50 Kunstschaffende stellen aus

Wie Venedig – auch Cham kriegt seine Biennale

Im Kesselhaus auf dem Papieri-Areal befindet sich der grösste Ausstellungsraum der Chamer Biennale’15.

(Bild: zvg)

Cham will die lokale Kunst fördern. Deshalb organisiert der Verein «KunstKubusCham» von April bis Mai die erste Chamer Biennale. Die Organisatoren sind überzeugt: In der Gemeinde gibt es viele Kunstschaffende, von denen die Bevölkerung nichts weiss.

In Cham leben knapp 16’000 Menschen. Wie viele davon künstlerisch begabt sind oder sich sogar selbst Künstler nennen, ist nicht genau bekannt. 50 sind es mindestens – denn so viele präsentieren sich im April und Mai an der ersten Chamer Biennale. Laut Heiri Scherer stammen die 50 Kunstschaffenden aus Cham selbst oder haben einen starken Bezug zur Gemeinde. Scherer ist Vorstandsmitglied des Vereins «KunstKubusCham».

Der Verein betreibt seit 2012 ein kleines Kunsthaus: Das ehemalige WC-Gebäude nahe dem Städtlischulhaus an der Zugerstrasse. Dieses wurde umgebaut und bietet nun Raum für Kunst und Kultur. «Wir haben immer wieder Anfragen von lokalen Kunstschaffenden erhalten, ob sie im KunstKubusCham ausstellen können», erklärt Scherer. Doch es sei dort gar nicht möglich, allen eine Ausstellungsmöglichkeit zu bieten. Deshalb sei die Idee einer Chamer Biennale entstanden, die der Verein nun erstmals durchführt.

Biennale ist keine Bastelausstellung

Den künstlerischen Anspruch der Biennale zu definieren, ist schwierig. Gemäss Scherer war zur Auswahl der Kunstwerke eine fünfköpfige Jury gebildet worden, die allfällig nicht qualifizierte Stücke hätte zurückweisen können. Doch die Jury sei schliesslich gar nicht zum Einsatz gekommen, sagt er. Das lässt auf ein ansprechendes Niveau hoffen.

Scherer betont jedenfalls, dass es sich nicht um eine Bastelausstellung handelt. «Die Kunstschaffenden bewegen sich im Bereich des Halbprofessionellen – und gegen oben ist das Niveau natürlich offen.» Unter den Ausstellern hat es somit auch einige sehr erfahrene, professionelle Künstler dabei. Das liegt auch daran, dass Leute an der Biennale teilnehmen, die ihre Kunst als Beruf betreiben.

Dazu gehören die Geschwister Doris und Thomas Huber, die gemeinsam in zweiter Generation ein Bildhauer-Atelier betreiben. Es sei schön, dass in Cham etwas Kulturelles auf die Beine gestellt werde, sagt Doris Huber. Sie sei vor allem gespannt auf den Kontakt zu anderen Künstlern. Die Biennale selbst sei für sie ein Experiment: «Es ist schwierig zu sagen, was uns erwartet, da die Ausstellung ja zum ersten Mal stattfindet», sagt sie. Die Arbeit mit Stein sei aufwändig, entsprechend hoch sei der Zeitaufwand, um an einer Ausstellung teilzunehmen.

Maler, Zeichner und Bildhauer

Scherer freut sich über das grosse Interesse von Kunstschaffenden an der Chamer Biennale’15. Dieses Mal seien Maler, Zeichner und Bildhauer an der Ausstellung zu sehen. Sollte es später zu einer Neuauflage einer Chamer Biennale kommen, will der Verein laut Scherer auch Fotografen einbeziehen.

Ob es eine weitere Auflage gibt, sei derzeit offen, sagt er. «Jetzt schauen wir einmal, wie es dieses Jahr läuft – und entscheiden danach, wie es weitergeht.» Scherer ist aber insofern optimistisch, da 50 Aussteller auch ein grosses Besucherpotenzial mit sich bringen. «Wenn jeder Teilnehmende ein paar Personen von einem Besuch überzeugt, kommt schon eine gute Zahl zusammen», sagt er.

Gemeinde unterstützt die Initianten

Infos zur Chamer Biennale'15

Die erste Biennale in Cham findet vom 11. April bis 9. Mai statt. Bereits am 10. April wird im Mandelhof die Kubeïs-Ausstellung eröffnet. Kubeïs ist eine Chamer Kunstwerkstatt für Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Am 11. April gibt es im Kesselhaus um 14 Uhr eine offizielle Vernissage. Am ersten sowie am letzten Tag der Biennale verkehrt zwischen den einzelnen Ausstellungsräumen ein kostenloser Shuttle-Bus.

Die Biennale findet an fünf Orten statt, wobei an vieren ausgestellt wird. Zum Einen im Kesselhaus auf dem Papieri-Areal. Die Cham Paper Group stelle den Ausstellungsraum zu guten Konditionen zur Verfügung, so Scherer. Gleiches gilt auch für die Gemeinde Cham, welche die Biennale im Gemeindehaus Mandelhof beherbergt. Zudem darf der Verein auch das Ziegelei-Museum für die Biennale nutzen. Und im KunstKubusCham werden alle Mitwirkenden in Videoporträts kurz vorgestellt. Schliesslich werden auch Kunstinstallationen im Villette-Park am See gezeigt.

Für Scherer spielt die Gemeinde als Unterstützerin der Chamer Biennale’15 eine wichtige Rolle. Sie trägt 15’000 Franken zum Budget bei. Gemeindepräsident Georges Helfenstein erklärt, die Initianten hätten den Gemeinderat mit ihrer Professionalität und dem Engagement zugunsten der Chamer Kultur beeindruckt. Mit dem Mandelhof als Ausstellungsort könne zudem die mehrjährige Praxis fortgeführt werden, das Gemeindehaus für die Bevölkerung auch neben der eigentlichen Verwaltungstätigkeit zu öffnen, so Helfenstein.

Werke und Skulpturen müssen käuflich sein

Ziel der Organisatoren ist es, der Chamer Bevölkerung zu zeigen, welch vielfältiges Kunstschaffen es in der Gemeinde gibt. Es sei also eine Ausstellung aus der Region für die Region, sagt Scherer. Nun liegt es an der Bevölkerung, ihr Interesse an lokaler Kunst zu demonstrieren.

Dabei geht es im Übrigen nicht bloss um das Ausstellen von Kunstwerken oder Skulpturen. Die Besucher sollen auch die Möglichkeit erhalten, Werke und Skulpturen zu kaufen. Es sei eine Bedingung, dass die Teilnehmenden ihre Werke auch zum Verkauf anböten, sagt Scherer. «Es kann natürlich sein, dass ein Künstler mal ein Werk nicht hergeben möchte. Aber im Allgemeinen ist schon die Idee, dass man die präsentierten Arbeiten auch kaufen kann.»

Bildhauerin Doris Huber sagt: «Wenn wir etwas verkaufen, ist es natürlich gut.» Aber man müsse es auch realistisch sehen: Eine Ausstellung sei vor allem ein Marketinganlass für das Atelier. Man dürfe nicht mit dem Gedanken ausstellen, möglichst viel zu verkaufen, sagt sie. «Sonst ist man hinterher nur enttäuscht.»

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