Holzweg von weltbekanntem Künstler wird saniert

Tadashi Kawamata schuf ein Werk, das die Stadt Zug prägt

(Bild: Beat Holdener)

Im Zuger Brüggli fliegen zurzeit die Späne. Mitarbeiter des städtischen Werkhofes erneuern die markanten Holzstege, die den Badeplatz bereichern. Der Schöpfer dieser Installation, der weltbekannte japanische Künstler Tadashi Kawamata, ist deshalb wieder nach Zug gekommen.

Die markanten Holzinstallationen im Brüggli-Gebiet sind bei Zuger Badegästen sehr bliebt. Auf den Stegen werden bei nasser Wiese Badetücher trocken ausgelegt, Buffets für Grillpartys angerichtet, Zuschauer verfolgen bequem sitzend die Beachvollyball-Matches, Spielerinnen erholen sich darauf nach der Anstrengung, Kinder nutzen sie zum Klettern, Balancieren oder Verstecken.

Daneben dienen hölzerne Badehütten als Sichtschutz beim Umziehen. Die wenigsten sind sich beim Benutzen bewusst, dass es sich bei diesen praktischen Holzbauten in Zug um ein Kunstwerk des Japaners Tadashi Kawamata handelt.

Kreiert hat Tadashi Kawamata das sogenannte «Work in Progress in Zug» 1996 bis 1999 als eine Art Stationenweg an mehreren Orten im städtischen Raum. Insbesondere die Stege im Brüggli sind jedoch in die Jahre gekommen und boten keinen erfreulichen Anblick mehr.

Zuletzt mussten morsche Teile des unbehandelten Holzes unschön provisorisch überdeckt werden, um die Verletzungsgefahr zu verringern. Das Vergängliche gehört zum künstlerischen Konzept Kawamatas, und seine Installationen können durchaus wieder verschwinden, wenn ihre Lebensdauer abgelaufen ist.

«Würze für den Alltag»

Die Stadt Zug dagegen lässt die Kunstbauten sanieren, auch wenn die künftige Gestaltung des Gebietes noch offen ist (zentralplus berichtete). «Wir mussten feststellen, dass die Holzbalken teils morsch sind», sagt Stadtingenieur Jascha Hager. «Daher haben wir uns entschieden, den Steg aus Sicherheitsgründen und nach Rücksprache mit dem Künstler jetzt neu zu erstellen.»

Für den Direktor des Zuger Kunsthauses, Matthias Haldemann, ist dieser Entscheid sehr erfreulich: «Offensichtlich entsprechen die Installationen einem Bedürfnis.» Solange ein solches besteht, sollen die Werke bestehenbleiben beziehungsweise erneuert werden. Kawamata wolle keine zeitlosen Monumente machen, sondern Angebote für das alltägliche Leben, sagt Haldemann. «Kunst ist für ihn wie das Gewürz, das man einer Speise beigibt. Es geht auch ohne, kann damit aber schmackhafter sein.»

40'000 Franken Materialkosten

Die Renovationsarbeiten im Brüggli werden von städtischen Mitarbeitern durchgeführt. «Der Werkhof hat das Knowhow, wie mit Holz/Stegen im öffentlichen Raum – auch am See umgegangen werden soll», so Jascha Hager weiter. «Letztlich ist die Stadt ist ja auch Eigentümerin und ist für die Sicherheit des Stegs verantwortlich.» Die Kosten für das Material betragen rund 40'000 Franken, die Personalkosten kann die Stadt erst nach Abschluss der Arbeiten beziffern.

Grundsätzlich wird alles so erneuert, wie es ursprünglich war. «Auf eine Geländeveränderung im Brüggli hat der Künstler jedoch reagiert und den Verlauf eines Stegs angepasst», sagt Matthias Haldemann. «Kawamata hat auch zugestimmt, dass für die Verbesserung der Haltbarkeit neu Metallelemente zur Fundierung eingesetzt werden.»

Aus Anlass der Reparaturarbeiten ist Tadashi Kawamata extra nach Zug gekommen und hat sein Einverständnis gegeben. Beim Besuch kam es zur persönlichen Wiederbegegnung mit dem Schreiner, der die Installationen vom Anfang an mit grosser Sorgfalt unterhält und erneuert, also über 25 Jahre lang. Kawamata freute sich vor Ort, dass die Installationen rege von verschiedenartigen Menschen im Alltag genutzt werden, so wie er sich das einst vorgestellt hat.

In die weitere Planung einbezogen

Auch weiterhin werden sich also die Zugerinnen an den Holzkunstwerken freuen und diese für den Badeplausch im Brüggli in Anspruch nehmen können. Nach Angaben der Korporation Zug ist der Einbezug der Tadashi-Kawamata-Installation sogar eine Vorgabe für die laufende Neugestaltung des Areals. Ob die Interventionen Kawamatas auch beim benachbarten Strandbad eine Zukunft haben, wird sich im Zuge der aktuellen Erweiterungsplanung herausstellen.

Modelle von Kawamatas Arbeiten sind noch bis am 24. Juli im Kunsthaus Zug zu sehen, im Rahmen der Ausstellung «Alles und nichts – Japan und die moederne Kunst bis heute». Künstlerisch arbeitet Tadashi Kawamata wieder an anderen Orten. Unter anderem verfolgt er in Japan ein Langzeitprojekt im Gebiet der Tsunami-Verwüstung. «Wo alle Bewohner noch vom Meer traumatisiert sind, eben jetzt baut er dort einen kleinen Aussichtsturm», weiss Mathias Haldemann, «damit sie sich langsam wieder überwinden, zum Meer zu schauen.»

Bedeutendes Werk

Kunsthaus-Direktor Matthias Haldemann über das Work in Progress in Zug: «Kawamatas Installationen sind für die Brüggli-Besuchenden ein Angebot zum Sitzen, Liegen, Sonnenbaden, Joggen, Lesen et cetera. Oft ist das Gelände nass, dann kann man dort im Trockenen sein. Zugleich gliedern die Walkways den Raum, bringen eine andere Note ein, lockern auf, schaffen Bewegung und akzentuieren mit der Terrasse das Ende der Stadt (Grenze zum Naturschutzgebiet).

Die Brüggli-Installation ist Bestandteil seines Stationenwegs, der vom Kunsthaus durch die Stadt, dem Seeufer entlang bis dorthin führt. Dieses Ensemble, das über mehrere Jahre in Kooperation verschiedener öffentlicher und privater Partner entstand, ist aussergewöhnlich, sowohl künstlerisch als auch städtebaulich wie sozial. Das Work in Progress in Zug wurde für Kawamata wegweisend für eigene vergleichbare Langzeitprojekte im öffentlichen Raum in Europa und in Japan, die er bis heute verfolgt.»

Verwendete Quellen
  • Augenschein und Gespräche vor Ort
  • Mailverkehr mit Matthias Haldemann
  • Gespräch mit Korporationspräsident Urban Keiser
  • Mailverkehr mit Stadtingenieur Jascha Hager
  • Werkbeschrieb auf www.stadtzug.ch
  • Website www.kunsthauszug.ch
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Dieter Gerber
    Dieter Gerber, 03.04.2022, 13:57 Uhr

    Aprilscherz

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  • Profilfoto von Matthias Michel
    Matthias Michel, 03.04.2022, 12:07 Uhr

    Danke für die journalistischen Begleitung; schön, dass dieses «work in progress» von Kawamata weitergeht, weiter gepflegt wird und progressiert. Eine gelungene filigrane und im öffentlichen Raum angewandte Kunst, die wir begehen und be-sitzen.

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