Der Luzerner Musiker wirft national Wellen

Wie sich das Phänomen Manuel Troller erklären lässt

Manuel Troller stellt sein neues Album «Vanishing Points» vor.

(Bild: zvg/Philipp Hitz)

«Vanishing Points» hiesst das erste Soloalbum von Manuel Troller. Der Luzerner Musiker hat sich in den letzten Jahren zu einem der beliebtesten Gitarristen der Schweiz gemausert. Doch was macht ihn aus? Berufskollegen geben Auskunft.

Er gehört inzwischen zu den gefragtesten Gitarristen der ganzen Schweiz: Manuel Troller. Er spielte bereits am Glastonbury, am Montreux Jazz oder dem Haldern Pop. Jetzt veröffentlicht der experimentelle Künstler, bekannt durch seine Band «Schnellertollermeier», sein erstes Soloalbum «Vanishing Points». Am Freitag tauft Troller die Platte im Südpol in Luzern.

Trollers Spiel ist einzigartig in der Stadt Luzern. Gerade deshalb feiert er wohl auch seine überregionalen Erfolge. Doch was macht den Stil des Luzerners aus? Um diese Frage zu beantworten, lassen wir verschiedene Gitarristen aus der Stadt sprechen, die Trollers Arbeit kennen. 

«Was Manuel macht, kann man nicht lernen»

Christy Doran hat Manuel Troller als Dozent an der Hochschule Luzern begleitet. Der 69-Jährige ist selber ein renommierter Jazzmusiker und einer der bekanntesten Gitarristen Luzerns. Er sagt: «Manuel Troller hat ein ganz eigenes Konzept, Musik zu machen.» 

Doran lobt Troller für sein Songwriting: «Er ist nicht einfach ein Gitarrist, er schreibt seine Stücke wie ein Komponist», so der ehemalige Dozent. Es sei stets gut durchdacht, wohin sich ein Stück entwickeln soll. «Manuel hat ein sehr gutes Gespür für einen musikalischen Bogen. Seine Lieder fangen mit einfachen Elementen an und er kann diese immer weiter entwickeln und steigern.»

Christy Doran spielte mit natürlichem Delay. (Bild: Christian Felber - MIGN)

Christy Doran gehört zu den bekanntesten Gitarristen Luzerns.

(Bild: Christian Felber – MIGN)

Er erinnert sich an Troller als Schüler der Jazzschule und sagt: «Bei uns ist er mit einem noch breiteren Spektrum von Musik in Berührung gekommen.» Dennoch weiss Doran: «Was Manuel macht, kann man nicht lernen.»

Dozenten wie beispielsweise den Soundtüftler Fred Frith hätten sicher die Experimentierfreudigkeit von Manuel Troller gefördert. «Doch ganz viel von seinem Spiel ist einfach er als Typ, dahinter steht nicht seine Ausbildung.»

Von Klarheit und Emotionen geprägt 

Der aus St. Urban stammende Urs Müller ist gut befreundet mit Manuel Troller. Der Gitarrist spielt unter anderem bei Kali, SHA’s Feckel, Poem Pot oder den Monotales. Auch er spricht von Kompositionen, wenn er Manuel Trollers Spiel beschreibt. «Manuel hat eine absolute Klarheit in seinem Denken und seinen Stücken – auch wenn er ganz frei improvisiert. Er fügt die Musik schnell in eine Form ein.»

Gitarrist Urs Müller.

Gitarrist Urs Müller.

(Bild: zvg)

Obwohl von Klarheit geprägt, sei die Musik von Troller sehr emotional. Müller sagt: «Er wollte nie zu theoretisch werden, auch nicht während der Ausbildung.» Er habe zwar stets begriffen, was an der Jazzschule gelehrt wurde, «aber er wusste früh, wohin er mit seiner Musik wollte, und liess sich von nichts beirren», so Müller. Selbstbewusst in seinem Tun entwickelte sich Troller zu einem der erfolgreichsten Schweizer Gitarristen.

 «Manuel Troller erreicht ein breites Publikum und hat so sicher die Hörerschaft für unsere Musik vergrössert.»

Christian Zemp, Gitarrist der Bands «Schööf» und «Tanche»

«Schaut man sich die Szene – nicht nur in Luzern, sondern in der ganzen Schweiz – vor und nach Schnellertollermeier an, so sieht man gleich, was diese Band verändert hat», sagt Müller. Troller sei ein Typ, der Genres verbinde. «Manuel hat diese ehrliche Offenheit gegenüber verschiedensten Musikrichtungen. Er geniesst Bluesgitarristen aus den 40ern, aber auch eine Drone Doom Band oder freie Improvisationen.» Er suche sich seine Inspirationen aus verschiedenen Ecken zusammen.

Im live eingespielten Studiovideo zeigt Troller repetitive Gitarreneffekte:

Doch auch den hiesigen Sound habe Troller geprägt. «Es gibt gewisse Gitarreneffekte, die hat Manuel so geschickt verwendet, dass er sie sozusagen für sich reserviert hat», sagt Müller lachend. Wer beispielsweise einen «Stutter»-Effekt verwendet, eine schnelle Repetition von einzelnen Tönen, dem wird schnell nachgesagt, Manuel Troller zu imitieren. «Das zeigt, welchen Stellenwert er und sein Spiel haben», so Müller. 

Christian Zemp: auf ähnlicher Suche

Ein weiterer junger Jazzmusiker, der einen ähnlichen Weg geht wie Manuel Troller, ist Christian Zemp. Der Gitarrist der Bands «Schööf» und «Tanche» hat in diesem Sommer den Master an der Hochschule Luzern – Musik abgeschlossen. Er hat einen ähnlichen Werdegang aufzuweisen wie Manuel Troller, besuchte ebenfalls Kurse bei Fred Frith oder Frank Möbus, die auch Trollers Ausbildung begleiteten.

«Ich versuche stets, in Kompositionen zu denken.»

Manuel Troller, Musiker

Er sagt: «Obwohl es Parallelen zwischen uns gibt, bin ich erst relativ spät mit Manuel Trollers Musik in Kontakt gekommen.» Er werde ab und zu gefragt, ob er vom sechs Jahre älteren Troller beeinflusst sei. «Ich glaube, wir sind auf einer ähnlichen Suche mit unserem Instrument. Die Parallelen zwischen uns gibt es nicht primär durch Imitation, sondern dadurch, dass wir beim Experimentieren und der Konfrontation mit ähnlichen Einflüssen auf verwandte Resultate kommen», so Zemp.

Christian Zemp in seinem Element.

Christian Zemp in seinem Element.

(Bild: zvg)

«Es gibt nicht sehr viele Musiker in Luzern, die experimentelle Musik machen. Er erreicht ein breites Publikum und hat so sicher die Hörerschaft für unsere Musik vergrössert», so Zemp über die Bedeutung Trollers für die Jazzszene.

Musik als Wellenbewegung

Manuel Troller selbst freut sich über das Lob seiner Kollegen. Auf seine kompositorische Spielweise angesprochen, sagt Troller: «Egal, ob in einer Improvisation oder ob ich tatsächlich Musik schreibe, ich versuche stets, in Kompositionen zu denken.» Oft sei es ein Sound, der ihm gefällt, den er weiterentwickelt und wo er versucht, möglichst viel herauszuholen.

Nun erscheint Trollers erstes Soloalbum. Eine Sammlung von Material, das in den letzten drei Jahren entstanden ist, sagt der 32-Jährige. Trotz des langen Zeitraums nennt er das Album «Momentaufnahme». Es ist ein Versuch des Einfangens eines Experimentiergeistes. «Teils sind es Improvisationen, teils sind es strukturierte Stücke», verrät er.

Im Vergleich zu Schnellertollermeier seien die Songs weniger auf einen Höhepunkt gerichtet. «Die Musik entspricht eher einer Art Wellenbewegung», sagt er. «Vanishing Points» heisst das Werk, das er am Freitag präsentiert und das am 12. Oktober offiziell erscheint. «Mich interessiert das Verschwinden des Egos, des Künstlers hinter der Musik, sodass am Ende nur noch das Stück für sich steht, dem man sich hingeben kann – oder eben nicht», sagt Troller zu seinem Soloalbum.

Zwar hat Troller bereits einige Solokonzerte gespielt, doch nun folgt die offizielle Albumtaufe im Südpol. Danach weiht Troller seine Platte ein zweites Mal ein: im «Helsinki» in Zürich. Auch internationale Konzertanfragen gibt’s bereits. Eins ist klar: Der Luzerner Gitarrist wird auch künftig die hiesige Musiklandschaft prägen.

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