Neues Kapitel für bewegtes Haus

Zwischenbühne soll zum Horwer Kultur-Hotspot werden

In der Zwischenbühne Horw sollen künftig mit Hilfe der Gemeinde wieder 40 Anlässe im Jahr stattfinden. (Bild: esa)

Die Zwischenbühne Horw war eines der ersten Kulturlokale der Region und stach mit einem eigenwilligen Programm heraus. Zuletzt kämpfte das Haus um seine Existenz, eine Schliessung wurde wahrscheinlich. Nun greift die Gemeinde dem Lokal unter die Arme, doch es bleibt kaum ein Stein auf dem anderen.

Anfang der 1980er-Jahre entstand bei der alten Papiermühle in Horw die Geschichte eines Pionierprojekts der hiesigen Kultur-Szene. «Damals gab es rund um die Stadt Luzern nur den Sedel – und sonst nichts, ausser der Zwischenbühne», erzählt Matthias Fellmann.

Der bisherige Präsident des Trägervereins ist seit Jahrzehnten mit dem Ort verbunden und durfte hier seine ersten Schritte als Kulturveranstalter tun. Es sei hier sehr vieles möglich, man könne sich selbst verwirklichen und ausprobieren. Für Fellmann ist deshalb klar: «Dieses Haus ist für Horw ein Riesengewinn».

Die Gemeinde sieht das ähnlich und entsprechend nahm der Einwohnerrat am 19. September den Bericht und Antrag zur Kenntnis, wonach die Zwischenbühne zum neuen Zentrum der Horwer Kultur verankert wird. Dafür wird in die Professionalisierung und Instandhaltung des Kulturlokals investiert und das Programm ausgebaut.

Der Unterstützungsbeitrag der Gemeinde erhöht sich um 60'000 Franken pro Jahr, um neue Stellen zu schaffen. Aber noch steht aus, wo diese angesiedelt sein werden und wie die Kompetenzverteilung funktionieren soll.

Die Zwischenbühne wurde 1981 initiiert und hat seither ihren festen Platz bei der alten Papiermühle in Horw. (Bild: esa)

Kampf ums Überleben

War die Zwischenbühne Horw zu Beginn noch ein Pionierprojekt, so geht sie im mittlerweile sehr dichten Luzerner Kulturkalender manchmal unter. Gleichwohl findet Matthias Fellmann, sie sei «als Kulturort in der Agglomeration etwas Einmaliges». Das liege vor allem auch an der umsichtigen Betreuung der Veranstaltungen.

«Dieses Jahr waren wir näher daran, komplett zu schliessen, als je zuvor.»

Matthias Fellmann, Zwischenbühne

«Wir haben lange das Ganzheitliche zelebriert», erklärt Fellmann. So bemühte man sich für jeden Anlass um individuell passendes Dekor oder Essen. Durch die viele ehrenamtliche Arbeit, erzählt der Präsident der Zwischenbühne, «sind wir das Ganze vielleicht ein bisschen liebevoller angegangen als ein professionell geführtes Haus».

Trotzdem war das Kulturlokal in den letzten Jahren mit stetig sinkendem Publikumsaufmarsch konfrontiert und kämpfte bis zuletzt ums nackte Überleben. «Dieses Jahr waren wir näher daran, komplett zu schliessen, als je zuvor», sagt Fellmann. Es sei vieles ausprobiert worden, um dem Haus neues Leben einzuhauchen, aber keine der Ideen brachte den gewünschten Effekt. «Die Art und Weise, wie die Zwischenbühne zuvor gelebt wurde, funktioniert in der heutigen Zeit nicht mehr», gibt Fellmann zu.

Matthias Fellmann ist seit über 20 Jahren mit der Zwischenbühne Horw verbunden und wird sein Präsidialamt Ende Jahr abgeben. (Bild: zvg)

Alles oder nichts

«Wir mussten uns die Frage stellen, ob es überhaupt noch nötig ist, dass es uns gibt», sagt Fellmann. Zwar wurde die Frage nach dem «wie weiter?» in den letzten 20 Jahren immer mal wieder gestellt, aber dieses Mal ging es um alles oder nichts.

In letzter Konsequenz fragte man deshalb bei der Gemeinde um ein Engagement für die Horwer Kultur. Wäre die kommunale Unterstützung nicht erfolgt, wäre dies wohl das letzte Jahr der Zwischenbühne gewesen. Umso glücklicher ist man nun über das klare Bekenntnis. Dabei half auch die reiche Geschichte des Hauses.

«Die Zwischenbühne soll in Zukunft die Adresse in Horw für kulturelle Veranstaltungen jeglicher Art werden.»

Hans-Ruedi Jung, Gemeinderat

So traten einige Künstler, die später schweizweit bekannt wurden, wie zum Beispiel Stiller Has zu Beginn ihrer Karriere in der Zwischenbühne auf. Im Vergleich zur Anfangszeit ist das Kulturangebot in der Stadt Luzern und Umgebung mittlerweile so breit wie nie.

Gleichwohl glaubt Fellmann, dass es eine Nachfrage nach geeigneten Lokalen gibt. «Leute, die auftreten wollen, gibt es – das ist nie das Problem.» Vielmehr sei die Frage, ob es auch ein passendes Publikum für das Angebot gebe.

Professionelles Umfeld

Die Haupterkenntnis bei der erfolglosen Wiederbelebung der Zwischenbühne sei gewesen, dass man das Haus nicht mehr so weiterführen könne wie in den 38 Jahren zuvor. «Man findet keine Leute, die sich über Jahre hinweg in kleinen Ämtern neben ihrer Haupttätigkeit für ein Kulturhaus engagieren», erklärt Fellmann.

Um erfolgreiche Anlässe zu veranstalten, brauche man ein professionelles Umfeld mit entsprechender Infrastruktur und qualitativ adäquater Betreuung der Kunstschaffenden. Für diese Bereiche wird nun mehr Geld von der Gemeinde fliessen. Das Ziel ist klar: «Die Zwischenbühne soll in Zukunft die Adresse in Horw für kulturelle Veranstaltungen jeglicher Art werden», bekräftigt Gemeinderat Hans-Ruedi Jung (CVP).

Die Gemeinde Horw greift der Zwischenbühne ab 2020 unter die Arme. (Bild: esa)

Neben den Ehrenamtlichen sind bisher zwei Personen für die Zwischenbühne mit insgesamt rund 40 Stellenprozenten aktiv – Geschäftsleiterin ist die Schauspielerin Fabienne Trüssel. Neu werden es insgesamt 100 Prozent sein. Wie genau die strukturelle Organisation und Programmgestaltung aufgeteilt wird, muss aber noch verhandelt werden.

Der Gemeinderat würde gerne den 20-Prozent-Leitungsposten bei der Gemeinde ansiedeln. «Damit könnte der Informationsfluss zwischen den Beteiligten wesentlich vereinfacht und eine Gesamtschau über das ganze kulturelle Angebot sichergestellt werden», erklärt Jung. Beim Verein Zwischenbühne, in welchem die Mehrzahl der Stellen angesiedelt sein werden, ist man noch nicht ganz von diesem Konzept überzeugt.

Angebot für alle Kunst-Sparten

Bereits jetzt ist klar, dass die gemeinderätliche Kunst- und Kulturkommission in Zukunft ihr Programm in jenes der Zwischenbühne einbringen und in einer gemeinsamen Programmgruppe mitwirken wird.

«Ich bin zwar nicht restlos davon überzeugt, dass es die Zwischenbühne noch braucht.»

Matthias Fellmann

Gemeinderat Jung verspricht, dass sich die Politik nicht in die konkrete Programmgestaltung der Zwischenbühne einmischen wird. Man möchte lediglich sicherstellen, dass das Angebot allen Kunst-Sparten genügend Platz einräumt. Im 250 Besucher fassenden Saal sollen wieder rund 40 öffentliche Anlässe pro Jahr stattfinden – so wie zu den besten Zeiten. Zuletzt waren es nur noch etwa 15 Anlässe im Jahr.

Örtliche Organisationen, beispielsweise die Musikschule oder «Familie plus», sollen stärker in die Zwischenbühne eingebunden werden. Ausserdem wird der Vorstand der Zwischenbühne verkleinert und mehrheitlich neu besetzt. Auch Matthias Fellmann tritt ab. Aber er ist sich sicher: «Die Gemeinde und die neuen Gestaltenden werden sich finden – da habe ich gar keine Angst.»

Gemeinsamer Kultur-Auftritt

«Ich bin zwar nicht restlos davon überzeugt, dass es die Zwischenbühne noch braucht», gibt Matthias Fellmann zu. «Aber der Raum ist gut und man kann ihn füllen.» Es werde am neuen Leitungsteam liegen, dem Haus eine Berechtigung als Kulturzentrum zu geben.

Der neue Vorstand soll seine Arbeit auf den 1. Januar 2020 aufnehmen und nicht mehr wie bisher operativ tätig sein, sondern nur noch strategisch. Es ist das erklärte Ziel, dass künftig über 80 Prozent der Horwer Kultur in der Zwischenbühne stattfinden soll.

Zum neuen Konzept gehört auch ein gemeinsamer Auftritt, der ab nächstem Sommer das örtliche Kulturangebot abbilden soll. Ende 2022 wird dann analysiert, ob sich die Neuausrichtung der Zwischenbühne gelohnt haben wird.

«Auch wenn die dreijährige Projektphase scheitern sollte, werden einzelne Elemente davon dem Kulturleben in Horw erhalten bleiben», glaubt Fellmann und freut sich: «Die Geschichte der Zwischenbühne wird fortgeschrieben und erhält ein neues spannendes Kapitel.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Q.eL
    Q.eL, 11.10.2019, 09:56 Uhr

    Danke für den Artikel, lesenswert!

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