Luzerner Schauspieler startet durch

Valentin Schroeteler: «Das ist nicht einfach nur Glamour»

Valentin Schroeteler verliess die Schweiz, um Freiraum zu gewinnen. Und ist nun froh darüber.

(Bild: Tim Garde)

Zum ersten Mal spielt der Luzerner Valentin Schroeteler in einer internationalen Produktion – noch vor seinem Abschluss an der Schauspielschule. Der Weg des 24-Jährigen führt vom Zirkus über Strassentheater nach Hannover, wo der Anfang kein Zuckerschlecken war.

Valentin Schroeteler heisst auch Herbert. Das ist der Name seiner Figur im Kurzfilm «The Covenant» des britischen Regisseurs Adam Justin Baroukh. Schroetelers erste internationale Produktion – und womöglich der Anfang eines grösseren Projekts. «Der Kurzfilm ist für die Geldgeber und die Festivals. Daraus wird später ein abendfüllender Spielfilm», erzählt der Luzerner Schauspieler, der in Deutschland lebt und gerade in Basel seine Strassentheaterfreunde von der Compagnie Trottvoir besucht.

Die Geschichte handelt von einem Auschwitz-Überlebenden, der versucht, eine Wasseraufbereitungsanlage zu vergiften, doch sein Trauma kommt seinen Rachegelüsten in den Weg. «Adam ist sehr engagiert für das Thema. Das hat zu vielen guten Gesprächen geführt, die wichtig sind, gerade in der jetzigen politischen Situation in Deutschland und Europa», erzählt Valentin Schroeteler. Überhaupt: Für die Arbeit als Schauspieler sei es wichtig, sich Gedanken zur Welt zu machen und eine gute Beobachtungsgabe zu haben.

Wieso er neue Hobbies braucht

Und natürlich Spass am Spielen. Den entdeckte der 24-Jährige schon früh. Als Kind der Schauspielerin und Regisseurin Ursula Hildebrand waren Theater und Film schon immer ein Teil seines Lebens. «Ich habe bereits als Siebenjähriger im Jugendzirkus Tortellini mitgemacht», erinnert er sich.

Mit der Zeit nimmt sein Hobby Theaterspielen so viel Zeit ein, dass sogar die Schule darunter leidet. Trotzdem fragt er sich nach der Matura noch mal, ob Schauspielerei wirklich sein Berufswunsch ist. «Doch bis jetzt habe ich noch nichts gefunden, das mir mehr Energie gibt als auf der Bühne zu stehen», schwärmt er.

Valentin Schroeteler (rechts) beim Dreh seiner ersten internationalen Produktion.

Valentin Schroeteler (rechts) beim Dreh seiner ersten internationalen Produktion.

(Bild: zvg)

Valentin Schroeteler versucht sein Glück nach der Matura an drei Schauspielschulen – in Hannover wird er angenommen. «Ich überlegte mir noch, mich in Zürich und Basel zu bewerben, weil ich gerne in der Schweiz, in meiner gewohnten Umgebung, geblieben wäre. Doch genau davon wurde mir abgeraten.» Er solle weggehen, damit er den Freiraum habe, sich zu entwickeln und neue Seiten an sich zu entdecken.

«Nach Feierabend geht das Ensemble nach Hause, zu seinen Familien. Das ist nicht einfach nur Glamour.»

Valentin Schroeteler, Schauspieler

«Und ich bin froh, dass ich das gemacht habe. Obwohl es vor allem am Anfang schwer war: ich alleine in Hannover und meine Freunde in Luzern.» Er habe sich neu kennengelernt, einen neuen Blick auf sich selbst gewonnen. «Inzwischen habe ich in Hannover tolle Menschen kennengelernt, mich gut eingelebt und seit meinem Studienbeginn auch neue Hobbys gefunden», freut er sich. Neue Hobbys braucht er – weil sein altes Hobby jetzt sein Beruf ist.

Gemeinsam etwas reissen

Wer Valentin Schroetelers Profil bei seiner Agentur studiert, dem wird klar, was ihn in seiner Freizeit am meisten umtreibt: die Musik. Ob Gitarre, Violoncello, Bass, Klavier oder Schlagzeug – Musik war ihm schon immer sehr wichtig. «Ich habe mir früher auch überlegt, Dirigent zu werden, doch ich habe immer mehr Zeit und Energie ins Theater investiert.»

Nächste Auftritte

Valentin Schroeteler ist zurzeit in Deutschland zu sehen:

  • 4. Oktober: «Qualityland», Schauspielhaus Hannover
  • 5. Oktober: «Eine Stadt will nach oben», Schauspielhaus Hannover
  • 6. Oktober: «Dylan: A Changin'», Schauspielhaus Hannover

Zwischen Film und Theater möchte er nicht wählen müssen: «Das Theater gibt mehr, weil man im direkten Kontakt mit dem Publikum steht, es ist unmittelbar, man lässt los. Beim Film hat man ganz andere Möglichkeiten.» Und bei einem Film sei das Geheimnis grösser: Weil der Schauspieler nicht wisse, wie die Szenen geschnitten würden und was am Ende vom Dreh übrigbleibe. Doch genau das, ein kleiner Teil eines Grossen zu sein, gefällt dem Luzerner. «Man reisst gemeinsam etwas: Das hat mich schon begeistert, als Schauspiel mein Hobby war.»

Ob Theater oder Film: Valentin Schroeteler erzählt gern Geschichten. «Wenn man einen Film oder ein Theaterstück gesehen hat, sollte das Publikum verändert werden, einen neuen Gedanken haben», erklärt er seinen Anspruch.

Schauspieler? – Ein ganz normaler Beruf

Die Balance zu finden zwischen Selbstbewusstsein und Bescheidenheit ist eine Herausforderung. Man müsse einerseits wissen, was man könne, und sich andererseits bewusst sein, dass man nie ausgelernt habe. Doch Valentin Schroeteler weiss, dass Konkurrenzdruck auch in anderen Berufen herrscht. Davon lässt er sich aber nicht beirren. «Dies passiert oft nur im Kopf. Das Miteinander ist viel wichtiger. Wenn ich eine Rolle nicht bekomme, dann nicht, weil jemand anders besser ist als ich, sondern, weil er besser zur Rolle passt.»

Um nicht zu vergessen, dass Schauspielerei ein ganz normaler Beruf ist, hilft dem 24-Jährigen die Arbeit am Staatstheater Hannover. «Nach Feierabend geht das Ensemble nach Hause, zu seinen Familien. Das ist nicht einfach nur Glamour», betont Valentin Schroeteler.

Szene mit Valentin Schroeteler:

Die Arbeit im Theater ist Teil seiner Ausbildung an der Hochschule für Musik, Theater und Medien. Nun nimmt er das letzte Jahr in Angriff, in dem viele Weichen gestellt werden. Es steht ein Vorsprechen an, bei dem Verantwortliche von vielen Theatern und Casting-Agenturen anwesend sind. Auch ein Diplomprojekt und eine Diplomarbeit warten auf den Luzerner.

Und natürlich hofft er, dass er seine Rolle als Herbert in «The Covenant» in der Spielfilmversion behält, die 2020 gedreht werden soll. «Es war toll, in einer internationalen Produktion mitzuspielen», schwärmt Schroeteler. Setsprache war Englisch, Filmsprache Deutsch und das Kamerateam sprach untereinander Spanisch. Und: «Es war meine erste Rolle, in der ich nicht als Student behandelt wurde.»

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