Punkband The Lurkers in der Galvanik

Weichgespülter Rock zu Beginn, dreckiger Punk zum Schluss

«The Lurkers» zeigen den Zuger Kids, wie Punk-Rock richtig geht.

(Bild: Marc Wermelinger)

One, Two, Three, Four! Punk’s not Dead und so schnell wird ihm wohl auch niemand den Stecker ziehen können. Davon konnte man sich diesen Samstag in der Galvanik in Zug überzeugen, wo die britische Band The Lurkers spielten. Und sie taten es schnell, rotzig und laut.

«The Lurkers» kommen nach Zug! Für diesen feierlichen Anlass liess man sich dann selbstverständlich nicht lumpen und fuhr die schweren Geschütze auf. Der ehemalige Hof-Fotograf der «Ramones», George Dubose, hatte seine Werke in der ganzen Galvanik in Form von zerrissenen Postern aufgehängt und lud ganz im Sinne des freien Medienaustausches zum Von-den-Wänden-Reissen und Mitnehmen ein. Die Zeitdokumente wurden denn auch eifrig vom Klebeband befreit, zusammengerollt und in Taschen und Rucksäcke eingepackt.

Und auch wenn es natürlich nicht die «Ramones» waren, die in der Galvanik auftraten. Musikalisch hatte man als Fan eben dieser Band das grosse Los gezogen. Die Animal Boys, die kurzfristig für «Vorwärts» eingesprungen waren, spielten anlässlich des Jubiläums ausschliesslich Ramones-Covers.

Genauso schnell, genauso laut und genauso dreckig wie das Original waren diese vier schon etwas erfahreneren Herren wie ein Wirbelsturm auf der Bühne. Ohne Pausen zwischen den Songs wurde mit dem ikonischen «one, two, three, four» ein Cover ans andere gehängt. Auch wenn alle vier Musiker zu den Anfängen des Punks schätzungsweise um die zehn Jahre alt gewesen sein müssen, floss in ihren Adern waschechter 70er-Punk-Rock.

Wo bleibt die Rohheit? Wo der Dreck?

Die Delilahs, in und um Zug bereits bestens bekannt, durften danach mit ihrem Tribut-Projekt «Delilahs 77» ebenfalls ihre liebsten Punk-Rock Songs zum Besten geben. So kam man dann als Zuschauer auch noch in den Genuss einiger neuerer Songs aus diesem Genre. Mit dem unverwechselbaren Delilahs-Sound klangen aber auch die alten Stücke wie etwa «White Riot» von The Clash oder «Ever fallen in Love» von The Buzzcocks wie Neukompositionen.

«Es waren Punk-Hits, denen man die Ecken und Kanten ein wenig abgeschliffen hatte und kurz ins Antiaggressionstraining geschickt hatte.»

Und man durfte sich vorstellen, wie es wohl geklungen hätte, wenn sich diese Musikrichtung erst in der heutigen Zeit entwickelt hätte. Dennoch vermisste man irgendwie die Rohheit und den Dreck, den man mit Punk verbindet. Es waren Punk-Hits, denen man die Ecken und Kanten ein wenig abgeschliffen hatte und kurz ins Antiaggressionstraining geschickt hatte.

Liebe Kinder, so macht man das richtig!

Zum Schluss zeigten dann die Punk-Veteranen den Kids doch noch, wie man es richtig macht. The Lurkers, die auf 40 Jahre Bandbestehen zurückblicken können, waren abgebrüht wie eh und je. Sie stampften auf die Bühne, riefen laut «we’re ready!» – damit auch alle, die noch an der Bar standen, wussten, dass es jetzt anfing – stellten sich kurz vor und griffen entschlossen in die Saiten.

Schneller, wütender Punk-Rock der alten Schule wurde mit einer solchen Energie gespielt, als wäre die Band gerade erst gegründet worden. Dass sie das aber schon seit mehreren Dekaden machen, merkte man ihnen keine Sekunde an. The Lurkers machten mit ihrem «Punk-Train» nur kurz halt, um einen grossen Schluck aus dem Wodka-Glas zu nehmen und sowohl der Galvanik als auch der Band «Vorwärts» zu danken, die den Auftritt erst möglich gemacht hätten.

Nicht tot zu kriegen. Zum Glück!

Auch wenn immer wieder von den gleichen Stilelementen gebraucht gemacht wurde und das Tempo immer ähnlich hoch blieb, wurde es nicht langweilig mit den vier Londonern. Es war genau der originale Punk-Rock, den man sich erhofft hatte. Ein weiteres Mal zeigte sich am Samstag in der Galvanik, dass der Punk einfach nicht tot zu kriegen ist. Und das ist gut so.

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