Luzerner Festival trotzt dem Defizit

Verspielter, kleiner, liebenswerter: Funk am See will überleben

Funk am See: tolle Stimmung auf der Lidowiese mit Blick auf den Vierwaldstättersee.

(Bild: Silvio Zeder)

Bei Funk am See müssen frische Konzepte her. Das Festival reagiert auf die grossen Defizite der letzten Ausgaben. Das OK traf sich zur Konzeptsitzung, man hat bereits Ideen und ein Ziel: Man will einen eigenen Spirit finden.

Trotz der Krise nach dem diesjährigen Funk am See ist eines definitiv: Es wird 2018 wieder ein Festival auf der Lidowiese geben. Das bestätigt Yanik Kloter, Medienverantwortlicher des Open Airs. Das war lange alles andere als sicher: Diesen Sommer wurde die Veranstaltung regelrecht verregnet, die Zuschauerzahlen bewegten sich mit 8000 Besuchern weit unter den erhofften 14’000. Das riss ein Loch in die Vereinskasse: 28’500 Franken Defizit schrieb der Gratis-Event. Das OK gab sich unmittelbar nach dem Anlass selbstkritisch. Kloter meinte im August im Interview mit zentralplus: «Eines ist klar: Wir werden nie Mainstream bieten, sind uns aber bewusst, dass wir etwas ändern müssen und dass das Konzept so nicht mehr funktioniert. Offensichtlich ist es nicht mehr zeitgemäss. Eventuell müssen wir deshalb eine ganz neue Ausrichtung einschlagen.» Wie weit fortgeschritten sind die neuen Konzeptideen? Wohin gehen die Planungen?

«Es bringt nichts, wenn wir mit 13’000 bis 15’000 Besuchern rechnen, und dann kaum die Hälfte auftaucht.»

Yanik Kloter, Medienverantwortlicher Funk am See

Mehr Liebe fürs Detail

Eine grosse Veränderung wird es bei der Gestaltung des Geländes geben. Man wolle vor allem den Ort besser nutzen, es soll verspielter werden, kleiner, liebenswerter. Kloter meint: «Wir wollen die natürliche Umgebung viel mehr ins Festival integrieren, mit mehr Liebe zum Detail.» Der Platz werde sicher anders aussehen, sicher nicht mehr auf beiden Seiten je eine Bühne, sagt Kloter. Eine genauer Plan liege aber noch nicht vor.

Zudem schraubt das OK die erwartete Besucherzahl nach unten. Nach den letzten zwei Ausgaben des Festivals müsse man einfach realistisch sein. «Es bringt nichts, wenn wir mit 13’000 bis 15’000 Besuchern rechnen, und dann kaum die Hälfte auftaucht», so Kloter. Woran das Festival hingegen so lange wie möglich festhalten möchte, ist die Eintrittspolitik: Das Festival soll gratis und niederschwellig bleiben.

Den Vergleich zu anderen Festivals findet Kloter problematisch: «Ich denke, ein anderes Festival zu kopieren funktioniert nicht. Wir wollen unseren eigenen Spirit finden mit breiter Programmation, fehlender Konsumpflicht und spartenübergreifenden Kooperationen. Wir möchten, dass auch andere Kunst- und Kulturformen den Platz mitgestalten.»

Yanik Kloter hat bereits Ideen für eine Neustrukturierung des Funk am See (Bild: zvg).

Yanik Kloter hat bereits Ideen für eine Neustrukturierung des Funk am See (Bild: zvg).

Kooperationen werden künftig wichtiger

Das Ziel für die nächste Ausgabe ist es, wieder mehr an die vergangenen Editionen anzuknüpfen. Man wolle wieder zum Treffpunkt werden, wo das junge Luzern hingeht. Damit dies gelingt, werde es in Zukunft keinen Alleingang des Vereins Open Air Lidowiese und Radio 3FACH mehr geben, erklärt Kloter. Vielmehr sei man auf der Suche nach geeigneten Kooperationen. Zwar gibt es noch keine konkreten Namen oder Institutionen, jedoch ist auch hier schon einiges angedacht: Neben den Konzerthäusern der Stadt könnte man sich auch vorstellen, ausserhalb der eigenen Szene mit Museen oder dem Theater zusammenzuarbeiten. Eine konkrete Idee stellt eine Art «Traumwald» für Kinder und Erwachsene dar, welchen man beispielsweise in Zusammenarbeit mit Theaterschaffenden gestalten könnte.

Trotz Defizit: 2018 wird ein Funk am See stattfinden (Bild: Silvio Zeder).

Trotz Defizit: 2018 wird ein Funk am See stattfinden (Bild: Silvio Zeder).

Feedbacks bestätigen die musikalische Richtung

Nicht rütteln will man hingegen an der musikalischen Ausrichtung, welche auch zur Diskussion stand. Jedoch habe das OK viele positive Rückmeldungen erhalten. Die Leute hätten dadurch, dass viele Acts eher unbekannt waren, viel zu entdecken gehabt. Das sei bei den Meisten gut angekommen und sei auch eine Bestätigung für die Veranstalter. Auch in Zukunft werde das Programm diverse Musikstile abdecken und sich in alternativen Sparten bewegen. Dazu Kloter: «Wir werden sicher nie ein Mainstream-Festival, das versucht, mit grossen Acts viel Geld zu verdienen. Das Funk am See soll weiterhin eine Alternative bieten und nahe beim Radio 3FACH bleiben.»

«Wir wollen das Festival wieder fit machen und sicherlich nicht für die letzte Ausgabe der Funk am See Ära verantwortlich sein.»

Yanik Kloter

«Make-Up fürs Budget»

Ein kleines Pflaster für die angeschlagenen Finanzen gibt es aber noch Ende 2016: Die Silvesterparty im Bourbaki unterstützt mit ihren Einnahmen das Funk am See. Man erhofft sich dadurch, bis im Sommer wieder ein finanzielles Polster zu generieren. «Die Party ist etwas Make-Up fürs Budget», meint Kloter. Zwar seien die Kassen nicht ganz leer, ein erneutes finanzielles Fiasko wie die zwei letzten Ausgaben des Festivals kann man sich aber definitiv nicht mehr leisten. Auch setzt man auf persönliche Spenden von Privatpersonen und Institutionen, so dass man etwas Luft zum Arbeiten und Planen hat. Laut Mario Stübi vom OK sind die Spendenaufrufe durchaus auf Resonanz gestossen. Der sogenannte 100er-Club, eine Mitgliedschaft, bei der im Zweijahrestakt 100 Franken eingezahlt wird, zählt inzwischen 80 Mitglieder. «Wäre geil, wenn es bis Ende Jahr 100 wären», meint er. Als Gegenleistung für den Clubbeitrag winkt eine Einladung ans VIP-Buffet des Festivals.

Die Reserven des Festivals haben arg gelitten, doch beim Funk am See ist man kämpferisch und optimistisch. «Wir wollen das Festival wieder fit machen und sicherlich nicht für die letzte Ausgabe der Funk am See Ära verantwortlich sein», konstatiert Kloter und meint damit das heutige OK. Bis im Frühling sollen die Ideen reifen, bis man sich das nächste Mal zusammensetzt. Im Sommer muss das gesamte Konzept für die Neuausgabe 2018 stehen, so dass man genügend Zeit hat, das neugestaltete Open Air auf der Lidowiese der Luzerner Konzert- und Kulturwelt zu präsentieren.

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