Gastro- und Kulturtreffpunkt

Tramhüsli mit Gastro-Kiosk, Garten, Bocciabahn und Kultur

Die Bushaltestelle vor dem Tramhüsli ist am Montag wieder in Betrieb genommen worden. Jetzt steht auch fest, wie das Häuschen genutzt werden soll. (Bild: mbe.)

Das nostalgische Tramhüsli am Centralplatz in Emmen konnte vor dem Baggerzahn gerettet werden. Bis Sommer 2017 soll hier ein neuer gastronomischer und kultureller Treffpunkt entstehen, geführt von der Interessengemeinschaft Arbeit Luzern. Da das Tramhüsli nur eine kleine Nutzfläche hat, stellt die Viscosistadt AG ein weiteres Gebäude fürs Projekt zur Verfügung.

Das Tramhüsli war im Juni 2015 in einer spektakulären Rettungsaktion wegen der Bauarbeiten des Kantons um einige Meter verschoben worden (zentralplus berichtete mit einem Zeitraffer-Video). Seither liegt das Gebäude inmitten von Umleitungen und Schildern und ist stillgelegt.

Am Montag sind aber zwei wichtige Sachen passiert, um das Relikt wieder zum Leben zu erwecken: Die Bushaltestelle vor dem Häuschen ist wieder in Betrieb. Und die Stiftung Tramhüsli hat am Montag darüber informiert, was sie mit dem Häuschen vorhat. Die extra für die Rettung gegründete Stiftung hat dem Kanton das Gebäude abgekauft.

Nun ist der Entscheid gefallen, wer die Liegenschaft künftig nutzen darf. Der Stiftungsrat Tramhüsli hat sich aus acht Eingaben in einer öffentlichen Ausschreibung für das Projekt der Interessengemeinschaft Arbeit Luzern (IG Arbeit) entschieden, teilte die Stiftung mit. Die IG Arbeit ist seit 30 Jahren spezialisiert im Bereich der Arbeitsintegration von psychisch beeinträchtigten Menschen. Ziel ist es, diese wieder zurück in die Arbeitswelt zu führen.

Die IG will den Aussenbereich des Tramhüsli zu einem neuen Garten und einer Bocciabahn ausgestalten. Hier sollen auch Kulturveranstaltungen stattfinden. Das Tramhüsli selbst wird als Gastro-Kiosk geführt, man wird Speisen über die Gasse kaufen oder vor Ort konsumieren können.

Zur Wahl des Gastropartners sagt der Stiftungsratspräsident und Anwalt Urs Rudolf: «Für mich ist es wichtig, dass sich am Centralplatz nun ein Treffpunkt entwickelt. Wir sehen in der IG Arbeit eine zuverlässige Partnerin, mit der wir diesen Treffpunkt entwickeln und langfristig planen 
können.»

Starker sozialer Bezug

Entscheidend sei für den Stiftungsrat gewesen, dass im Projekt der IG Arbeit neben einem funktionierenden Gastro-Konzept auch der Aspekt Kultur konkretisiert wurde. Ausserdem habe das Projekt einen starken sozialen Bezug.

Die Namen der anderen Interessenten will Rudolf nicht kommunizieren. Es seien aber Gastrofirmen und Private darunter gewesen. «Sie können davon ausgehen, dass die anderen Projekte dem kulturellen Bereich zu wenig oder gar nicht Rechnung getragen haben», sagt Rudolf gegenüber zentralplus.

Details des Projekts: Was ist geplant?

Das Projekt der IG Arbeit sieht vor, «Elemente der sozialen Integration aus der Industriegeschichte von Emmenbrücke aufzunehmen, und diese neu zu interpretieren». Es besteht aus drei Elementen: Kiosk, Garten und Kultur. Der Kiosk im Innenraum des Tramhüsli soll mit frischen, regionalen Angeboten aufwarten. «Geplant ist eine rasche Verpflegung mit hoher Qualität, konzipiert aus ernährungswissenschaftlichen Grundsätzen», erklärt Marc Pfister, Geschäftsführer der IG Arbeit.

Der Aussenraum des Tramhüsli soll begrünt und zur grünen Lunge am Centralplatz werden. Wichtiger Teil des Aussenraumes wird die Bocciabahn sein, welche früher während der Hochblüte der Industrie in Emmenbrücke eine grosse Rolle spielte und ein Stück Heimat für die vielen Gastarbeiter in Emmen war. Im Projekt der IG Arbeit blüht diese Idee wieder auf. «Vor dem Tramhüsli soll sich die Bevölkerung treffen und unkompliziert spielen können», sagt Pfister.

Ein Büro für Kunst und Kultur

Für die Kultur ist eine Zusammenarbeit mit «Takt1» vorgesehen, einem Kollektiv von Kulturschaffenden. Geplant sind kulturelle Anlässe wie Theatervorführungen, Lesungen, Konzerte, Tanzveranstaltungen, die einen starken Bezug zur Bevölkerung haben sollen. Vorgesehen ist auch eine Anlaufstelle (Büro oder Schalter), die einen Dialog mit der Bevölkerung über Kunst und Kultur ermöglichen soll. Kleinformatige Projekte sollen am Centralplatz entwickelt und realisiert werden.

Viel Erfahrung im Gastrobereich

Die IG Arbeit ist seit 30 Jahren spezialisiert im Bereich der Arbeitsintegration von psychisch beeinträchtigten Menschen. Ziel ist es, diese wieder zurück in die Arbeitswelt zu führen. «Das Konzept Tramhüsli stellt an die Mitarbeitenden hohe Anforderungen», sagt Geschäftsführer Marc Pfister.

Vorgesehen ist, wie in allen anderen Betrieben der IG Arbeit, eine Leitung mit Gastroprofis vor Ort. Mit Fachleuten, die sowohl eine gastronomische wie auch eine soziale Ausbildung haben.  «Das Konzept Tramhüsli stellt an die Mitarbeitenden hohe Anforderungen», sagt Pfister. Es entstehen rund vier bis acht neue geschützte Arbeitsplätze. Dazu kämen die Fachpersonen. «Total sind es rund zehn Arbeitsplätze.»

Flexible Öffnungszeiten

Das Projekt sieht vor, beim Tramhüsli vorerst einen Betrieb sicherzustellen, der von morgens bis am früheren Abend ein attraktives und abwechslungsreiches Speise- und Getränkeangebot bereithält.

Am Abend soll man sich im Tramhüsli auch zu einem Apéro treffen können. Der Sommergarten wird länger offen haben und im Event- und Kulturbereich wird es Abendveranstaltungen geben. «Wir sind flexibel und werden beobachten, wie die Nachfrage aussieht. Wir werden uns nach dieser richten», sagt Marc Pfister.

Eröffnung frühestens in einem Jahr

Die Stiftung Tramhüsli wird in einem ersten Schritt mit der IG Arbeit einen Nutzungsvertrag abschliessen. Gleichzeitig erfolgt die Planung für den Bau des Sommergartens, den Innenausbau des Tramhüsli und des Nebenbaus. 

Für den Betrieb, das Personal und die nötigen Bewilligungen wird die IG Arbeit zuständig sein. Eine detaillierte Aussage über die Dauer der baulichen Massnahmen kann noch nicht gemacht werden. Sie wird auch von der Finanzierung abhängig sein.

Die Stiftung Tramhüsli sei nach wie vor auf die Unterstützung von Sponsoren und Spendern angewiesen, sagt Stiftungspräsident Urs Rudolf. Und zwar für die Innen- und Aussensanierung des Tramhüsli. Was das genau kostet, könne er zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen.

Noch keine Kostenschätzung

Laut der Vizepräsidentin der Stiftung und Emmer Gemeinderätin Susanne Truttmann, ist man in Kontakt mit anderen Stiftungen und Institutionen, die das Projekt unterstützen könnten. «Vielleicht werden wir auch wieder eine Spendenaktion wie 2015 starten», sagt die Emmer Kulturdirektorin. Die IG Arbeit werde ebenfalls einen Beitrag leisten.

Die Gemeinde Emmen ist finanziell nicht involviert in das Projekt. Sie hat bisher einzig 90’000 Franken für die Bushaltestelle beim Tramhüsli investieren müssen.

Es tut sich also einiges in Emmen. Zum Zeitplan sagt der Stiftungsratspräsident: «Realistisch ist eine Eröffnung im Frühling oder Sommer 2017, wenn auch die Aussenfläche genutzt werden kann. Das wäre toll.»

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