Trotz Coronakrise in die sechste Runde

Zuger Genuss Film Festival hat Glück im globalen Unglück

Heuer werden etwas weniger Gäste in den Festival-Pavillon gelassen. (Bild: zvg)

Die diesjährige Ausgabe des Genuss Film Festival haben sich die Verantwortlichen wohl anders vorgestellt. Doch immerhin: Das Festival findet statt, wenn auch um einige Monate verschoben. Die Corona-Massnahmen nehmen die Macher dafür gerne in Kauf.

Als im März die Buchungseröffnung fürs Genuss Film Festival bevorstand, da wusste Matthias Luchsinger bereits: Das wird wohl nichts werden. Das Festival, das für den Mai geplant war, würde aufgrund der bereits angekündigten Epidemie nicht wie geplant stattfinden können.

«Deshalb haben wir rasch reagiert und den Ticketverkauf gar nicht erst gestartet», sagt der Gesamtleiter des Zuger Festivals, welches heuer trotz Hindernisse in die sechste Runde geht. Denn durchgeführt wird der Anlass nun doch, einfach vier Monate später, zwischen dem 17. und 24. September.

«Natürlich hatten wir wegen der Verschiebung Zusatzkosten. So hatten wir deutlich höhere Personalkosten, ausserdem waren die Programmhefte im März bereits gedruckt, weshalb wir nun Sonderdrucke fürs neue Programm machen lassen mussten», erklärt Luchsinger. «Doch hat uns der Kanton in dieser Situation sehr unterstützt, indem er den Eventveranstaltern aus einem Fonds einen Teil der Kosten für die verschobenen oder annullierten Events gezahlt hat. Darüber sind wir sehr froh.»

Die 100er-Regel gilt hier nicht

Daran geglaubt, dass sie das Festival trotz Verschiebung noch durchführen können, habe Luchsinger immer. «Obwohl ich erschrak, als der Kanton die 100er-Grenze für Kulturveranstaltungen ab September ankündigte», sagt der Leiter des Festivals. «Wir haben jedoch Glück. Wir sind von dieser Regelung ausgenommen. Zum einen gelten fürs Kino eigene Regeln, zum anderen auch für die Gastronomie.»

Matthias Luchsinger, der Gesamtleiter des Zuger Genuss Film Festival. (Bild: zvg)

Trotzdem mussten die Festival-Verantwortlichen ein eigenes Schutzkonzept erstellen. «Wir werden, anders als in früheren Jahren, keinen Apero vor den Kinovorführungen abhalten. Ausserdem gilt eine Maskenpflicht, bis alle in ihren Sesseln sitzen. Vor dem Filmstart darf das Publikum die Masken abnehmen.» Eine eher ungewohnte Massnahme folgt vor Eintritt in den Glaspavillon. «Bei jedem Gast wird die Körpertemperatur gemessen, bevor er den Raum betritt. Auf diesen Umstand weisen wir jedoch vorgängig hin», sagt Luchsinger. Pro Abend werden maximal 150 Gäste bewirtet und damit rund 30 weniger als in den vorherigen Jahren.

«Damit wir diesem Umstand Folge leisten konnten, haben wir die Sponsoren und Vereinsmitglieder gebeten, auf einen Teil ihrer Tickets verzichten.» Man sei auf grosses Verständnis gestossen, so der Verantwortliche.

Apps und fixe Sitzordnung für weniger Durchmischung

Anders als in den Vorjahren wird es ein Seated Dinner geben. Somit können die Kontakte mittels App erfasst und die Vermischung möglichst überschaubar gehalten werden. «Im Kino findet das Tracing automatisch durch das Ticketsystem statt.»

Damit die Frischluftzufuhr gewährleistet ist, wird der Pavillon mit zusätzlichen Fenstern ausgestattet. Eine Lüftung bestehe bereits.

Wie immer, wird nach dem Essen allabendlich ein Talk durchgeführt, bei dem neben Matthias Luchsinger ein Koch sowie ein Gast anwesend sein werden. «Die Bühne wird jedoch heuer verhältnismässig klein gehalten.» Luchsinger gibt zu bedenken: «Es geht letztlich darum, dass sich die Gäste wohlfühlen.

Wenn 160 Menschen gleichzeitig ihr Essen bekommen sollen, ist ganz schön was los im Service. (Bild: zvg)

2015 wurde das Festival in Zug zum ersten Mal durchgeführt. Gibt es Gäste, die seither immer wiederkommen? «Durchaus. Ungefähr 50 Prozent sind jeweils neue Gäste, die anderen 50 Prozent sind Wiederholungstäter.» Er ergänzt: «Es ist im Übrigen nicht so, dass nur Besserverdienende bei uns zu Gast sind. Immer wieder kommt es vor, dass sich auch Jüngere mal ein schönes Menü leisten möchten oder jemandem damit ein Geschenk machen.»

Berner Ausgabe sorgt für mehr Internationalität

Zum ersten Mal sollte das Genuss Film Festival 2020 nicht nur in Zug, sondern auch in Bern stattfinden. Ursprünglich hätten die Zuger Events im Mai, die Veranstaltungen in der Hauptstadt diesen September stattfinden sollen. Diese wurden nun auf den kommenden Mai verschoben. Während in Zug ausschliesslich Schweizer Köche eine Plattform erhalten, widmet sich die Ausgabe in Bern Gastronomen aus der ganzen Welt. «Bern ist dafür ein geeigneter Ort, da dort viele Botschaften und Tourismusvereinigungen ansässig sind, mit denen wir zusammenarbeiten möchten», sagt Luchsinger dazu.

Für die Auswahl der Filme ist übrigens alleine Luchsinger zuständig. «Ich komme aus dem Filmbereich und bekomme daher mit, welche neuen Filme zum Thema Kulinarik jährlich erscheinen.» Da es jedoch nicht sonderlich viele seien, sei die Selektion für die Filmabende nicht besonders aufwändig. «Anhand der Trailer sieht man bereits, ob sich ein Film für ein solches Festival eignet oder nicht», sagt er.

Luchsinger freut sich auf die Eigenheiten der Köche

Worauf freut sich Luchsinger besonders? «Für mich, der ich nicht aus der Gastronomie, sondern aus der Filmbranche komme, ist es immer wieder faszinierend zu sehen, wie die Köche ankommen und sich auf den Event vorbereiten.» Er erzählt begeistert: «Da gibt es zum einen Chefs, die haben bereits 30 Jahre Erfahrung und sind trotzdem enorm nervös. Und dann gibt es andere Köche, die sind völlig entspannt und starten erst einmal mit einer ‹Zigarettenpause›, wenn sie ankommen. Ich freue mich sehr darauf, solche Eigenheiten zu beobachten.»

zentralplus ist Medienpartner des Zuger Genuss Film Festivals.

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