Regierung will Aufpassergremium einsetzen

Verkommt das neue Luzerner Museum zum Propagandainstitut?

Das Natur-Museum kommt als Zentralstandort für das neue Museum infrage.

(Bild: les)

Der Kanton Luzern spart bei den Museen und will diese gleichzeitig neu ausrichten. So sollen künftig politisch umstrittene Themen beleuchtet werden. Ein Kantonsrat befürchtet Stimmungsmache der Behörden. 

Das Natur-Museum Luzern und das Historische Museum werden zwangsfusioniert. Aktuell wird eine Machbarkeitsstudie für ein «Luzerner Museum für Natur und Gesellschaft» erarbeitet. Damit will die Regierung die Museen für die Zukunft ausrichten, auch die Frage des neuen Standorts wird geklärt. Hintergrund ist jedoch eine Sparmassnahme. Der Kanton erhofft sich eine jährliche Entlastung um 800’000 Franken.

Diese Massnahme ruft jedoch Widerstand hervor. Die IG Kultur etwa appelliert: «Museen gehören nicht weggespart oder zusammengekürzt, sie gehören unterhalten, gepflegt und ausgebaut.» Die Aktion sei ein Fehlgriff, der sich rächen werde (zentralplus berichtete).

Regierung rechnet mit Besucherrückgang

SP-Kantonsrat Marcel Budmiger hat die Angelegenheit auf die politische Bühne gebracht und der Regierung zwölf Fragen gestellt. Nun liegen die Antworten vor. Vieles kann oder will die Regierung jedoch erst beantworten, wenn die Machbarkeitsstudie vorliegt. Bereits jetzt wird aber von einem Rückgang von 80’000 auf rund 60’000 Besucher ausgegangen.

«Eine neutrale Vermittlung ist unter den Fittichen der zuständigen Regierungsräte aktuell nicht zu erwarten.»

Marcel Budmiger, SP-Kantonsrat

Mit der Neuausrichtung ist auch geplant, dass innerhalb des Museums politisch umstrittene Themen beleuchtet werden. Denkbar ist beispielsweise, dass an einem Standort auf der Rigi die Geschichte und Bedeutung des Tourismus aufgearbeitet werden. Oder dass sich während des Projekts Spange Nord eine Ausstellung mit dem Thema Verkehr auseinandersetzt. Diese Szenarien zeigte Christoph Lichtin, Leiter der kantonalen Museen, anlässlich der ersten Orientierung über die Zusammenlegung auf (zentralplus berichtete).

SP-Kantonsrat Budmiger äusserte diesbezüglich in seinem Vorstoss Bedenken. «Wie will der Regierungsrat eine Verpolitisierung des Bildungsauftrags verhindern?», fragte er. Er fürchtet sich also vor Stimmungsmache durch die Luzerner Museen. «Eine neutrale Vermittlung ist unter den Fittichen der Regierungsrats in seiner aktuellen Zusammensetzung nicht zu erwarten», verdeutlicht er seine Bedenken auf Anfrage von zentralplus. Er sieht den gesamten Rückhalt und die Glaubwürdigkeit der Museen gefährdet und befürchtet, dass das Museum bei heiklen Themen nur zusätzliches Öl ins Feuer giesst.

Die Wolf-Ausstellung war auch politisch

Die Regierung hegt bezüglich Verpolitisierung keine Bedenken. Bereits heute würden Ausstellungen eine politische Dimension besitzen, als Beispiel wird die Wolf-Ausstellung im Natur-Museum genannt. «Die Aufgabe des Museums wird es sein, derartig komplexe oder umstrittene Themen sachlich, informativ und verständlich aufzubereiten», heisst es in der Antwort zu Budmigers Vorstoss. Dennoch will man die Museumsleitung im zukünftigen Umfeld nicht alleine lassen. So ist angedacht, einen Beirat einzusetzen, um zu gewährleisten, dass die Museumsinhalte die nötige Relevanz haben. 

«Wir glauben, dass die Glaubwürdigkeit und der Rückhalt der Museen durch einen Beirat eher gestärkt werden.»

Karin Pauleweit, Dienststellenleiterin

Doch wer soll das im Detail gewährleisten? «Wir gehen im Moment von Fachleuten, Behördenvertretern und Personen weiterer Bevölkerungskreise aus. Genauer konkretisiert haben wir das aber noch nicht», erklärt Karin Pauleweit, Leiterin Dienststelle Hochschulbildung und Kultur des Kantons Luzern. «Ganz sicher geht es hier nicht um ein Gremium, das politische Vorgaben machen dürfte.» Es gehe nicht um Einmischung, sondern um eine breite Abstützung.

«Deshalb glauben wir, dass die Glaubwürdigkeit und der Rückhalt der Museen durch einen solchen Beirat eher gestärkt werden könnten», führt Pauleweit aus. Es bleibe aber zu bedenken, dass man die Aufgaben und die Zusammensetzung des Beirats noch nicht im Detail definiert habe. Dies werde im Verlauf des weiteren Planungsprozesses geschehen.

«Ein solches Gremium kann nur dann unabhängig sein, wenn auch die Finanzierung mittelfristig fest geregelt ist. Heute sitzt der Regierungsrat am längeren Hebel», mahnt SP-Kantonsrat Budmiger dennoch. «Statt den Abbau beim Namen zu nennen, verspricht man nun interessante neue Angebote, für die am Ende aber dann doch das Geld fehlt», warnt Budmiger vor falschen Hoffnungen. «Es ist hinlänglich bekannt, dass Kultur und Bildung in Luzern darben müssen», erklärt er.

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