Hünenberg: Konzertkritik vom Silo Festival

Suboptimaler Soundcheck – manchmal brauchte es Oropax

Ay Wing hatte die Sympathien des Publikums schnell auf ihrer Seite.

(Bild: Daniela Moser)

In Hünenberg fand dieses Wochenende das Silo Festival statt. Durch die handyfreie Zone auf dem Gelände bekam das Festival eine einzigartige Stimmung, die am Samstag zwischendurch etwas auf die Probe gestellt wurde. Gute Stimmung, tolle Acts, doch es haperte etwas an der Ausführung.

Man betritt das Festivalgelände in der Stadelmatt in Hünenberg und fühlt sich fernab von allem. Durch den Dresscode «Modern Hippie» wird das Gefühl noch verstärkt. Tipis, Gebetsfahnen, Heuballen und Musik verleihen einem das richtige Hippie-Festival-Gefühl.

Für zentralplus startete der Festivalsamstag um 15 Uhr mit den Popklängen von Ay Wing. Mit einem selbstbewussten Auftreten, einer angenehmen Stimme und Songs, die sie selbst als langweiligen Popkram beschrieb, hatte Ay Wing die Sympathien des Publikums schnell auf ihrer Seite.

Ay Wing zog alle in ihren Bann

Langweilig wirkte die Musik jedoch keinesfalls, da die Bühnenpräsenz der Sängerin und auch die ihrer Band zum aufmerksamen Zuhören aufforderte. Schade war, dass das Publikum noch so dünn gesät war.

Zur Überbrückung zwischen den Acts unterhielt uns im Zelt ein Poetry-Slammer. Kilian Ziegler hielt das Publikum mit ein paar witzigen Wortspielen warm, bis die Anmoderation des nächsten Acts ertönte: «Bob Spring, heute nur mit Klampfe, wie wir’s am besten mögen.»

Bob Spring hat nichts «verkackt»

Bob Spring also gab ein wohlklingendes und auch wohltuendes Repertoire an akustischen Country-Blues zum Besten, das wunderbar zur unkomplizierten Stimmung des Festivals passte. Man wünschte sich an ein Lagerfeuer und wollte mehr über Spring erfahren. Er scheint auf der Bühne sehr erfahren und trotzdem witzelte er ständig, dass er aufpassen müsse, die neuen Songs, die er geschrieben habe, nicht zu «verkacken».

Bob Spring in seinem Element auf der Bühne.

Bob Spring in seinem Element auf der Bühne.

(Bild: Daniela Moser)

Der nächste Act überredete das Publikum förmlich, ihm zuzuhören. Loco escrito, hiess der Kolumbianer, dessen Latino-Songs einem Iglesias-Abklatsch nahekamen. Trotz kurzem Soundcheck vor dem Konzert schien die Technik etwas Mühe zu haben, denn ein Song musste zweimal abgebrochen werden, da der Sound nur vom Laptop selbst erklang. Eines muss man dem «Schnorri» auf der Bühne jedoch lassen: Seine Stimme passte perfekt zu seinem Latino-Sound.

Up-Beat Bands des Abends hoben die Stimmung an

Nach dem Auftritt von Loco Escrito wurde das Unterhaltungsprogramm zwischen den Acts etwas vergessen. Auch Musik wurde keine abgespielt, man wusste nicht genau, was nun kommt. Doch allzu lange musste man nicht warten.

Die Humanoids brachten ihren eigenen Techniker mit, den sie, wie sie selbst sagen, «brauchen, damit es so klingt». Bei den vier Rockern aus Zug musste man die Oropax auspacken, was auf keinen Fall ein schlechtes Zeichen ist. Mit viel Energie und Spass auf der Bühne erzeugten sie einen Wirbel aus Rock, der anhielt bis zur nächsten abrupten Pause.

Langsam trudelte die Masse ein

Wieder war der Umbau sehr ruckartig. Doch langsam trudelten ein paar Menschen mehr aufs Festivalgelände ein. Ich fragte mich, ob es einfacher war, das Publikum mit guter Laune anzustecken, weil es nun mehr Leute waren, oder ob der deutsche Elektro-Pop von Kriskraus das verursachte. Zum ersten Mal an diesem Abend reichten die Tanzbewegungen weiter als nur ein kleiner Hüftschwung und ein Step-Touch.

Die deutsche Elektro-Pop-Band Kriskraus heizt ein.

Die deutsche Elektro-Pop-Band Kriskraus heizt ein.

(Bild: Daniela Moser)

Nun wurde gehüpft und die Arme wurden in die Luft gestreckt, da man der Band und dem Leadsänger anmerkte, wie viel Spass sie hatten. Der Frontsänger betonte oft, dass er sehr dankbar sei, seinen ersten Auftritt in der Schweiz am Silo Festival zu haben, da die Stimmung einmalig sei und man tolle Menschen kennenlernt.

Doch leider auch bei diesem Act, bei dem der Chill-Modus etwas runtergefahren wurde und der Festivalmodus endlich aufkam, musste den Tontechnikern dreimal gesagt werden, dass die Effektspur auf der Bühne zu laut sei.

Langsam den Dreh raus

Langsam hatten sie den Dreh raus und der nächste Übergang verlief viel fliessender. Vielleicht hat es wieder mit dem wachsenden Publikum zu tun oder mit dem Fortschreiten der Zeit, denn der Übergang zu der letzten Band, die dem ganzen Abend doch noch ein Krönchen aufsetzte, war kurzweiliger. Musik wurde abgespielt und man bestaunte die hübsche Beleuchtung.

Ay Wing, hinten das unübersehbare Peace-Zeichen und ihr Drummer.

Ay Wing, hinten das unübersehbare Peace-Zeichen und ihr Drummer.

(Bild: Daniela Moser)

Finale mit infernalem Sound

Pablo Infernal heisst die Band, die uns zum Schluss beglückte. Ohne viel Tamtam und mit fliessenden Übergängen zwischen den Songs spielten sie ein unglaublich energiegeladenes Set, das das Publikum ansteckte. Mit viel Können, Präzision und Erfahrung brachten sie uns Rock’n’Roll der frühen Siebziger näher. Durch die Selbstverständlichkeit und die Natürlichkeit, die in ihrer Musik mitschwang, hätte man ihnen den ganzen Abend zuhören können.

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