Luzerner Pensionärin erlebt Karrierefrühling

Vreni Brun (84): Mit der Pension kam die Filmkarriere

Die Schauspielerin Vreni Brun geniesst es, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. (Bild: cbu)

Während sich andere Menschen mit 84 Jahren zur Ruhe setzen, dreht Vreni Brun richtig auf. Die Luzernerin hat sich seit der Pension der Schauspielerei verschrieben – und dabei schon einiges erlebt.

Sie spielte schon eine Rapperin. Und eine Rächerin im knallroten Bademantel, mit einer Maschinenpistole im Anschlag. In zwei Musikvideos von Mundart-Rapper Bligg ist sie ebenfalls zu sehen. Ebenso auf zahlreichen Werbeplakaten. Vreni Brun ist eine gut beschäftigte Schauspielerin und Komparsin. Ihre Erlebnisse teilt sie auf Instagram, Facebook und Tiktok.

Was wie die Biografie eines aufstrebenden Nachwuchstalents klingt, ist tatsächlich die Vita einer Frau, die erst nach der Pensionierung ins Filmbusiness eingestiegen ist – und kürzlich ihren 84. Geburtstag gefeiert hat. Vreni Brun befindet sich im «Un-Ruhestand», wie sie selbst auf einem ihrer Schauspielprofile schreibt.

Vor dem Film war das Theater

zentralplus trifft Vreni Brun in Ebikon, ihrer neuen Wahlheimat. 2017 hat sich die in Interlaken geborene Brun entschieden, von Bern ins Luzernische zu ziehen. «Der Liebe wegen», sagt sie. «Das Berndeutsch habe ich aber mitgenommen.» Heute lebt sie in der Nähe der Mall of Switzerland in einem Wohnhaus – eine Etage über ihrem Freund. Eine gemeinsame Wohnung war kein Thema. «So sind wir uns nahe, haben aber auch unseren Freiraum.»

Bis zur Pensionierung arbeitete sie in diversen Berufen. Zuletzt im Generalsekretariat der Bundesverwaltung. Die Liebe zum Schauspiel konnte sie damals schon ausleben. Allerdings nicht vor Filmkameras, sondern auf verschiedenen Theaterbühnen. «Filmdrehs waren zeitlich mit meinem Job nicht vereinbar.» Proben und Theaterauftritte hingegen seien oft abends oder am Wochenende angesetzt und für sie deshalb besser planbar gewesen. An ihrer Pensionsfeier witzelte sie, dass sie jetzt zum Film wechsle. Dass dieser Scherz sehr schnell Realität wurde, hat sie selber überrascht.

Erste Rolle im «Tatort»

Kurz nach der Pensionierung trudelte bereits die erste Anfrage für eine kleine Rolle in einer «Tatort»-Folge rein. Für Vreni Brun, die ihr Können in diversen Schauspielkursen im In- und Ausland verfeinert hat, ein vielversprechender Startschuss für eine zweite Karriere. «Da habe ich Blut geleckt», sagt sie.

Bis dato hat sie in über 300 Produktionen mitgewirkt. Darunter Kurz- und Langfilme, Musikvideos und Fotoshootings. Auch für diverse Werbungen für namhafte Firmen stand sie schon vor der Kamera – oder schwebte, wie etwa im Windkanal für einen Spot der Bank Cler oder im Sitz eines Gleitschirms für eine Werbung der Ferienregion Berner Oberland.

Vreni Brun ist kameraerprobt. (Bild: Christine Strub)

Finanziell nötig hätte sie es nicht mehr. «Ich könnte auch ohne die Filmaufträge gut leben», sagt sie. Aber es macht ihr einfach zu viel Spass, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Und diese werden ihr regelmässig angeboten.

Einmal eine Mörderin sein

«Ich bin in der gemütlichen Position, dass ich mir die Jobs aussuchen kann.» An Castings nimmt sie seit fünf Jahren nicht mehr teil. Oft sind es Filmschaffende, mit denen sie schon zusammen gearbeitet hat, die sie wieder für neue Projekte anfragen.

Und welche Rollen sucht sie sich aus? «Solche, die mich herausfordern und nicht in eine Schublade stecken.» Ein strickendes Grosi mit einem Hündchen darzustellen, sei nicht besonders interessant. Komödiantische oder dramatische Figuren hingegen schon.

«Eine Mörderin würde ich gerne spielen.»

«Eine demenzkranke Frau wäre beispielsweise eine spannende Rolle», sagt sie und überlegt kurz. «Auch eine Mörderin würde ich gerne spielen. Ich glaube, vor der Kamera könnte ich gut jemanden umbringen», sagt sie und lacht. Sogleich fügt sie hinzu: «Im echten Leben natürlich niemals!» Dass sie mit einem Krimi-Setting liebäugelt, kommt nicht von ungefähr: «Ich liebe die Werke von Alfred Hitchcock und Agatha Christie.»

Eine introvertierte «Rampensau»

Sie geniesst die Arbeit auf dem Filmset, schätzt den Austausch mit jungen und etablierten Filmschaffenden. Auch wenn das manchmal bedeutet, sehr früh aufzustehen oder 15 Stunden im Einsatz zu sein. «Das gehört dazu», findet sie. Ebenso dazu gehört die Vorbereitung auf die Rolle. Mimik, Gestik, Textlernen: «Ich will es richtig und gut machen.» Auch wenn sie hinterher nicht immer ganz zufrieden mit ihrer Performance ist. «Manchmal sehe ich mich auf dem Bildschirm und denke: ‹Das hätte ich anders machen sollen.› Aber so lerne ich auch dazu.»

Kamerascheu ist sie nie gewesen. Im Gegenteil: «Vor der Kamera bin ich manchmal eine kleine Rampensau.» Ein Kontrast zu ihrer privaten Person. «Ich bin gerne zu Hause, lese Bücher, höre Musik oder gehe spazieren. Ich kann mich gut mit mir selbst beschäftigen.» Von grossem Trubel, Cüpli-Premieren und Galas hält sie wenig.

Auch das mediale Interesse an ihrer eigenen Person erstaunt sie manchmal selbst. «In den letzten Monaten habe ich einige Interviews gegeben.» Ein Dok-Film über ihre Person feierte kürzlich in Zürich Premiere. Jetzt sei es dann aber auch mal gut und alles erzählt, findet Brun gut gelaunt.

Vreni Brun nimmt es etwas ruhiger

Auch wenn es seit der Pandemie etwas ruhiger geworden ist, hat Vreni Brun genug zu tun. Seit Neujahr hat sie ein Filmprojekt abgeschlossen. Ein Fotoshooting und ein weiterer Spielfilmdreh stehen in den kommenden Wochen an. Genaueres darf sie noch nicht verraten.

Gegen etwas mehr Ruhe hat sie nichts einzuwenden. «Ich mache zu Hause noch alles selber. Aber das Älterwerden ist schon ein Thema, das mich beschäftigt.» Aber ans Aufhören denkt Vreni Brun nicht. Sie spiele so lange weiter, wie sie Lust habe und es die Gesundheit erlaubt. Denn nebst dem Spass hat die Schauspielerei einen positiven Effekt: «So bleibe ich körperlich und geistig fit.»

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Vreni Brun
  • Social-Media-Kanäle der Schauspielerin
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