Corona-Virus verhinderte intensive Wochen

Kurzarbeit statt Trainer-Lehrgang: Kriens-Captain Kukeli zeigt Charakter

Nach dem Comeback von Burim Kukeli mit dem SC Kriens ist die Meisterschaft in der Challenge League auf unbestimmte Zeit verschoben worden. (Bild: SC Kriens)

Erst der späte Einstieg ins Profi-Business, dann der Abstieg mit dem FC Zürich und jetzt auch noch das Corona-Virus: Burim Kukeli hat in seiner ungewöhnlichen Karriere schon einiges erlebt. Die nicht immer erfreulichen Erfahrungen haben den 36-Jährigen geprägt.

Wir treffen den zweifachen Familienvater Ende Februar zum Gespräch. Am 23. Februar kommt der Routinier der Krienser nach einer Hüft- und Innenbandverletzung gegen den FC Aarau 30 Minuten zum Einsatz. 4:4 lautet damals das Schlussresultat. Es sollte der letzte Ernstkampf des in der Challenge League auf Platz 4 klassierten SC Kriens vor Ausbruch der Corona-Krise sein.

Heute, knapp eineinhalb Monate später, zeigt sich ein anderes Bild. Kukeli ist in dieser Zeit als zweifacher Familienvater gefordert und muss seinen Alltag und seine Vorstellungen von der nahen Zukunft revidieren.

Eigentlich sähe Kukelis Alltag so aus: Neben seinem Engagement als Fussballer betreut und trainiert der 36-Jährige jeweils am Donnerstagmorgen mit dem ehemaligen Luzern-Profi Michel Renggli die U16- bis U18-Nachwuchsmannschaften des FC Luzern. Sie bildeten schon jahrelang das defensive Mittelfeld-Duo der Luzerner. Für die Zukunft als Trainer hätte Kukeli im April und Mai einen Trainerkurs in Tirana, Albaniens Hauptstadt, absolvieren müssen.

Lehrgang nach erster Woche abgebrochen

Diese Zeit wäre für Kukeli vor allem wegen des Meisterschaftsbetriebes intensiv geworden. «Ich hätte ungefähr sechs bis sieben Wochen in der höchsten albanischen Liga mittrainiert und wäre jeweils an den Wochenenden für die Meisterschaftsspiele nach Hause geflogen.» Wegen der Corona-Pandemie wurde der Lehrgang nach der ersten Woche abgebrochen und auf unbestimmte Zeit verschoben.

Zurück in der Schweiz sieht auch hier sein Fussballalltag ungewohnt aus: Individuelle Trainingseinheiten, ein Kräftigungsprogramm vom Fitnesscoach für die Beine und den Oberkörper und diverse Laufeinheiten. Den Fussball sucht man in Kukelis Nähe vergeblich. Aufgrund der aktuellen Situation haben die Kriens-Spieler entschieden, auf Kurzarbeit zum Wohle des Vereins umzusteigen, sagte SCK-Trainer Bruno Berner im Sportpanorama auf SRF.

Für Kukeli sind solche Entscheide wichtig, um Charakter zu zeigen. «Beim FCZ habe ich damals eine ähnliche Erfahrung gemacht.» Anstatt nach dem Abstieg in die Challenge League davonzulaufen, setzte sich Kukeli für den sofortigen Wiederaufstieg ein. Geduld und Ausdauer waren gefragt. Geduldig zu sein und auf den richtigen Zeitpunkt zu warten, das hat Kukeli lernen müssen.

Zum Kampfgeist kam das Glück

Er gilt unter den Fussballern als Spätzünder. Mit 24 Jahren spielte Kukeli nach einigen Stationen in U-Mannschaften und einem Abstecher in die Fussballschule des FC Basel in der Amateurliga beim FC Schötz in der 1. Liga. Zwar trainierte Kukeli dreimal in der Woche am Abend nach der Arbeit zusammen mit talentierten Spielern. Allerdings hatten diese Fussballer ihre Karrieren entweder bereits hinter sich oder sie hatten die Tatsache akzeptiert, dass es wohl nicht mehr zur ganz grossen Karriere reichen würde.

Burim Kukeli (vorne) hat das Defensivspiel der Krienser stabilisiert. (Bild: SC Kriens)

Auch Kukeli verdiente damals sein Geld abseits des Rasens bei einem Getränkeproduzenten. Und seine Karriere begann plötzlich Fahrt aufzunehmen. Kukeli sinniert: «Neben meinem Kampfgeist hatte ich auch Glück. Wir hatten sehr gute Spieler im Team, wodurch auch meine Qualitäten besser zur Geltung kamen.»

Aufmerksamkeit dank Medienberichten

In der 1.-Liga-Mannschaft wurde zuerst Joël Magnin (heutiger Xamax-Trainer) auf Kukeli aufmerksam. «Wir haben während der ganzen Saison kein einziges Spiel verloren. Das war zu diesem Zeitpunkt keinem 1.-Liga-Team gelungen.» Magnin arbeitete damals beim aktuellen Schweizer Meister YB als U21-Trainer und machte den damaligen Sportchef Alain Baumann auf den Mittelfeldstrategen aufmerksam.

Gleich nach dem direkten Duell der Schötzer gegen die U21 von YB lud man den Spätzünder nach Bern ins Probetraining ein. Fortan begannen Medienvertreter über Kukeli, der aus der Innerschweiz quasi aus dem Nichts auftauchte, zu berichten.

So wurde schliesslich auch der FC Luzern und insbesondere Trainer Ciriaco Sforza auf Kukeli aufmerksam. «Sforza teilte mir bereits am dritten Tag mit, dass er mich gerne behalten möchte. Deshalb habe ich die Entscheidung von YB nicht mehr abgewartet und die Chance genutzt», erzählt Kukeli.

«Ich habe mir damals gesagt: Entweder du spielst jetzt all-in und versuchst es direkt in der Super League oder du lässt es bleiben.»

Burim Kukeli, Captain des SC Kriens

Damit kam es 2008 zur erstmaligen Zusammenarbeit mit Bruno Galliker. Ein Jahr zuvor, in seiner ersten Phase als Sportchef der Krienser, hatte Galliker bereits um das lange verkannte Talent gebuhlt. «Allerdings noch vergeblich», gibt Kukeli mit einem neckischen Lächeln zu. «Ich habe mir damals gesagt: Entweder du spielst jetzt all-in und versuchst es direkt in der Super League oder du lässt es bleiben», begründet Kukeli seinen damaligen Entscheid.

Elf Jahre später wechselt Burim Kukeli im Sommer 2019 von Sion nach Kriens (zentralplus berichtete). Nach elf Saisons in der Profi-Liga standen die Zeichen in Sion auf Abschied. Auch deshalb, weil Kukeli sich immer wieder mit Verletzungen herumplagen musste. Er erinnert sich: «Ich erhielt den harten, aber verständlichen Impuls von Constantin, dass sie ohne mich planen.»

Er kannte beide Brunos

Dass Kukeli bei Sion auf dem Abstellgleis stand, erfuhr auch Bruno Galliker. «Bruno wollte mich bereits im Winter nach Kriens holen.» Im Winter zögerte der Mittelfeldstratege vorerst noch, weil er sich auf das Comeback mit dem FC Sion konzentrieren wollte. Als im Sommer kein Angebot eines Super-League-Vereins mehr kam, reifte in ihm der Entscheid, dass Kriens die richtige Entscheidung für die Fortsetzung seiner Karriere sei. Also sagte Kukeli dem Krienser Sportchef zu.

«Die Aufgabe als Captain ist für mich auch sehr herausfordernd und mit einer riesigen Verantwortung verbunden.»

Burim Kukeli, Captain des SC Kriens

Neben Bruno Galliker war auch ein erster Kontakt zu dessen Namensvetter und SCK-Trainer Bruno Berner bereits vorhanden. Berner und Kukeli kannten sich aus der Zeit beim FC Zürich, als Berner die U15-Junioren trainierte und Kukeli in der ersten Mannschaft der Zürcher spielte.

Den Kampfgeist und unbezwingbaren Siegeswillen kannte Berner vom gebürtigen Albaner also bereits. Auch seine Motivation, nach jeder Verletzung noch stärker als vorher zurückkehren zu wollen.

Diese Eigenschaften sollte der Mittelfeldveteran auch in die Challenge-League-Mannschaft bringen. Dass in Kriens noch höhere Aufgaben auf Kukeli warten, zeigte sich, nachdem sich das SCK-Urgestein und der damalige Captain des Teams, Daniel Fanger, im Juli schwer am Knie verletzte.

Fortan wurde teamintern nach einem Captain gesucht und in der Person von Kukeli gefunden. Dass er mit seiner Erfahrung als Profi bei Sion, Zürich und Luzern beste Voraussetzungen dafür hat, sollte er bald unter Beweis stellen.

In die Schuhe des Captain reingewachsen

Für Burim Kukeli ist es das erste Mal, dass er als verlängerter Arm eines Trainers fungiert.  «Klar gehörte ich in meinen Mannschaften öfters zum Spielerrat, aber die Aufgabe als Captain ist für mich sehr herausfordernd und mit einer riesigen Verantwortung verbunden.» Denn Fussballer, so Kukeli, neigen oft dazu, Unklarheiten auszunutzen oder Schlupflöcher zu finden. Er hingegen neige dazu, immer 100% Einsatz zu verlangen.

Den Anspruch, 100% Einsatz zu geben und die Erfahrung darin, in ungewohnten Situationen eine Lösung zu finden, das ist Kukeli bereits aus früheren Stationen gewohnt. Auch die Fussballer in Kriens sind von der Corona-Krise nicht ausgenommen und müssen spontan auf Veränderungen reagieren.

Das letzte Fünkchen Hoffnung, dass es trotzdem bald weitergehen könnte, haben sie in Kriens noch nicht begraben. Auch wenn Kukeli weiss: «Jetzt ist es nicht an der Zeit, zu weit in die Zukunft zu schauen. Oberstes Ziel ist es, dass wir dieses Virus unter Kontrolle bringen, und dafür müssen wir jetzt Opfer bringen und diszipliniert handeln.»

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