Was bleibt am Ende von den hochtrabenden Visionen?

Was das neue Luzerner Museum mit Älplermagronen zu tun hat

Hat grosse Visionen für das neue Luzerner Museum. Wie realistisch sie sind, steht auf einem anderen Blatt. (Bild: Bildmontage bic)

Wenn es um das neue Luzerner Museum geht, denkt der Kanton momentan in ganz grossen Dimensionen. Dabei gab einst eine Sparübung den Ausschlag für das Projekt. Dass weder die Finanzierung noch der Standort geklärt ist, hält die Verantwortlichen nicht vom Träumen ab.

Regierungsrat Marcel Schwerzmann scheint seine Freude an Kultur und Geschichte gefunden zu haben. So wirkte der ehemalige Finanz- und heutige Bildungs- und Kulturdirektor, der von seinen politischen Gegnern als Sparvogt, Steuersenker und knallharter Zahlenpapst bezeichnet wurde, geradezu euphorisch, als er am Donnerstag den Medien das Konzept für das neue Luzerner Museum vorstellte (zentralplus berichtete). Die Fusion von Natur- und historischem Museum wurde von Kritikerinnen schnell als Sparübung abgetan und ist diesen Stempel bis heute nie ganz losgeworden.

Wie unkonventionell er als Bildungs- und Kulturdirektor an die Vermittlung der lokalen Geschichte herangeht, illustrierte Schwerzmann mit der Geschichte über die Erfindung der Älplermagronen. Die Pasta brachten vor einigen hundert Jahren italienische Bauarbeiter in die Schweiz und nach Luzern. Weil Teigwaren leicht und gut haltbar sind, nahmen sie die Einheimischen mit auf die Alp, wo sie mit den mittlerweile in Europa angepflanzten Kartoffeln gestreckt wurden. Später kamen Rahm und Käse dazu.

Viele grosse Ideen

Ob dereinst wirklich Älplermagronen im Luzerner Museum ausgestellt werden, steht indes auf einem anderen Blatt. «Es handelt sich genau genommen noch nicht um ein Konzept, sondern eher um eine Vision und Strategie», sagte Schwerzmann über das Strategiepapier. Entsprechend wurde ein bunter Strauss von Ideen präsentiert, was das neue Museum dereinst bieten könnte.

Dass Schwerzmann sichtlich Gefallen daran gefunden hat, das Grossprojekt voranzutreiben, zeigte sich auch in weiteren Ausführungen. Er zog einen Vergleich mit einem anderen Schweizer Museum, sprach von verschiebbaren Wänden, tollen Beleuchtungen und weiteren technischen, modernen und vor allem elektronischen Raffinessen des frühen 21. Jahrhunderts.

«Das Konzept für das neue Museum bezieht sich ganz bewusst nicht auf ein Gebäude.»

Almut Grüner, Direktorin kantonale Museen

Rasch wurde auch offensichtlich, dass die vielen, teils bunten Ideen vor allem deshalb Eingang in das Strategiepapier gefunden haben, weil gegenwärtig überhaupt nicht klar ist, wo das neue Museum dereinst stehen wird. Die Regierung will es bekanntlich ins alte Zeughaus am Musegghügel verlegen und in den heutigen Museumsgebäuden am Kasernenplatz das Kantonsgericht einquartieren. Ein Projekt, das politisch allerdings auf wackeligen Beinen steht (zentralplus berichtete).

«Das Konzept für das neue Museum bezieht sich ganz bewusst nicht auf ein Gebäude», sagte Almut Grüner, Direktorin der kantonalen Museen. Vielmehr stelle man sich die Frage, wie man heute ein Museum machen kann, wenn man frei von räumlichen Begrenzungen denkt. Natürlich wünsche auch sie sich möglichst grosse und variable Räume. Am Rande der Medienkonferenz liess Grüner durchblicken, dass dieses Vorgehen auch eine Reaktion auf die Kritik ist, wonach viel zu stark über die Hülle statt über den Inhalt des Museums diskutiert werde.

Luzerner Museum als Schweizer Pionierprojekt?

Auch eine Reminiszenz auf den bekannten deutschen Forschungsreisenden des 19. Jahrhunderts, Alexander von Humboldt, durfte nicht fehlen. «Das Klima der Kontinente hängt ab von den Veränderungen, welche der Mensch (...) hervorbringt», schrieb dieser 1844 in einem viel beachteten Buch. Mit dem Zitat umriss Grüner nichts weniger als die Grundidee, auf der das neue Museum beruhen soll.

«Einen Flugzeughangar brauchen wir sicher nicht.»

Marcel Schwerzmann, Regierungsrat

«Die Grenze zwischen den Disziplinen verschwindet. Denn Natur und Geschichte können heute nicht mehr voneinander getrennt werden. Das Zeitalter der Menschen hat unweigerlich Einflüsse auf die Entwicklung der Erde», hielt sie fest. Und nicht nur das. Laut Grüner wäre es das erste Museum der Schweiz mit einer solchen Ausrichtung und Grundidee. Die nächstgelegene Institution mit einem derartigen Konzept, die ihr bekannt sei, befinde sich in München, so Grüner.

Kaum Antworten auf die Raumfrage

Schwerzmann und Grüner gelang es, die Euphorie, zumindest ansatzweise, auf die Medienvertreter überspringen zu lassen. Auch, wenn bei diesen, Kraft ihrer Funktion, natürlich viel Skepsis zu spüren war, ob am Ende des Tages die vielen Ideen dann tatsächlich so umgesetzt werden können.

So stellte sich gegen Ende der Medienorientierung unweigerlich die Frage, ob man nicht gerade ein komplett neues Gebäude für das Museum bauen müsste. Um die teils zweifelsohne tollen Ideen im Standard der 2020er- oder gar 2030er-Jahre umsetzen zu können und ein Leuchtturmprojekt zu realisieren, wie es den Verantwortlichen vorschwebt.

Auf dieses Spielchen wollte sich der Bildungs- und Kulturdirektor aber nicht einlassen. «Einen Flugzeughangar brauchen wir sicher nicht. Das räumliche Konzept bleibt natürlich in einem vernünftigen Rahmen», entgegnete er lapidar. «Schliesslich haben wir ja keine Hellebarde, die länger als fünf Meter ist.»

Was bleibt am Ende übrig?

Als Nächstes wird sich das Kantonsparlament mit dem neuen Museum beschäftigen. Es muss der Fusion des Natur- und des historischen Museums zustimmen. Bis der neue Standort gefunden ist – sollte es denn überhaupt einen neuen geben – dürfte es danach aber noch etwas dauern. Zum Zeitplan konnte Schwerzmann keine genaueren Angaben machen. Er hoffe aber, dass man den Standortentscheid so schnell wie irgendwie möglich fällen kann.

Erst dann wird sich jedoch zeigen, was von den vielen Ideen und Visionen tatsächlich umsetzbar ist und übrig bleibt. Zumal bisher noch kaum detaillierter über Geld gesprochen wurde.

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