Der Zuger Galvanik drohen Lärmklagen durch neue Nachbarn
Auf der Lorzenallmend entsteht ein neues Quartier nahe der Galvanik und Chollerhalle. Die beiden Zuger Kulturhäuser könnten an möglichen Lärmklagen zugrunde gehen. Doch das Grossprojekt berge auch Chancen, wie Dino Sabanovic von der Galvanik im Interview sagt.
Entlang der Chollerstrasse, am westlichen Stadtrand, will die Korporation Zug zusammen mit der Stadt ein komplett neues Quartier aus dem Boden stampfen. Nebst einem Park entlang der alten Lorze und einem Schulhaus sollen bis zu 2500 Wohnungen und Arbeitsplätze für bis zu 3500 Zugerinnen entstehen (zentralplus berichtete).
Somit bekommen die Galvanik und die Chollerhalle neue Nachbarn. Obschon die Realisierung des Quartiers noch ein Weilchen in Anspruch nehmen dürfte, beschäftigen sich die Verantwortlichen heute schon mit den anstehenden Veränderungen auf der Lorzenallmend.
zentralplus hat mit Dino Sabanovic, Betriebsleiter und Leiter Kulturprogramm der Galvanik, gesprochen. Der 31-Jährige ist in der Zuger Kulturszene bestens vernetzt und hat sie als Musiker und Veranstalter mitgeprägt.
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welches Potenzial Galvanik-Chef Dino Sabanovic im geplanten Quartier sieht
zentralplus: Welche Chancen eröffnen sich für die Galvanik durch das neue Quartier Lorzenallmend?
Dino Sabanovic: Heute gehen viele Zugerinnen und Zuger im Stadtzentrum beim Bahnhof in den Ausgang, wo das «Mantra», das «Pickwick» und der «Flanagan’s Pub» plus die Clubs «Chicago» und «L&G» nahe beieinanderliegen. Der Weg zu uns raus scheint vielen etwas zu weit, obschon wir mit der S-Bahn innert weniger Minuten erreichbar sind. Das neue Quartier Lorzenallmend bringt die Stadt quasi näher zu uns hin, was das Besucherpotenzial erhöht.
zentralplus: Wird sich durch das neue Quartier nebst der Stadt Zug auch die Galvanik verändern?
Sabanovic: Davon gehen wir aus. Dass wir uns plötzlich nicht mehr nur am Stadtrand, sondern inmitten eines neuen Quartiers befinden werden, eröffnet uns neue Nutzungsmöglichkeiten.
zentralplus: Zum Beispiel?
Sabanovic: Vielleicht ergänzen wir dereinst unser Angebot mit einem Bistro oder werden zu einem Gemeinschaftszentrum, einem Ort, welcher das soziokulturelle Quartierleben prägt. Die Galvanik könnte eine ähnliche Funktion haben, wie das Neubad in Luzern. Gerne würden wir nicht nur als Kulturhaus für Konzerte und Partys, sondern auch als Bar funktionieren, wo Menschen aus der Nachbarschaft auf ein Bierchen vorbeischauen. Ob das Bedürfnis für solche Projekte vorhanden ist, werden wir sehen.
zentralplus: Welche Risiken birgt das neue Quartier für die Galvanik?
Sabanovic: Wir hoffen einerseits, dass die neuen Nachbarn regelmässig bei uns vorbeischauen werden. Anderseits steigt das Risiko, dass wir mit Lärmklagen eingedeckt werden. Mit denjenigen, die heute in unserem Perimeter wohnen, pflegen wir ein gutes Verhältnis. Aber ein neues Quartier – das ist eine ganz andere Herausforderung.
zentralplus: Was wäre das Worst-Case-Szenario?
Sabanovic: Leider führt die vermeintliche Aufwertung bestehender Quartiere oder die Entstehung neuer Quartiere immer wieder dazu, dass Clubs und Kulturhäuser schliessen müssen. Das ist ein typisches Merkmal der Gentrifizierung. Darum fordern wir von der Galvanik, dass wir, aber auch die Chollerhalle, von Anfang an in die Quartierplanung einbezogen werden. Wenn kein Dialog stattfindet, ist Streit mit der Nachbarschaft vorprogrammiert.
zentralplus: Woran haperts denn bei der Planung neuer Quartiere?
Sabanovic: In den meisten Schweizer Städten gibts Gewerbezonen, Landwirtschaftszonen und Wohnzonen. Kulturzonen, wo es auch mal etwas lauter sein darf, gibts hingegen so gut wie nirgends. Doch die Gesellschaft braucht diese Freiräume, braucht Kultur. Auch in Zug.
zentralplus: Hat die Galvanik mit den für die Planung der Lorzenallmend zuständigen Stellen der Stadt und des Kantons Zug bereits Gespräche geführt?
Sabanovic: Wir stehen in Kontakt mit den Kulturdepartementen der Stadt und des Kantons Zug. Aber weil vieles noch unklar ist, ein Zeitplan für die Entstehung des neuen Quartiers weitestgehend fehlt, ist es wohl noch zu früh, um allzu detaillierte Pläne zu schmieden. Gehts hingegen mit der Planung plötzlich zügig voran, könnte es schnell zu spät sein, um die Galvanik und die Chollerhalle genug sorgfältig mitzudenken.
Einst Moderator und Redaktor beim Radio 3FACH und bei Jam On Radio, schreibt Joel Dittli seit 2023 bei zentralplus. Um auch den künftigen Herausforderungen im Medienalltag gewachsen zu sein, absolviert er die «Diplomausbildung Journalismus» am MAZ Luzern. Als Reggae-Musiker und FCL-Fan ist er am Wochenende oft in Kulturlokalen oder Fussballstadien anzutreffen.