Die halbe Wahrheit, Einblicke in die Welt des Zirkus und der Sinn des Lebens – den Besuchern der Vernissage von Anja Wicki und Benedikt Notter wurde am Mittwochabend einiges geboten. Die Ausstellung auf dem ausrangierten Motorschiff Rigi begeisterte die Besucher und regte zum Nachdenken an.
Im Rahmen des Fumetto 2017 stellen die beiden Luzerner Künstler Anja Wicki und Benedikt Notter ihre neusten Projekte aus (siehe auch hier). Dies tun sie in einer nicht ganz alltäglichen Umgebung – als Ausstellungsort dient das Motorschiff Rigi, welches vor dem KKL im Vierwaldstättersee ankert. Beim Aufbau stellte dies die Künstler vor eine Herausforderung, da kaum gerade Flächen vorhanden waren. Die Mühe lohnte sich jedoch, denn die aussergewöhnliche Kulisse trägt zum einzigartigen Erlebnis der Ausstellung bei.
Die halbe Wahrheit und der Circus Monti
Die Vernissage von Benedikt Notters Werk «Die halbe Wahrheit – ein Bildertagebuch» fand bereits im letzten Jahr statt (zentralplus berichtete). Einige ausgewählte Bilder aus dem Projekt hängen nun an den Wänden der MS Rigi. Weiter sind zum ersten Mal Werke aus Notters Zeit beim Circus Monti zu sehen. Sie zeigen, ganz in Grün- und Gelbtönen gehalten, die Manege auf eine abstrakte Art und Weise und lassen Hintergründe und Emotionen erahnen, über die sich der Zirkusbesucher zuvor wahrscheinlich nie Gedanken gemacht hat.
Die Bilder vereinen den Zauber der Aufführung mit dem Einblick in die Mechanismen und Mühen dahinter. Glückliche, einförmige Gesichter im Publikum und angestrengte, teilweise ausgemergelte Darsteller, die sich verrenken und verbiegen, um ihre Show zu gestalten, beherrschen das fantastische Treiben und hinterlassen beim Betrachter eine etwas melancholische Stimmung. Auf Dekoration in seinen Ausstellungen verzichtet der Künstler und lässt seine Bilder für sich selbst sprechen.
The Meaning of Life
Anja Wicki präsentierte auf der Vernissage ihre neue Publikation «The Meaning of Life, Part II», welche aus sechs Kurzgeschichten besteht. Jede der Geschichten behandelt einen anderen Aspekt, darunter Werte wie Respekt, Glauben oder Kontrolle, und schafft es mit wenigen Bildern, den Betrachter die eigenen Vorstellungen hinterfragen zu lassen.
Auf ironische Art und Weise hält Wicki unserer Gesellschaft den Spiegel vor und bringt mit ihren Geschichten subtile Gesellschaftskritik hervor. Im Gegensatz zu Benedikt Notters farbigen und detailreichen Zeichnungen sind Wickis Kurzgeschichten komplett in Schwarz und Weiss gehalten, manchmal auf das Nötigste reduziert.
Passend zum Ausstellungsort hat Anja Wicki mit sehr viel Ideenreichtum und Liebe zum Detail sechs Modellschiffe hergestellt, eines zu jeder Geschichte. Die Besucher haben die Möglichkeit, diese Einzelstücke zu erwerben.
Positive Resonanz
Das Interesse an der Vernissage von Anja Wicki und Benedikt Notter war berechtigterweise enorm, ein Ortswechsel innerhalb der Räumlichkeiten erwies sich zeitweise als wahre Odyssee. Die Veranstaltung wurde zu einem Treffpunkt für kunstbegeisterte Luzerner, die sich über die ausgestellten Bilder rege austauschten. Dementsprechend waren auch die beiden Künstler stets von interessierten Besuchern umgeben und in Gespräche mit diesen vertieft.
«Wirklich schön, auch wegen der Art der Präsentation», antwortete eine Besucherin auf die Frage, was sie denn von der Ausstellung halte. Mit dieser Meinung war sie bei Weitem nicht alleine, denn die Besucher zeigten sich geschlossen begeistert.
Wer sich gerne selbst ein Bild davon machen möchte, kann die Ausstellung im Rahmen des Comix-Festivals Fumetto noch bis am 9. April 2017 besuchen.
Eine Übersicht über kommende Veranstaltungen finden Sie auch in unserem Eventkalender.