Open Air Hünenberg: auf dem Weg zum Grossanlass

Wo selbst lärmgeplagte Anwohner das Tanzbein schwingen

Das Badi Open Air 2015 in Hünenberg war ein Erfolg. Nun folgt der zweite Streich. Die Badi wird zwar gestrichen, das soll den Erfolg aber nicht schmälern.

(Bild: zvg)

Erfolg verpflichtet. Zum zweiten Mal findet heuer das kleine Zuger Open Air statt. Nach der Badi wollen die Veranstalter nun auch den Dorfkern von Hünenberg erobern – und streben schon jetzt nach noch Höherem.

Letztes Jahr noch in der Badi, heuer rückt man näher an den Dorfkern – näher ins Zentrum, sozusagen. Das Open Air Hünenberg hat das «Badi» aus seinem Namen gestrichen und macht sich nun auf, zur festen Grösse im Festivalkalender des Kantons Zug zu werden. Ein schwieriges Unterfangen, könnte man denken. Denn die Konkurrenz ist gross: Die Schatten, die das Waldstock und das Rock the Docks werfen, sind lang.

Das schmälert die Motivation des eigens in diesem Jahr für das Festival gegründeten Vereins «Zug West Events» jedoch nicht. «In der Badi hatten wir gut 800 Besucher», erzählt Ramon Sibold, der letztes Jahr noch unter der Schirmherrschaft der Jugendarbeit Hünenberg als Helfer mit dabei war. Nun leitet der 18-jährige Hünenberger das fünfköpfige OK, während sich die Jugendarbeit als beratende Instanz im Hintergrund hält. «Die Nachfrage ist auf jeden Fall da. Deshalb verfolgen wir klar das Ziel, das Open Air künftig alljährlich durchzuführen.»

Tanzende Biedermänner

Das Gelände auf der Festwiese an der Zentrumstrasse in Hünenberg bietet Platz für tausend Leute. Eigentlich ginge da noch mehr, aber Vorschrift ist Vorschrift. Tausend feiernde Menschen im beschaulichen Hünenberg: Kommen da keine Bedenken wegen lärmempfindlichen Nachbarn auf? «Nein», sagt Sibold und lacht. «Auch letztes Jahr gab es Anwohner, die sich im Vorfeld nicht begeistert zeigten. Schlussendlich traf man diese Leute tanzend auf dem Festivalgelände.»

«Es braucht diesen Anlass für die Jugend.»

Ramon Sibold, Leiter Open Air Hünenberg

Auch deshalb schöpft er grosse Zuversicht für die zweite Ausgabe des Open Airs. Sein Engagement erklärt Sibold damit, dass im Dorf Hünenberg kaum Anlässe stattfänden, von denen sich die Jugend angesprochen fühle. «Ich selbst gehöre ja auch noch zu den eher Jüngeren und finde, dass es etwas für diese Altersklasse braucht.» Das sei denn auch letztlich das, was das Open Air Hünenberg auszeichne: ein Festival von und für Jugendliche.

Ramon Sibold, Leiter des Open Airs Hünenberg: «Es braucht diesen Anlass für die Jugend.»

Ramon Sibold, Leiter des Open Airs Hünenberg: «Es braucht diesen Anlass für die Jugend.»

(Bild: pbu)

Lokales mit einer Prise Fame

Es gehe um Jugendkultur und die Zugehörigkeit zu Szenen, führt Sibold aus. «Die Szenenkultur ist für die Jugendlichen identitätsstiftend. Deshalb bieten wir am Samstag auch Workshops an, um einen Einblick in die verschiedenen Szenen zu bieten.» Slacklines, Graffiti, Tattoo-Malen und – für die ganz jungen – Kinderschminken bilden das Rahmenprogramm. Damit sollen die Besucher zu Beteiligten werden. Besucher aller Altersklassen notabene.

Das Line-up

Das Open Air Hünenberg findet am 5. und 6. August 2016 auf der Festwiese an der Zentrumstrasse statt. Türöffnung ist um 17 Uhr. Um 18 Uhr macht die Zuger Band «R We Alone» den Auftakt. Es folgen die Hünenberger Rapper «Änetsee» und der Zuger Rapper «Weibello». Der Eintrittspreis beträgt am Freitag 15 Franken.

Am Samstag finden um 14 Uhr Workshops statt. Unter anderem werden Stencil- und Graffiti-Kurse mit dem Künstler Rafael Casaulta angeboten. Um 16.30 Uhr eröffnet die Luzerner Reggaeband «Dixkson» das musikalische Abendprogramm. Es folgen die Zuger Mundartsoulband «Murphy Left», die Zuger Hip-Hop-Band «Zuger Shuger» und schliesslich der Luzerner Singer-Songwriter Damian Lynn. Der Eintritt kostet am Samstag 20 Franken.

Nichtsdestotrotz spielt die Musik die Hauptrolle (siehe Box). Und in diesem Punkt beweisen die Hünenberger abermals ein gutes Händchen. Während sie letztes Jahr Dodo in die Badi zu locken vermochten (zentralplus berichtete), gibt sich nun mit Damian Lynn erneut ein Musiker die Ehre, dessen Karriereleiter gerade steil nach oben ragt. Daneben setzt man vorderhand auf lokale Musiker.

«Unser Konzept war es, mehrheitlich Zuger Bands auf die Bühne zu bringen, garniert mit ein paar bekannteren Acts, die als Publikumsmagnet fungieren sollen», sagt Sibold. In Hünenberg entstehe eine Plattform, auf der sich junge Künstler untereinander austauschen können. Das soll hiesige Kulturschaffende vernetzen und sie auf ihrem Weg weiterbringen. Oder wie Sibold es ausdrückt: «Das Ziel ist, lokal etwas zu pushen.»

Fast den Zug verpasst

Pushen, oder expandieren, das sei auch der zukünftige Kurs, auf den sich «Zug West Events» zubewege. Die Festwiese an der Zentrumstrasse könne höchstwahrscheinlich wieder genutzt werden. Trotzdem: «Wir haben uns überlegt, das Festival eventuell auf einer Bauernwiese durchzuführen. Gerade weil wir grösser werden wollen. Das hängt aber in erster Linie vom Budget ab.»

Impression vom letztjährigen Badi Open Air.

Impression vom letztjährigen Badi Open Air.

(Bild: Andreas Busslinger)

Und damit von Sponsoren. Denn diese leisten einen Grossteil der Finanzierung. Diese Gelder aufzutreiben, sei für Sibold die grösste Herausforderung. «Eigentlich haben wir unser Budget bei 50’000 Franken angesetzt. Wir mussten dieses allerdings nach unten korrigieren, weil sich aufgrund der niedrigen Bekanntheit nicht so viele Sponsoren finden liessen.» Dank Gemeinde- und Kantonsbeiträgen arbeitet das OK nun mit knapp 37’000 Franken.

«Wir haben erst nach Weihnachten mit der Planung begonnen. Das war schon etwas knapp.»

Ramon Sibold, Open Air Hünenberg

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Planung nicht optimal verlief. Den zeitlichen Aufwand hätten Sibold und sein Team etwas unterschätzt. «Wir haben erst nach Weihnachten begonnen. Das war schon etwas knapp, gerade auch, um Acts zu finden.» Kann ja mal passieren, auf dem Weg zur Zuger Festivalgrösse.

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