Peter Fleischli, Urmitglied des Lucerne Blues Festival

Wenn der Ex-FCL-Teambetreuer coole Bluesmusiker chauffiert

Topmotiviert, denn er erwartet von den Musikern auch Höchstleistungen: Peter Fleischli. (Bild: hae)

Er steht stundenlang ohne zu klönen im Stau, parkiert dort, wo es richtig weh tut und begleitet die Bluesgrössen auch morgens um drei Uhr noch bis in ihr Hotelzimmer: Peter Fleischli, Urmitglied und Fahrer des Lucerne Blues Festivals. Die Routine im Umgang mit den Bühnenstars holte er sich auf dem FCL-Rasen.

«Auf diese Männer ist Verlass.» Wenn Martin «Kari» Bründler, der Präsident des Lucerne Blues Festivals das sagt, dann tut das Peter Fleischli gut. Keine Frage, dass der 68-jährige Ex-Beizer dieses in ihn gesetzte Vertrauen nie enttäuschen würde: Deshalb fährt er an diesem Freitagabend bereits eineinhalb Stunden vor Ankunft des Fluges aus Spanien in Luzern los.

«Ich weiss ja, was mich erwartet», sagt Fleischli. Stau. Der wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Und da stehen wir gegen 18 Uhr in der Blechlawine auf dem Zürcher Nordring, fahren im Schritttempo. Zeit für Geschichten, die Peter Fleischli in seinen 25 Jahren als Blueschauffeur erlebte. Wie er etwa zwei falsche Musiker nach Luzern brachte: «Die waren am Flughafen einfach in meinen Bus eingestiegen.» Anfängerpech. Das sollte ihm nie mehr passieren.

Nein, denn Pannen gibt es kaum mehr. Seit 1995 sorgen 40 ehrenamtliche OK-Mitglieder für den reibungslosen Ablauf des Bluesreigens. So wie Peter Fleischli, der es wieder einmal rechtzeitig schafft, mit seinem Schild an der Arrival-Schranke des Flughafens zu stehen. Gitarrist Carlos Moreno, der eben mit offenen Armen am Flughafen in Empfang genommen worden ist, sagt: «Wow, toll dürfen wir in Luzern spielen. Wir haben so viel Gutes vom Festival gehört.» 

20 Jahre Café Rex geführt

Daran hat auch Fleischli seinen Anteil, er, der zur Gründungscrew des Festivals gehört. Zusammen mit Ehrenpräsident Guido Schmidt und Fritz Jakober, letzterer ist nicht mehr dabei. Der Chauffeur lacht erfreut, begleitet den Musiker in eine Bar, denn er wartet noch auf vier weitere Blueser, die aus London einfliegen.

Fährt die Bluesstars zwar nicht durch die Swamps von Louisiana, aber oft vom Flughafen an den Schweizerhof oder ins Europe: Chauffeur Peter Fleischli. (Bild: hae)

Fleischli führte während 20 Jahren das Luzerner Café Rex, dort wo einst FCL-Legende Romano Simioni und Sanitärunternehmer Guido Schmidt ein und aus gingen. Fleischli: «Da kamen immer viele Blues-Fans zusammen, und nachdem wir vor rund 30 Jahren im alten Kunsthaus B. B. King – für mich einer der grössten Blueser – erlebt hatten, war für uns klar geworden: Wir wollen ein eigenes Festival.» Gesagt getan. Und Fleischli war von Anfang an als Chauffeur dabei. 

Lehrjahre als FCL-Teambetreuer 

Eine harte Schule durchlief Peter Fleischli schon als langgedienter Teambetreuer des FCL-Teams, das er bis 2014 machte. Er lacht: «Seither kann mich doch nichts mehr aus der Ruhe bringen, da musste ich mich um die Wünsche von bis zu 40 Leuten kümmern.» Viele Präsidenten hat Peter Fleischli erlebt: Simioni, Albert Koller, der laut Fleischli «beste Rhetoriker», Jules Häfliger, Pedro Pfister – «Der brachte endlich Strukturen in den Verein», so Fleischli –, Walter Stierli, Mike Hauser, und zuletzt Ruedi Staeger. 

Den heute wieder gerne als «FC Hollywood» bezeichneten Verein kennt Peter Fleischli aus eigener Jugendzeit: 1962 startete er als C-Juniorspieler beim FCL. Und am Freitagmorgen war er per Zufall auf der Allmend, als ihn ein Ehrenmitglied begrüsste: «Hey Peter, was machst du denn hier?» Auf Fleischlis Frage, wie es gehe, winkte der nur ab: «Du kennst es ja!»

«Aufregende Jahre!»

Peter Fleischli über sein FCL-Engagement

Es waren wilde Zeiten für Fleischli: Mit dem Team war er im Januar oft im Trainingslager im spanischen Marbella, mit den Yakin-Brüdern in der Türkei, oder er begleitete den legendären Journalisten Miklos Szvircsev nach Dortmund, wo Ottmar Hitzfeld sie fürstlich betreute. «Aufregende Jahre!», sagt Fleischli. Und jetzt zahlt er mit stoischer Ruhe die Gebühr in der Arrival-Zone des Flughafens, hier, wo Zeit wirklich Geld wert ist: Pro Minute kostet der Parkplatz einen Franken, der Blueschauffeur muss 63 Franken berappen.

Blueser für Clapton und David Bowie

Sechs Musiker sammelt er ein, sie kommen von Malaga und London. Ruhig sitzen sie im Fond von Fleischlis Bus, doch sie sind eine mächtige Combo, die am Samstagabend laut spielen wird: Sie begleiten Mike Vernon (75), ein Blues-Urgestein aus England, der mit vielen Grössen wie Eric Clapton oder John Mayall sowie Fleetwood Mac und David Bowie zusammenarbeitete. 

Nicht, dass Peter Fleischli vor solch einem Mann ehrfürchtig in die Knie ginge. «Clapton und Mayall sind schon auch meine Lieblingsmusiker – aber wenn ich hier die Bluesmen fahre, dann behandle ich alle gleich: zurückhaltend, umsichtig und freundlich.» Auch wenn dann die Blues-Ladies oft mit halben Kleiderschränken unter dem «Arrival»-Schild stehen, plötzlich ein paar mehr als angemeldet dastehen, «denn manchmal bringen Musiker halt auch noch ihre Frauen mit.» Peter Fleischli nimmt solches gelassen: im Blues-Rhythmus, immer locker bleiben.

Zurückhaltend, umsichtig und freundlich: So behandelt Peter Fleischli alle seine Gäste. (Bild: hae)

Und wenn Peter Fleischli mehrmals eine Legende wie Otis Clay (1942-2016) mit seiner Managerin abgeholt hat, sah er jeweils gleich, ob dieser müde war: Dann liess er ihn eben im Auto schlafen und weckte ihn erst fünf Minuten vor Eintreffen im Schweizerhof. «Manchmal war es schon auch zum Haareraufen», lacht Peter Fleischli dann auf der Rückfahrt nach Luzern. Bei Frank Frost und Sam Carr etwa: Die zwei sollten aus den USA via Amsterdam ankommen, haben sich beim Stop-over die Beine vertreten und sind im Flughafen eingeschlafen – «naja, dann mussten wir halt in Luzern das Programm ändern, bis sie einen späteren Flug erreicht hatten». Und wie oft hat er Hotel müde Stars im Regenmantel auf dem Sofa oder Bett einschlafen sehen? Er schmunzelt: «Es sind halt oft ältere Mannen, diese Bluesmusiker.» 

10 Chauffeure für 15'000 Kilometer 

Die Bluesmen, eine aussterbende Gattung? Das hofft Fleischli nicht, denn sie treiben ihn ja immer noch mächtig um. 15'000 Kilometer macht das zehnköpfige Team von Fahrerchef Kurt Lotter an den 10 Blues-Tagen des Festivals. Sicherheit ist ein grosses Thema. Lotter sagt stolz: «Es gab noch nie einen gravierenden Unfall bei uns über all die Jahre.» 

Der Verkehr hat allerdings arg zugenommen. Früher schafften die zehn Fahrer den Transfer zum Flughafen durchaus viermal am Tag. Das geht heute kaum mehr. Dafür haben die Chauffeure heute bequeme und mit dem Festival-Logo verzierte Mercedes-Limousinen zur Verfügung. Früher lief alles mit den Privatautos. Improvisiert.

Die Fahrer sind erste Ansprechpartner der Musiker und somit Aushängeschild des Festivals. «Ehrensache, dass wir alle Englisch können. Und gut zuhören», sagt Fleischli. Da bekommt er schon viel mit, nicht selten erfährt Peter Fleischli ganze Lebensgeschichten. Wenn er die Mighty Combo im Hotel Europe abgeliefert und sie eingecheckt hat, wartet er geduldig eine halbe Stunde, begleitet sie auch gerne noch ans Festival. Dann gibt er das Auto ab, begibt sich hinter die Bühne und kommt dort geduldig den Wünschen der derzeit spielenden Blueser nach: Er sorgt für Getränke und Snacks, schaut, dass die Handtücher parat liegen und aufgeräumt ist. 

«Vielen Dank für diese Tage im Paradies!»

Das hört Peter Fleischli von Musikern zum Abschied

Und das tut Peter Fleischli mit grosser Bereitschaft und Zuvorkommen: «Denn wir erwarten von unseren Musikern ja auch Höchstleistungen in deren Shows. Deshalb liefern wir auch besten Service und behandeln sie wie auserlesene Gäste.» Das sei nur Zugabe, denn die meisten seien eh total glücklich in der Region: tolle Hotels an grandioser Seelage, bestes Essen und meist zu 90 Prozent schönes Wetter. 

Lob ist seine Belohnung: Fleischli vor seinem Auto. (Bild: hae)

Und die meisten Musiker strahlen, das ist dann Payday für Fleischli. Der strahlt dann auch, vor allem, wenn er alle wieder sicher auf den Flughafen zurückgebracht hat: «Viele sagen beim Abschied: ‚Thank you for those days in paradise – vielen Dank für diese Tage im Paradies!‘»

Mike Vernon und seine Band treten heute Abend um 23 Uhr im Casineum auf. Das 25. Luzerner Blues Festival endet am Sonntag mit einem Brunch im Schweizerhof. Infos: www.bluesfestival.ch

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