Kultur
Luzerner Fasnachtszeitung

Über- oder unterkorrekt: So rüüdig klöpft der Knallfrosch

Führt sich den Knallfrosch zu seiner Horizonterweiterung zu Gemüte: ein Leser. (Bild: ida)

Jahr für Jahr flattert die Luzerner Fasnachtszeitung «Knallfrosch» in hiesige Briefkästen – und ist mal mehr, mal weniger lustig. Wir haben einen Blick hineingeworfen.

Da ist er wieder, der «Knallfrosch». Das Fasnachtsmagazin der Wey-Zunft, das Jahr für Jahr in die Stadtluzerner Briefkästen eingeworfen wird.

Das Magazin, das seit 1950 – damals noch als «Wey-Zytig» – besteht, wird jeweils in einer Auflage von über 60'000 Exemplaren gedruckt.

Vieles ist beim Alten – der «Knallfrosch» kommt gewohnt trashig daher. Und wie immer wird das satirisch beleuchtet, was Luzern in den letzten Monaten bewegt hat.

Theater ums Theater – und den FCL

Da ist zum einen das grosse Rumoren um den FCL und seinen Mehrheitsaktionär, «Luzerns Scheich Bernhard Al'Pstaeg», Thema. Kaum sei die Fussball-WM in Katar fertig, sei «Al'Pstaeg aus der Teppichetage» getreten, um den FC Luzern zu übernehmen. «Doch was für ein Seich, der Scheich stolperte über den Teppich und wurde aus seinem eigenen Schützenhaus rausgeschürpft, weil seine Feindschaft einen raffinierten juristischen Frick angewendet hatte», schreiben die Knallfrösche.

Auch den Neubau des Luzerner Theaters umschiffen die Narren natürlich nicht. Das Siegerprojekt betiteln die Knallfrösche als «Faust aufs Auge», die Schaffer dahinter als «Theater-Bastler».

Grüne Politikerinnen werden als Klimakleber auf der Seebrücke karikiert, Stapi Züsli in rosafarbene Babykleidchen gesteckt und «theäterlispielend» abgebildet. Auch Gesundheitsdirektor Guido Graf ist dargestellt nach Bekanntgabe seines Nicht-Wiederantritts am «Froschteich sitzend und Würmli badend» am Pfaffnauer Froschteich.

Das generische Maskulinum ist hier Pflicht

Im Wortschatz der Knallfrösche ist das generische Maskulinum Pflicht – auch wenn das Magazin laut Warnungen der Knallfrösche für Frauen, Männer und Nichtbinäre gleichermassen ungeeignet ist. «Da es die richtige Art zu gendern nicht gibt, haben wir [es] einfach ignoriert. Abgesehen davon haben wir das mit dem Sternchen* nicht verstanden.»

Bei den letzten Ausgaben mussten die Macher der Zeitung einiges an Kritik einstecken. So auch letztes Jahr, als die Knallfrösche Trans-Menschen ins Visier nahmen. Der Artikel mit dem Titel «Mann oder Frau? Oder doch April?» gab besonders zu reden. Daraufhin kritisierten der feministische Streik Luzern und Queer Office, dass die Beiträge vor Transphobie triefen würden. Schon Jahre zuvor waren in der Fasnachtszeitung homophobe Aussagen abgedruckt worden (zentralplus berichtete).

Zu doof zum Gendern

In der neuesten Ausgabe blättern wir bis zur 75. Seite, bis die Knallfrösche über Wokeness poltern. Laut Duden ist mit Woke-Sein Folgendes gemeint: «In hohem Mass politisch wach und engagiert gegen (insbesondere rassistische, sexistische, soziale) Diskriminierung».

Die Knallfrösche schreiben unter dem Titel «Woke me up!», dass sich der «Ottonormal-Sprach-Gebraucher» da die Frage stelle, was er überhaupt noch dürfe. Für einmal wollen es die Knallfrösche «endlich einmal politisch korrekt machen», sie richten sich an «Lesende und Leser*innen» sowie die ganze «Bevölkerung*in». Und zeigen damit schlicht, dass sie sich erst gar nicht richtig darum bemühen wollen.

Some things may never change. So wie es lieb gemeint ist, dass das LFK – das Lozärner Fasnachtskomitee – neu «Lozärner Frauen Komitee» heisse. In Realität ist es ja kein offenes Geheimnis: Die alten Herrenklubs wollen auch im 21. Jahrhundert nur Rudolfs, Oskars und Sepps am Zepter der Luzerner Fasnachtszünfte sehen (zentralplus berichtete).

Verwendete Quellen
  • Ausgabe des neuen Knallfrosches
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