Nora Nussbaumer stellt an der «Black Art Matters» aus

Zuger Fotografin rückt Diversität in allen Facetten ins rechte Licht

Will die Schönheit der Diversität in ihren Fotografien festhalten: die Zugerin Nora Nussbaumer. (Bild: ida)

Die Zuger Fotografin Nora Nussbaumer ist eine von über 70 dunkelhäutigen Fotografinnen weltweit, deren Arbeiten an der Zürcher «Black Art Matters»-Ausstellung zu sehen sind. Diversität festzuhalten ist ihr ein Anliegen. So überrascht es nicht, dass sie den meisten ihrer Models im Alltag begegnet.

Sie richtet den Blick aufs Ganze. Erst noch als Model vor der Kamera, steht Nora Nussbaumer nun hinter der Kamera. Sie will die Gesellschaft so abbilden, wie sie ist; sie sieht die Welt so, wie sie ist. Divers, bunt und vielschichtig.

Vor sechs Jahren hat sich die Zugerin als Fotografin selbstständig gemacht. Ihre Arbeiten zeigte sie unter anderem an der Photo 18 in Zürich – der grössten Werkschau der Fotografie in der Schweiz – und ein Jahr später an der Photo 19 in München. Nun ist ein Teil ihrer Arbeiten an der «Black Art Matters»-Ausstellung in Zürich zu sehen (siehe Box).

Alte Gemälde neu in Szene gesetzt – aber divers

An der «Black Art Matters» zeigt Nussbaumer ihre Lieblingsfotos, wie sie sagt. Eines davon ist dasjenige einer dunkelhäutigen Frau, die mit ruhigem, anmutigem Blick in die Kamera schaut, auf dem Kopf ein grosser Turban:

(Bild: Nora Nussbaumer)

Die Diversität der Welt im «alten Licht»

Die Fotografie entstand im Rahmen der Abschlussarbeit Nussbaumers («Das alte Licht») an der Schule für Gestaltung in Zürich. Nussbaumer setzte sich mit der Beziehung zwischen Malerei und Fotografie und der gemeinsamen Geschichte auseinander. Als sie sich vertieft mit der Malerei, der Verwendung von Licht und der Menschendarstellung beschäftigte und Museen besuchte, sah sie immer dasselbe und fand nur wenig Diversität vor.

«Durch das Fehlen der einen wird das Privileg der anderen umso deutlicher erkennbar.»

Bei der Wahl der Sujets, waren zwei Kriterien ausschlaggebend.
Die Wichtigkeit in der Geschichte der Menschendarstellung und der gegenseitigen Beeinflussung, sowie derer Beliebtheit.

Zu Zeiten, als ein gemaltes Selbstbildnis noch zu den Privilegien des wohlhabenden Adels und der Kirche gehörte, wurden nur selten People of Color in gleicher Weise dargestellt, erklärt Nussbaumer. «Durch das Fehlen der einen wird das Privileg der anderen umso deutlicher erkennbar.»

Black Art Matters

An der Ausstellung «Black Art Matters» sind die Arbeiten von über 70 dunkelhäutigen Fotografinnen und Fotografen zu sehen. Die Ausstellung findet noch bis am 23. August in der Maag Halle in Zürich statt. Sie soll als «Quelle des Dialogs» und als kultureller Leuchtturm gegen Rassismus dienen. Tickets gibts für 20 Franken.

So entstand die Idee einer Portraitserie, welche einerseits durch das Licht und die Bildgestaltung an Malerei erinnern soll. «Gleichzeitig entsteht ein Kontrast durch die Auswahl der Models und deren Darstellungsweise. Es ist die Diversität der Welt im ‹alten Licht›», sagt Nussbaumer.

Sie rückt neue Menschen ins alte Licht

Das Porträt der Frau mit Turban ist inspiriert durch ein Ölgemälde, einem Selbstporträt von Jan van Eyck aus dem 15. Jahrhundert.

«Ich wollte einen neuen Menschen in das alte Licht setzen», sagt die gelernte Hochbauzeichnerin. Sie will Diversität in allen Facetten festhalten, der Diversität ein Gesicht geben – so wie der Mensch eben ist. Unabhängig von Alter, Geschlecht, Nationalität, Hautfarbe oder der sexuellen Orientierung.

(Bild: Nora Nussbaumer)

«Ich wurde relativ früh damit konfrontiert, dass ich aufgrund meiner Herkunft, meiner ‹Andersartigkeit› auffalle», sagt Nussbaumer. Sie ist in einer dreisprachigen Familie aufgewachsen. Ihre Eltern haben Wurzeln in Nubien (Ägypten), England und der Schweiz. So haben die letzten Wochen, die aktuelle Debatte um Rassismus auch sie aufgewühlt. «Der neue, offene Umgang mit dem Thema und das klare Nein zu Rassismus ist wie ein Befreiungsschlag», sagt Nussbaumer. «Und einem Aufruf zu mehr Zivilcourage, einem respektvollen Umgang und einer gutmütigen Gesinnung dem Gegenüber.»

(Bild: Nora Nussbaumer)

Gibt es «Black Art»?

Die Ausstellung «Black Art Matters» wurde von der Fotografin Ayshat Campbell Breu in einem «SRF»-Beitrag jedoch kritisiert. Für sie gibt es keine «Black Art» und keine «White Art». «Das ist das, was wir erreichen wollen: Dass wir nicht differenziert werden von den Weissen oder von bestimmten Nationen, sondern dass wir gleichgesehen werden.»

Nora Nussbaumer sieht das ähnlich. Auch ihr geht es darum, zusammen zu bringen,  aufzuzeigen und zu stärken. Deshalb hat sie sich entschieden, mit den Einnahmen aus den Verkäufen an der Black Art Matters junge Talente direkt mit einem Beitrag zu unterstützen.

Die Models findet sie zumeist im Alltag

«Mein Schönheitsbild ist nicht superglatt», sagt Nussbaumer. Für sie habe jeder Mensch etwas, das sie berühre, von dem sie fasziniert sei. So überrascht es nicht, dass Nussbaumer ihren meisten Models im Alltag begegnet. Menschen, die noch nie vor der Kamera posiert haben. Auch den Zuger Akkordeonspieler Hans Hassler hat sie abgelichtet:

(Bild: Nora Nussbaumer)

Der Frau mit Turban begegnete sie in einem Einrichtungshaus. «Es sind Menschen, die mein Auge und meine Faszination catchen, die in meinem Blickfeld hängen bleiben – und bei denen es mich im Nachhinein reut, wenn ich einfach weitergehe und ihnen nie mehr begegne.»

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Billie Holiday
    Billie Holiday, 22.07.2020, 22:00 Uhr

    „Diversity“ wäre Akzeptanz unterschiedlicher Ideen und politischer Haltungen. Also das ziemliche Gegenteil dessen, was die Hohepriester der „Diversity“ und „Identity“ darunter verstehen. Diese fokussieren auf Hautfarben und sexuelle Vorlieben wie seit dem Ku-Klux-Klan und den Viktorianern niemand mehr.

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    • Profilfoto von remo genzoli
      remo genzoli, 23.07.2020, 15:54 Uhr

      ich bin sehr beeindruckt , wie sie in den zentral+ kommentarspalten immer wieder unermüdlich als wortstarke und gebildete welterklärerin und weltversteherin, meistens zwar inhaltsfrei, in erscheinung treten. schade nur, dass sie das unter einem pseudonym tun. so verrotten ihre scharf- und tiefsinnigen beiträge leider in der anonymität…..

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