannt gab (zentralplus berichtete).

Viel Konkretes gibt es zwar noch nicht. Aber: Ein neues «Forum Attraktive Innenstadt» solle die Einkaufs- und Aufenthaltsqualität in der Luzerner Innenstadt stärken, wie Stadtpräsident Stefan Roth sagt. Die Stadt plant, alle Interessenvertreter mit Bezug zur Innenstadt zu regelmässigen Forumsveranstaltungen einzuladen. Das Forum Attraktive Innenstadt geht auf einen Auftrag des Parlaments im Rahmen des städtischen Wirtschaftsberichts zurück.

Stadtpräsident Stefan Roth (CVP).

Stadtpräsident Stefan Roth (CVP).

Eine erste Veranstaltung, ein Workshop mit Experten, ist am 14. April 2016 vorgesehen. Nachher wird die erste «Innenstadtkonferenz» am 20. Juni stattfinden. Die Leitung des Forums übernimmt Jürg Inderbitzin. Er ist Dozent und Projektleiter an der Wirtschaftshochschule in Luzern. «Wir wollen an den Innenstadtkonferenzen Informationen aus erster Hand mit den laufenden Planungen und verschiedenen Aufwertungsprojekten der Stadt koordinieren.» Solche Aufwertungsprojekte seien etwa die Attraktivierung der Bahnhofstrasse, die Umgestaltung am Grendel, bis hin zur Planung des Pilatusplatzes oder des Parkhauses Musegg.

Jürg Inderbitzin, Dozent HSLU.

Jürg Inderbitzin, Dozent HSLU.

Der Stadtrat sei überzeugt, so Stadtpräsident Stefan Roth an der Pressekonferenz, mit dem Forum Attraktive Innenstadt «ein Gefäss geschaffen zu haben, in welchem die Kräfte der Verwaltung, der privaten Initianten, der Bevölkerung und der Wirtschaft in gebündelter Weise zur weiteren Aufwertung der Innenstadt wirken können.» Die Innenstadt könne so selber zu einem Luzerner Shoppingcenter werden, mit «unschlagbar schöner Kulisse».

Studie zeigt Marktanteile

Die Experten Marco Fuhrer (Fuhrer & Hotz) und Felix Thurnheer (ImmoCompass) stellten am Mittwoch die Ergebnisse einer Studie vor, welche die Entwicklungen für den Detailhandel untersuchte und mögliche Strategien und Massnahmen aufzeigt.

Gemäss folgender Grafik wurde die Stadt eingeteilt:

Die Gebiete der Studie ...

Die Gebiete der Studie …

Im Gebiet der Luzerner Innenstadt buhlen 340 Detailhändler auf einer Nutzfläche von 215’000 Quadratmetern um Kundschaft, so die Studie. In der Altstadt beherrschen Bijouterien und Kleiderläden das Bild (vgl. unten), in der Neustadt und im Bruchquartier ist der Branchenmix ausgewogener (Grafik grösser anzeigen als PDF). Zudem führe der Wegfall von Umsatzanteilen etwa durch den Onlinehandel zu einem sinkenden Flächenbedarf oder zu Schliessungen von Filialen.

... und ihr Branchenmix.

… und ihr Branchenmix.

Touristen kaufen fleissig ein

Wie soll nun das Einkaufen in der Stadt Luzern attraktiv bleiben? Handlungsbedarf sieht die Studie etwa bei den Ladenöffnungszeiten. Mehr als die Hälfte des Detailhandelsumsatzes werde von Tages- oder Übernachtungsgästen generiert (siehe Aufstellung unten). Für diese gehöre das Einkaufen zum Reiseerlebnis. Mindestens verlängerte Öffnungszeiten am Samstag seien weiterhin anzustreben, heisst es in der Studie. Heute dürfen die Geschäfte in der Stadt Luzern bis 16 Uhr geöffnet haben.

Tagestouristemn machen mehr als die Hälfte der Tagesumsätze aus.

Tagestouristemn machen mehr als die Hälfte der Tagesumsätze aus.

Zusätzliche Fussgängerzonen

Mit zusätzlichen Fussgängerzonen könnte ferner das Ambiente zum Flanieren und damit zum Einkaufen verschönert werden, so die Studie. Bei einer höherer Aufenthaltsqualität blieben die Leute länger und würden mehr einkaufen. Zudem geht die Stadt davon aus, dass das Internet den Handel und damit auch das Stadtbild verändern werde. Läden würden etwa mit einem Café kombiniert. Bewegliche Bilder und neuartige Projektionsflächen könnten im Stadtbild für Aufmerksamkeit bei der Kundschaft sorgen.

Hat gemäss Studie Potenzial: die Bahnhofstrasse (links). Und der St. Karli-Quai (rechts) könnte ebenfalls aufgewertet werden.

Hat gemäss Studie Potenzial: die Bahnhofstrasse (links). Und der St. Karli-Quai (rechts) könnte ebenfalls aufgewertet werden.

Sitzgelegenheiten seien wichtig für die Attraktivität einer Einkaufsstadt. Hier gezeigt: der Mühlenplatz und der Schwanenplatz.

Sitzgelegenheiten seien wichtig für die Attraktivität einer Einkaufsstadt. Hier gezeigt: der Mühlenplatz und der Schwanenplatz.


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