Hanter Dro in der Luzerner Schüür

Treibende, drückende Hardcore-Melodien und verzweifelte Schreie voller Emotionen

Hanter Dro haben ein gutes Gespür für den Fluss eines Songs. (Bild: Nikola Gvozdic)

Die Luzerner Hanter Dro stellen in der Schüür mit «Death By Algorithm» ihr zweites Album vor. In aufschwellenden Passagen packen sie das Publikum und reissen es mit, um es Momente später wieder fallen zu lassen, ohne den Griff je ganz zu lockern. Ein kraftvolles Konzert voller Spannungen, Spass und Gefühl.

Wieder einmal steht an diesem Samstagabend in der Schüür eine Plattentaufe an. Diesmal stellen Hanter Dro ihr neustes Album vor. Die vierköpfige Band aus Luzern, bestehend aus Tim Fischer (Vocal, Synths), Roman Krasniqi (Drums), Jerry Fischer (Guitar) und Dominik Weingartner (Bass), hat sich dem Post-Hardcore verschieben und kombiniert so Elemente aus Alternative-Rock, Hardcore und Noise.

«Death By Algorithm» heisst die an diesem Abend getaufte Platte. Das zweite Album von Hanter Dro soll zum einen ein Spiegel der Entwicklung sein, die die Band in den drei Jahren seit dem Erscheinen ihres Erstlingswerks gemacht hat, zum anderen ist es aber deutlich mehr als das: Es ist ein Konzeptalbum geworden. Ein Plädoyer für Menschlichkeit in einer von Algorithmen zerfressenen Dystopie.

Und so, wie man es sich wünschen würde, wird das Album an der Taufe präsentiert. Ohne nennenswerte Unterbrüche wird es vom ersten bis zum letzten Song durchgespielt. Von «Turtle Man» (auch die erste Singleauskopplung) bis «In Empty Space New Matter Awakes». Dadurch kommt das Konzept richtig zur Geltung. Live funktioniert das Album genau so gut. Die Dynamik, das Auf und Ab der Platte, Ruhe und Energie, alles ist deutlich spürbar.

Mitgerissen und dann fallen gelassen

Hanter Dro haben ein gutes Gespür für den Fluss eines Songs. In aufschwellenden Passagen packen sie das Publikum und reissen es mit, um es Momente später wieder fallen zu lassen, ohne den Griff je ganz zu lockern.

Treibende, drückende Hardcore-Melodien werden an die Ohren gepresst und bringen alle Körper in der Schüür zum wippen. In den stilleren, fast ambient-noise-artigen, Instrumentalpassagen wird man dazu verführt, die Augen mal zu schliessen und in ein leicht beklemmendes Schwelgen zu verfallen. Nur um dann im nächsten Moment den ganzen Druck der Band wieder zu spüren.

Verzweifelte, wütende und emotionale Schreie von Fischer

Neben Weingartners prägendem Bass, Jerry Fischers oft schneidend klarer Gitarre und Krasniqis energetischen Drums, sind es Tim Fischers Shoutings, die den Liedern ihre Dringlichkeit und Intensität geben. Seine Schreie sind verzweifelt, wütend und doch voller Emotion. Dabei kann Fischer kaum einen Moment lang auf der Bühne stehen bleiben. Ständig ist er in Bewegung, läuft rastlos von einem Ende zum anderen, umarmt die Bandmitglieder, springt in die Menge, um dort Schulterklopfer auszutauschen. Schliesslich wird ja eine Platte gefeiert. Und so wechseln sich die intensiven, angespannteren Emotion immer wieder mit einem zufriedenen Lächeln ab.

Der letzte Schrei

Nachdem «Death By Algorithm» souverän durchgespielt wurde, ergänzt Hanter Dro das Set mit einer Handvoll älterer Songs. Der Unterschied ist immens. Vor allem im direkten Vergleich mit den Stücken des neuen Albums merkt man diesen Liedern eine gewisse Ungeschliffenheit an. Sie sind rauer, wütender, aber nicht minder packend.

Irgendwann stösst Fischer seinen letzten Schrei des Abends aus, und verschwindet ohne Umschweife, wortlos, von der Bühne. Krasniqi, Jerry Fischer und Weingartner spielen – wortlos, aber glücklich – das Konzert zu Ende. Die neue Platte wurde würdig getauft.

Eine würdige Plattentaufe. (Bild: Nikola Gvozdic)
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