Steinhauser Festival zum ersten Mal ohne Bargeld

Waldstock, oder: Wenn alles zu schweben beginnt

Das Waldstock Open-Air findet an diesem Wochenende statt. (Bild: Andreas Busslinger)

Nach zwei Jahren Festivalflaute findet dieses Wochenende das Waldstock in Steinhausen statt. Vor wenigen Wochen war das noch nicht klar. Nun läuft der Betrieb geschmeidig. Dies trotz einer signifikanten Veränderung.

Es ist ein wenig wie heimkommen nach einer langen Reise. Nachdem das Waldstock-Festival aufgrund der Pandemie zwei Jahre in Folge nicht stattfinden konnte, gibt's heuer am Hügel hinter Steinhausen endlich wieder Klamauk.

Es ist ein Freitagabend, an dem so gar nichts auszusetzen ist. Der Regen hat gnädigerweise aufgegeben, die Wolken verziehen sich gen Osten. Der Boden ist trotz vorgängiger Gewitter und Regenschauer erstaunlich unmatschig.

Keine Helfernot am Waldstock

Ein kurzer Blick aufs Festivalgelände lässt aufatmen. Dass aufgrund fehlender Helfer bis vor wenigen Wochen nicht klar war, ob das Open Air überhaupt stattfinden kann, ist nicht spürbar (zentralplus berichtete). Wie immer kommen Bauten und Deko verträumt daher. Alles ist mottogetreu luftig und wolkig.

Ein Drache überwacht vom Technikturm aus das Gelände. Bienen dienen als Aschenbecher. Über den Wolken beim Essensstand fliegt ein Haus, an dem Ballone hängen. Dicke Engelchen, Harry Potter auf dem Besen, E. T. im Velokörbchen, ein Pegasus. Hier wurde ordentlich geschuftet.

Waldstock-Präsident Tobias Glauser ist ein Fan vom Cashless-System. (Bild: wia)

Ein schönes Waldstock-Phänomen

«Nachdem wir mehrere Aufrufe auf Social Media gemacht hatten, verbesserte sich die Helfersituation zum Glück schnell. Wir konnten ziemlich viele neue Freiwillige gewinnen», sagt Waldstock-Präsident Tobias Glauser, den wir nach langer Suche auf dem Festivalgelände treffen.

Es ist eines der grossen Waldstock-Phänomene: Dass man glaubt, auf dem kleinen Gelände den Überblick zu haben, und dass man die eigenen Freunde dann aber nach einem «Ich geh mal Bier holen» doch für mehrere Stunden aus den Augen verliert.

Das Festival der Heimkehrer

Schlimm ist das nicht. Das Waldstock ist ein Festival der Heimkehrer, der Ur-Zuger, die schon längst in den Aargau, nach Zürich oder nach Berlin ausgewandert sind. Einmal im Jahr nach Steinhausen zurück. Es ist für viele ein Fest des alljährlichen Wiedersehens.

Eine Besucherin – sie kennt das Waldstock seit seinen Anfängen – blickt sich um, sagt: «Dieses Jahr ist es irgendwie doch anders als sonst. Zwei Jahre fand das Festival nicht statt. Nun unterhält man sich sogar mit jenen Leuten gern, um die man vorher einen Bogen gemacht hat.»

Mehr als nur Schall und Rauch: Das Waldstock ist für viele Zugerinnen ein Höhepunkt der Festivalsaison. (Bild: wia)

Zum ersten Mal bargeldlos

Eine weitere – objektive – Veränderung zu den Vorjahren: Zum ersten Mal kann man am Festival nicht mehr mit Bargeld bezahlen. Alle Besucher tragen an ihrem Eintrittsbändel einen Chip, den sie vorher mit Geld aufladen können. Die Bierzahlung funktioniert einwandfrei, die spätere Depotrückgabe ebenfalls.

«Wir hatten uns vorgängig mit den B-Sides-Organisatoren abgesprochen. Diese arbeiten mit derselben Firma. Bis jetzt sind wir sehr zufrieden», sagt Tobias Glauser. Auch wenn man vor Kinderkrankheiten nicht gefeit sei, wie er ergänzt.

Auf der kleinen Bühne läuft frühabends Poetry-Slam, von einem Tapir ist die Rede, von Gendering. Viele lauschen gespannt, andere üben sich im Bar-Hopping oder suchen sich einen trockenen Platz, um Kurzfilme zu gucken. Wieder andere warten auf ihren Flammkuchen oder auf tanzbare Musik. Keine Bange, die kommt bestimmt. An gewissen Dingen halten die Waldstock-Macher konsequent fest.

Barrio Colette bringen die Romandie näher an die Zentralschweiz. (Bild: wia)
Verwendete Quellen
  • Besuch des Festivals, Gespräche vor Ort
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