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Ein Name zum Merken: Eva Laniado ist künftig die Stimme für die Zentralschweizer Kultur-Lobby. Zuletzt hat sie für das Luzerner Sinfonieorchester gearbeitet, in der Alternativszene kennt man sie noch kaum. Die 30-Jährige sieht darin keinen Nachteil – sie kann sich auch mit Punk anfreunden.
Die IG Kultur ist wieder komplett aufgestellt: Nach dem rundum erneuerten Vorstand (zentral+ berichtete) und der neuen Redaktionsleitung für «041 – Das Kulturmagazin» (zentral+ berichtete ebenfalls) hat man jetzt auch eine neue Geschäftsleiterin gefunden. Die 30-jährige Eva Laniado ist Nachfolgerin von Edina Kurjakovic und wird das Team an der Bruchstrasse in Zukunft führen.
Somit kann man definitiv einen Schlussstrich unter die für IG-Kultur-Verhältnisse recht turbulente Zeit ziehen. Man erinnert sich: Die Trennung von Edina Kurjakovic durch den alten Vorstand führte dazu, dass sich auf Druck der Kulturszene überhaupt ein neuer Vorstand formierte – und am 9. Januar die Geschäfte übernahm (zentral+ berichtete).
In der Alternativkultur eine Unbekannte
Der neue Vorstand hat das Bewerbungsverfahren für die Geschäftsleitung, das durch die Umstände zwischenzeitlich auf Eis lag, schnell wieder aufgenommen und sich nach mehreren Runden einstimmig entschieden: Eva Laniado soll es sein. Das hat die IG Kultur am Freitag kommuniziert (zentral+ berichtete).
«Ich kann ohne Vorgeschichte und neutral an diese Aufgabe herangehen.»
Wer sich eher in der Hochkultur bewegt, dürfte dem Namen schon begegnet sein. Doch in der Alternativkultur ist Laniado noch eine relativ Unbekannte – das muss kein Nachteil sein: «Ich kann ohne Vorgeschichte und neutral an diese Aufgabe herangehen», sagt Eva Laniado.
Es ist das erste Mal, dass eine Person aus dem Umfeld der klassischen Musik der Kultur-Lobby-Organisation vorsteht. Laniado ist ausgebildete Kulturmanagerin, hat viel im Ausland gearbeitet, war im KKL tätig und zuletzt Assistentin von Intendant Numa Bischof beim Luzerner Sinfonieorchester (LSO). Die jetzige Stelle als Geschäftsleiterin bei der IG Kultur ist ein Teilzeitjob.
Vom Sonnenberg zum Zaubersee
In Schaffhausen geboren, in Waldshut-Tiengen (D) aufgewachsen, Arbeit in Dresden, London, New York und Wien, seit 2010 lebt Eva Laniado in Luzern. Sie arbeitete als Manager Sales & Booking im KKL Luzern und zuletzt als Assistentin der Intendanz und Koordination des künstlerischen Betriebsbüros des Luzerner Sinfonieorchesters. In dieser Funktion organisierte sie Konzerte und Tourneen und war für die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen zuständig sowie für das Kammermusikfestival Zaubersee – die «Tage russischer Musik in Luzern», das im Mai stattfindet. Laniado ist ausgebildete Kulturmanagerin und spielt selbst Klavier, Geige und Saxofon.
Aber ob LSO oder B-Sides: Die IG Kultur ist die Stimme für die gesamte Zentralschweizer Kultur, das weiss Laniado natürlich. «Ich möchte die IG Kultur zu den Wurzeln zurückführen und aufzeigen, welchen Stellenwert die Kultur für unsere Gesellschaft hat. Dafür möchte ich kämpfen», sagt sie. Mehrmals benützt sie das Wort «kämpfen»: man spürt ihren Enthusiasmus. So breit gefächert die IG Kultur auch ist, diesen Worten und dem Kampfgeist widerspricht wohl niemand.
Ihren alten Job hat sie Ende Jahr beendet, diesen März stürzt sie sich ins neue Abenteuer. Sie sei sehr zuversichtlich, was den jetzigen Vorstand und das Team anbelangt – sie hat die meisten davon bereits kennengelernt. «Die Leute sind mir unglaublich sympathisch, sie sind motiviert und haben die gleichen Visionen und Hoffnungen», sagt Laniado.
Vorfreude auf politische Themen
Laniado freut sich auf die politischen Themen, die kommen. Mit einigen Projekten wie der Salle Modulable kam sie bereits in Berührung, «jetzt reizt es mich sehr, da eine eigene Stimme zu haben», sagt sie. Doch zuerst will sie sich einarbeiten, sehen, wo die IG Kultur steht, sich ins Team einfügen und die Wünsche der Mitglieder kennenlernen. Denn die nächste politische Sparrunde – und somit Druck auf die Kultur – kommt bestimmt.
«Ich höre Rock und Jazz und auch ich habe meine Punkzeit gehabt.»
Und das «Kulturmagazin»? Wird das Heft jetzt klassikorientierter? Laniado lacht. Sie will die Inhalte genauso wenig beeinflussen, wie das ihre Vorgängerinnen taten. Und überhaupt, «nur» Klassik würde ihr nicht gerecht: «In Wien habe ich in einem Museum gearbeitet, ich höre Rock und Jazz und auch ich habe meine Punkzeit gehabt», sagt sie.
Ein einstimmiger Entscheid
Als Leitwölfin der IG Kultur erforscht man gern neue Kulturhöhlen. Wo ist Eva Laniado anzutreffen? Sicher im KKL oder im Theater, aber genauso in Jazzkellern, im Neubad, Südpol oder in Museen. «Nachdem ich oft an Wochenenden und abends gearbeitet habe, freue ich mich darauf, wieder mehr Veranstaltungen zu besuchen», sagt sie. Präsent sein wolle sie – auch wenn es das rein private Kulturvergnügen mit diesem Job so wohl nicht mehr geben wird. «Es wird immer halb privat und halb Arbeit sein», sagt sie. «Aber das gehört zu meiner Position, und darauf freue ich mich.»
Was sprach aus Sicht des Vorstandes für Eva Laniado als neuen Kopf für die IG Kultur? Angela Meier, Kopräsidentin der IG Kultur, sagt, der Entscheid sei einstimmig gefallen, Laniado war die klare Favoritin aus vielen Bewerbungen.
Natürlich gehe mit Edina Kurjakovics Abgang einiges an Wissen und Erfahrung verloren: Sie kennt in der Region viele Leute und ist gut vernetzt. Doch Angela Meier glaubt an die Chancen und die neuen Ideen, die Laniado durch ihren anderen Background mitbringt. Zudem sei sie bereits seit 2010 in Luzern tätig – genügend lange: «Eva Laniado ist ebenfalls gut vernetzt und bei vielen Mitgliedern bekannt», sagt Angela Meier. Und schon beim LSO habe sie viel mit Partnern wie dem Südpol oder dem Bourbaki zusammengearbeitet. Kommt hinzu, dass das Team die Konstanz gewährleistet, einige sind schon seit vielen Jahren dabei.
IG Kultur: stets in Frauenhand |
Eva Laniado ist ab März Geschäftsleiterin der IG Kultur Luzern, der Lobby-Organisation von 200 Mitgliedern aus der Zentralschweizer Kultur. Sie löst auf diesem Posten Edina Kurjakovic ab (2014 bis Ende März 2016). Die Geschäftsleiterinnen in den vergangenen Jahren hiessen: Catherine Huth (Künstlerin, 2009 bis 2013), Sandra Baumeler (Journalistin und Kulturmanagerin, 2005 bis 2009), Helene Hofer (Filmproduzentin, 2002 bis 2005), Lisa Fuchs (Kulturvermittlerin, 1992 bis 2002) |
zentral+ berichtete ausführlich über den Knatsch in der IG Kultur:
- Podium zur Zukunft der IG Kultur Luzern: «Die IG Kultur braucht eine klare Haltung» Die Vergangenheit hinter sich lassen und nach vorne schauen: Das will der neue Vorstand der IG Kultur Luzern. Doch noch ist vieles unklar, sogar wie man die Geschäftsstelle besetzen will. Eines indes scheint sicher: Der Vorstand wird sich unbequemen Fragen stellen müssen. (13. Januar 2016)
- Interview mit Angela Meier: «Die IG Kultur braucht jetzt eine klare Führung» Der neue Vorstand der IG Kultur Luzern steht vor einer riesigen Aufgabe. Nach der Eskalation interner Streitigkeiten wurde der gesamte Vorstand neu besetzt. Die neu gewählte Kopräsidentin Angela Meier (25) erklärt im Interview, wo die wichtigsten Baustellen des Vereins liegen und was er eigentlich tun sollte. (9. Januar 2016)
- Nach Krach: IG Kultur Luzern wählt neue Führung: Dem neuen Vorstand steht viel Arbeit bevor Nach turbulenten Wochen wurde am Donnerstagabend der neue Vorstand der IG Kultur Luzern gewählt. Bei der Versammlung zeigte sich nach dem vorausgegangenen heftigen Knatsch eine lösungsorientierte Haltung aller Beteiligten. Aber auch Betroffenheit. Doch nun beginnt die Arbeit erst recht. (7. Januar 2016)
- Luzern: Knatsch in IG Kultur eskaliert: «Wir ertragen die Situation nicht mehr» Abgänge über Abgänge. Um die IG Kultur Luzern wird es auch diesen Advent nicht ruhiger, die Konflikte erreichen ihren Höhepunkt: Der Vorstand der IG Kultur tritt geschlossen zurück. Kehrt jetzt Ruhe ein? (5. Dezember 2015)
- Neue Geschäfts- und Redaktionsleitung: Überraschende Abgänge bei IG Kultur und «041» Verunsicherung in der Luzerner Kulturszene: Zwei leitende Stellen der IG Kultur beziehungsweise des Kulturmagazins sind auf Januar neu ausgeschrieben. Besonders die knappe Mitteilung zum Abgang von Edina Kurjakovic stösst manchen sauer auf. Die IG Kultur beschwichtigt. (2. November 2015)
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