Stadtzuger Hilfsfonds: 5 Millionen Franken übrig

Trotz Corona-Schaden: Kulturhäuser wollen noch keine Hilfe

Statt mit städtischen Corona-Hilfen versucht die Chollerhalle mit eigenen Massnahmen das Finanzloch zu stopfen. (Bild: Laura Livers)

10 Millionen Franken will die Stadt Zug einsetzen, um Ausfälle wegen der Corona-Krise zu decken, die sonst niemand übernimmt. Pikant: Über die Hälfte der Summe wurde nicht beansprucht. Adressaten des Hilfsangebots wie die Chollerhalle haben noch nicht einmal ein Gesuch gestellt.

Seine Verwunderung und Kritik bringt der Zuger Stadtpräsident Karl Kobelt (FDP) manchmal nur zwischen den Zeilen zum Ausdruck. So bei der jüngsten Sitzung des Stadtparlaments, wo der «Fonds zur Milderung der wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus» beraten wurde, für den 10 Millionen Franken aus dem letztjährigen Überschuss reserviert worden waren. «Acht Kulturinstitutionen haben ein Gesuch für die Unterstützung aus dem Coronafonds eingereicht», sagte er. Er überliess es dem Präsidenten der Geschäftsprüfungskommission (GPK), Philip C. Brunner (SVP), sich über die «niedrige Zahl» erstaunt zu zeigen.  

Gedacht ist das Geld eigentlich für Sportvereine, Kultureinrichtungen, das lokale Gewerbe und für Firmen, die in städtischen Immobilien eingemietet sind – die aber weder vom Bund noch vom Kanton genügend Hilfe zur Bewältigung der Folgen des Lockdowns erhalten.

Hilfen nicht beantragt

Offenbar ist deren Bedürftigkeit beschränkt. Jedenfalls zeichnet sich nach Ablauf der Frist am 18. August ab, dass für über die Hälfte der Summe keine Anträge gestellt wurden. Rund 5,3 Millionen Franken bleiben nach Auskunft von Karl Kobelt vorderhand unangetastet.

Der grösste Teil der Corona-Hilfen ist ohnehin für die 100-Franken-Konsumationsgutscheine reserviert, welche alle Einwohner erhalten haben: gut drei Millionen Franken. Unbekannt bleibt, wie viel davon bis Ende nächsten Jahres bei den Mitgliedern des städtischen Detaillistenverbandes Pro Zug auch eingelöst wird – bis Ende August waren es aber bereits über 600'000 Franken.

Zurückhaltende Kulturhäuser

Ein recht grosses Paket kommt den Mietern von städtischen Anlagen und Liegenschaften zugute: Sportvereine, Firmen und namentlich Gastronomiebetriebe, denen Mieterlasse von über einer halben Million Franken zugestanden wird.

«Der Restbetrag steht für allfällige Beiträge zu einem späteren Zeitpunkt grundsätzlich zur Verfügung.»

Karl Kobelt (FDP), Zuger Stadtpräsident

Nur einen relativ kleinen Teil des Kuchens nimmt die Zuger Kultur in Anspruch. Die acht Einrichtungen haben Gesuche im Wert von 290'000 Franken gestellt. Namentlich möchten die Stiftung Theater Casino, die Stiftung Museum in der Burg, die Stiftung Freizeitanlage Oberwiler Kurse, die Zuger Kunstgesellschaft, das Museum of Diversity and Inclusion, das Tanz Atelier Zug sowie die Gewürzmühle Corona-Hilfen von der Stadt.

Noch keine genauen Zahlen

Es fehlen in der Aufstellung traditionsreiche Häuser wie das Kleintheater im Burgbachkeller oder die Chollerhalle. Von letzterer ist bekannt, dass der Schaden wegen Corona fürs Jahr 2020 auf eine halbe Million geschätzt wird (zentralplus berichtete). Warum also wird das Hilfsangebot der Stadt Zug ausgeschlagen?

«Da es sich bei dem gegenüber der GPK genannten Betrag von einer halben Million um eine Einschätzung handelte, war es uns bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, eine Ausfallentschädigung bei der Stadt Zug zu beantragen», sagt Chollerhalle-Geschäftsführer Graziano Grieder. Man arbeite an einem Massnahmenplan, «um weitere Ausfälle so gering wie möglich zu halten und die bereits angefallenen zumindest teilweise auffangen zu können».

Hilfe für Folgen des Lockdowns

Das städtische Hilfsangebot ist nun vom Tisch. Karl Kobelt sagt: «Jedoch wird der jährliche  Beitrag der Stadt  im Umfang von 180'000 Franken für die Chollerhalle auch in diesem Jahr ausgerichtet – unbesehen der Tatsache, dass Veranstaltungen insbesondere während des Lockdowns ausgefallen sind.» Sprich: Es gibt Subventionen auch für Kosten, die nie entstanden sind. Ansonsten muss sich die Chollerhalle erst mal selber helfen.

«Wir behalten uns vor, Ende Jahr eine Ausfallentschädigung bei der Stadt Zug zu beantragen.»

Graziano Grieder, Geschäftsführer Chollerhalle

Der städtische Corona-Hilfsfonds war ausdrücklich für die Folgen der Pandemie bis Juni gedacht. Doch offenbar möchte die Stadtregierung nicht beanspruchte Fondsmittel «infolge wirtschaftlicher Unsicherheiten für das Jahr 2021 für weitere Unterstützungsmassnahmen zurückbehalten». So steht es im Bericht und Antrag ans Stadtparlament. Auch Karl Kobelt geht auf Anfrage davon aus, dass die übrigen 5,3 Millionen Franken «für allfällige Beiträge zu einem späteren Zeitpunkt grundsätzlich zur Verfügung stehen».

Kulanz wird grossgeschrieben

Darauf spekuliert nun die Chollerhalle. Es werde wohl bis Ende Jahr dauern, bis der Schaden genau beziffern werden könne, sagt Graziano Grieder. «Wir behalten uns vor, zu diesem Zeitpunkt eine Ausfallentschädigung bei der Stadt Zug zu beantragen.» Dies sei auch bereits kommuniziert worden.

Die allgemeine Haltung des Stadtrats bringt Finanzvorsteher André Wicki (SVP) zum Ausdruck: «Ich bin der Meinung, dass wir in dieser ausserordentlichen Situation kulant mit den Gesuchen umgehen sollten und zuversichtlich, dass dies der Grosse Gemeinderat auch so sieht», sagt er auf eine Anfrage.

Stadtparlament hat letztes Wort

Auf das Wohlwollen der 40 Parlamentarier sind Exekutive und künftige Antragsteller auch angewiesen. Denn der Stadtrat selber kann nur Hilfen bis 50'000 Franken bewilligen. Auch von den bisher bewilligten Geldern hat er nur gut 200'000 Franken selber gesprochen. Der ganze Rest – knapp 4,5 Millionen Franken – musste vom Grossen Gemeinderat bewilligt werden.

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