Beromünster: Eine Nachricht sorgt für Verwirrung

Verweigerung und Dementis: Ex-NLZ-Chef Bornhauser als Kunstvermittler?

Eine der Kunsthallen des KKLB Beromünster, in dem regelmässig öffentliche Führungen stattfinden.

(Bild: silas kreienbuehl)

Thomas Bornhauser arbeitet als Kunstvermittler im Kunstprojekt KKLB von Wetz. So war das in einem lokalen Anzeiger publiziert. Und diese Meldung wirft brisante Fragen auf. Etwa, ob der Ex-NLZ-Chefredaktor für die «Luzerner Zeitung» ein Gefälligkeitsinterview mit Wetz geführt hat. Doch die beiden Direktinvolvierten verstricken sich in Widersprüche.

 

Das Kunstprojekt auf der Luzerner Landschaft hat sich weit über die Region hinaus einen Namen gemacht. Diesen Oktober gab es im «Anzeiger Michelsamt» einen Artikel über den lebendigen Kulturort. Inklusive Information über einen prominenten Zuwachs:

«Seit Anfang Oktober engagiert sich Thomas Bornhauser für das renommierte Kunstprojekt», steht dort und weiter: «Der frühere Chefredaktor arbeitet in einem Teilpensum als Kunstvermittler und macht Führungen mit Gruppen in verschiedenen Sprachen.»

Die Information im Anzeiger Michelsamt vom 20. Oktober 2016.

Die Information im Anzeiger Michelsamt vom 20. Oktober 2016.

Dementi: in keiner Weise angestellt

Ein solcher Hinweis macht neugierig: Thomas Bornhauser, der während der letzten 23 Jahre als Chef die Geschicke der damals «Neuen Luzerner Zeitung» (NLZ, heute LZ) geleitet hat, ist der Öffentlichkeit bestens bekannt. Wie kommt er dazu, sich als Kunstvermittler zu engagieren – unseres Wissens ein ganz neues Feld für den Zeitungsmann –, und wie geht das vor sich? Vorweggenommen: vermutlich gar nicht. 

Nach einer ersten Anfrage beim KKLB sagte zwar Künstler Wetz alias Werner Alois Zihlmann, der auch Leiter des KKLB ist, dass solche Führungen geplant seien und man sich glücklich schätze, Thomas Bornhauser an Bord zu haben. Allerdings sei die Meldung im Anzeiger Michelsamt in mehrerer Hinsicht unkorrekt: Bornhauser sei in keiner Weise angestellt, weder in Teilzeit noch auf Honorarbasis. Und die erste Führung mit ihm auf Französisch gehe erst Mitte November über die Bühne.

Thomas Bornhauser war bis diesen Frühling Chefredaktor der Neuen Luzerner Zeitung.

Thomas Bornhauser war bis diesen Frühling Chefredaktor der Neuen Luzerner Zeitung.

Dementi: keinerlei Führungen

Unabhängig davon, zu welchem Zeitpunkt das genau stattfindet, fragte zentralplus per E-Mail bei Thomas Bornhauser an, ob er dazu ein paar Fragen beantworten würde. Flugs traf eine deutliche Absage ein: Zu diesem Thema gebe es nichts zu sagen. Und zwar, weil er kein Arbeitsverhältnis im KKLB habe und keine Führungen mache, weder auf Deutsch noch auf Französisch noch in sonst einer Sprache.

«Solange wir nichts anderes hören, gehen wir davon aus, dass diese Infos noch immer stimmen.»
Sandro Portmann, Redaktor Anzeiger Michelsamt

Etwas ratlos erkundigten wir uns beim Anzeiger Michelsamt, woher denn diese Mitteilung gekommen und ob sie unterdessen zurückgenommen worden sei. «Das wurde uns vom KKLB so mitgeteilt und ist von den Verantwortlichen so abgesegnet worden», sagt Redaktor Sandro Portmann und fügt an: «Solange wir nichts anderes hören, gehen wir davon aus, dass diese Infos noch immer stimmen.» 

Erneute Nachfragen bei Künstler Wetz. Durch ein Missverständnis, das von ihm zu verantworten sei, habe der Michelsämter damals eine Falschmeldung abgedruckt, schreibt Wetz und betont noch einmal: Bornhauser arbeite weder im KKLB noch im Künstlerbüro Wetz. Dann will er nichts mehr mitteilen. Auch nicht, ob jetzt Führungen mit Thomas Bornhauser im November stattfinden oder nicht.

Haben Bornhauser und LZ den Rollenkonflikt ignoriert?

Doch woher der Sturm im Wasserglas? Thomas Bornhauser als Kunstvermittler wäre doch eine interessante Sache. Sehr gut möglich, dass die ganze Aufregung mit seiner journalistischen Tätigkeit zu tun hat. Seit seinem unfreiwilligen Abgang als Chefredaktor diesen Frühling schreibt er hin und wieder als Autor für die LZ.

Konkret geht es um den LZ-Artikel «Wetz macht die Pause zum Programm» vom 25. Oktober. Im Interview geht es um ein neues Konzept des Kulturorts KKLB, auch die Führungen werden thematisiert. Autor: Thomas Bornhauser.

Das Interview von LZ-Autor Thomas Bornhauser mit Künstler Wetz wurde am 25. Oktober 2016 in der Luzerner Zeitung publiziert.

Das Interview von LZ-Autor Thomas Bornhauser mit Künstler Wetz wurde am 25. Oktober 2016 in der Luzerner Zeitung publiziert.

 

Als Chefredaktor plädierte Bornhauser stets für einen unvoreingenommenen, unbeeinflussbaren und unparteiischen Journalismus. Darum hätte sich kein Journalist im Zusammenhang mit seiner – vermeintlichen? – Tätigkeit als Kunstvermittler an ebendiesem Ort die Frage verkniffen: Handelt es sich hier um einen Rollenkonflikt, wenn Bornhauser einen grossen Artikel über ein Projekt schreibt, in das er selber verwickelt ist? Stichwort Gefälligkeitsinterview?

Als NLZ-Boss hätte Bornhauser seine Redaktoren, die solchen zwingenden Fragen nicht nachgegangen wären, in Grund und Boden gestampft. Jetzt, wo Bornhauser selbst involviert ist, will er von Transparenz plötzlich nichts mehr wissen.

Noch einmal haken wir nach und stellen alle Fragen per E-Mail zu. Antwort: Es gebe keinen Rollenkonflikt, weil Bornhauser selber im KKLB gar keine Rolle habe. Zuvor hatte Künstler Wetz am Telefon darauf hingewiesen, dass dieser Artikel früh geschrieben und spät publiziert worden sei. Damals sei noch keine Rede davon gewesen, dass der Autor auch selber Führungen machen könnte.

Warum die Geheimniskrämerei?

Aber das macht er ja jetzt gar nicht. Oder erst im November? Weit und breit scheint kein Kunstvermittler namens Bornhauser in Sicht zu sein. Seltsam und unprofessionell seitens Wetz und Bornhauser ist, dass die beiden ein derartiges Theater aus dieser Sache machen und nicht bereit sind, offen und transparent darüber zu informieren. Auch die LZ mochte zu unseren Fragen keine Stellung nehmen.

So warten wir gespannt auf die erste Führung von Thomas Bornhauser im KKLB. Oder auch nicht. 

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