Neues Minifestival in Hünenberg

«Spielraum» bietet kreativen Newcomern in Zug eine Bühne

Philippe Koller von Punktzug im Interview: Am 20. Mai führt Punktzug im Kultursilo Böschhof das «Spielraum»-Festival durch. (Bild: zvg)

Zug ist um ein winziges Festival reicher. Mit «Spielraum» will der Verein Punktzug Neulingen in der Kulturszene eine Plattform bieten. Die Macher des Events sind überzeugt, dass das eine tolle Sache wird. Auch, wenn der Start mehr als nur harzig war.

Am 20. Mai wird im Kanton Zug ein neues Festival, oder besser gesagt, ein neues Festivälchen, ins Leben gerufen. Es handelt sich um eine Idee des Vereins Punktzug, welcher während der Pandemie Streamingveranstaltungen an aussergewöhnlichen Orten umsetzte (zentralplus berichtete). Nun, da Kultur schon länger wieder live erlebbar ist, sattelt auch der Verein um. Nicht ohne Hindernisse. zentralplus hat mit Philippe Koller von Punktzug geredet.

zentralplus: Eigentlich hätte das Festival «Spielraum» vergangenen Herbst über die Bühne gehen sollen. Was ist passiert?

Philippe Koller: Unsere Grundidee war es, jenen Leuten eine Plattform zu bieten, die während Corona ihr Talent in einem kreativen Bereich entdeckt hatten und zum Beispiel neue Musik vor Publikum zeigen wollten. Ein abendfüllendes Programm war nicht gefragt. Wir haben also Flyer und Plakate drucken lassen, auf Social Media Werbung gemacht und über weitere Kanäle Aufrufe gestartet, um Interessenten anzusprechen.

«Nicht alle Kulturschaffenden, die sich bei uns meldeten, konnten mit Verbindlichkeit umgehen.»

Philippe Koller, Vorstandsmitglied Punktzug

zentralplus: Aber?

Koller: Der Rücklauf war ernüchternd. Es haben sich viel weniger Leute bei uns gemeldet, als wir erwartet hatten. Zudem erfüllten einige, die sich meldeten, nicht unbedingt die Bedingungen für die initiale Idee. Respektive handelte es sich eher um bereits etablierte Kulturschaffende, die eine Auftrittsmöglichkeit suchten. Und nicht alle konnten mit Verbindlichkeit umgehen.

zentralplus: Was passierte dann?

Koller: Wir haben darüber diskutiert, die Veranstaltung abzusagen. Wir konnten ja nicht einfach das Konzept ändern, da wir eine Verpflichtung gegenüber unseren Geldgebern, darunter auch der Kanton Zug, hatten. Wir beschlossen dann, der Sache mehr Zeit zu geben respektive den Termin zu verschieben. Auch, um zu reflektieren, was wir anders hätten machen sollen.

zentralplus: Auf welche Antwort sind Sie gekommen?

Koller: Wir haben durch Rückmeldungen realisiert, dass für einige nicht klar war, dass wir mit unseren «Spielraum»-Plakaten Kulturschaffende ansprechen und nicht einfach auf die Veranstaltung aufmerksam machen wollten. Das könnte ein Grund sein, warum sich weniger Menschen gemeldet haben, als wir uns erhofft hatten.

zentralplus: Nun findet der Anlass trotz allem statt. Auf dem Programm stehen zehn Künstler, Musikerinnen, Tänzer und Schauspielerinnen. Das ist doch eine stattliche Zahl?

Koller: Das stimmt. Wir haben einen gutschweizerischen Kompromiss gefunden. Statt der geplanten zwei Tage findet das Festival an einem einzigen Tag statt. Dieser ist dafür gut gefüllt. Das Programm ist sehr abwechslungsreich geworden.

zentralplus: Was wäre am zweiten Tag geplant gewesen?

Koller: Ursprünglich war unsere Idee, jeweils zwei Kulturschaffende zusammenzubringen, damit sie gemeinsam und spartenübergreifend improvisieren können. Musik und Artistik, Theater und bildende Kunst etc. Das wäre sicher spannend geworden.

zentralplus: Wen will Punktzug mit dem «Spielraum» ansprechen?

Koller: Die Besucherinnen brauchen sicher eine gewisse Offenheit. Da es sich teils um Newcomer in der Kultur handelt, die auftreten werden, kann es auch sein, dass mal eine Idee scheitert. Darauf, und auf sehr unterschiedliche Sparten, von Akrobatik über Singer/Songwriter bis Ländler, muss man sich einlassen können. Doch es wird sicher ein spannendes Paket werden. Insbesondere, da das Publikum sieht, was vor, aber auch was hinter der Bühne passiert.

zentralplus: Wie meinen Sie das?

Koller: Ab 15 Uhr kann man einen Blick hinter die Kulissen werfen. Gäste können etwa beim Soundcheck dabei sein, eine Musikerin organisiert ausserdem eine Jam-Bar, bei der die Besucher mit eigenen Instrumenten mitspielen können. Das eignet sich auch für Familien. Später gibt es drei Blöcke mit Auftritten. Den Bogen durch den Abend spannt die Impro-Gruppe «Ab und zufällig». Das Ganze soll Festivalcharakter haben. Man kann kommen und gehen, wie es einem passt. Der Eintritt ist gratis, es wird eine Kollekte geben. Foodtrucks werden ausserdem fürs kulinarische Wohl sorgen.

Der Kultursilo im Hünenberger Gebiet Bösch.

zentralplus: Der Anlass findet im Kultursilo Böschhof in Hünenberg statt. Viel spontane Laufkundschaft wird es wohl nicht geben.

Koller: Das stimmt. Aber das Kulturlokal ist geradezu prädestiniert für dieses Programm. Für schweizerische Verhältnisse scheint es etwas abgelegen, doch gelangt man mit dem Bus sehr gut dorthin. Und am späteren Abend sind Shuttlebusse im Einsatz.

«Letztlich ist ‹Spielraum› ein Experiment. Das darf es auch sein.»

zentralplus: Die Vorbereitungen aufs Festival waren für Sie als Organisator ein ziemliches Auf und Ab. Wie stehts nun um Ihre Motivation? Sind Sie eher desillusioniert aufgrund der Anpassungen oder freuen Sie sich?

Koller: Desillusioniert sind wir ganz und gar nicht. Im Gegenteil, die vergangenen Wochen haben uns motiviert. Alle arbeiten auf Hochtouren. Wir möchten das bieten, was wir unseren Unterstützern versprochen haben, auch wenn sich die Umsetzung zwischenzeitlich – und übrigens in Absprache mit den Geldgebern – etwas verändert hat. Die Qualität des Programms ist hoch, es wird abwechslungsreich und solide.

zentralplus: Mit wie vielen Besucherinnen rechnen Sie?

Koller: Das ist eine Frage, die sich nur schwer beantworten lässt. Gerade vor dem Hintergrund, dass seit Corona noch immer viele bestehende Kulturveranstalter um Publikum kämpfen. Wir machen diesen Anlass für die Leute auf und jene vor der Bühne. Egal wie viel Publikum kommen mag, wir werden sicher einen guten Tag haben. Letztlich ist «Spielraum» ein Experiment. Das darf es auch sein.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Philippe Koller von Punktzug
  • Website Punktzug/Spielraum
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