So schlecht stehts ums Luzerner Nachtleben wirklich
Das Clubsterben grassiert in ganz Europa. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)
Recherchen von zentralplus zeigen erstmals, wie heftig sich das Clubsterben auf den Ausgang in Luzern auswirkt. Das Nachtleben hat seine besten Jahre definitiv hinter sich.
Veränderungen tun dem Nachtleben gut. Hier eine neue Bar, dort ein neuer Club, experimentelle Eventformate und progressive Partykonzepte – das sind Faktoren, die dafür sorgen, dass der Ausgang spannend bleibt.
Dennoch dürften Nostalgiker den Lokalen nachtrauern, die sie einst besuchten. So kamen Protagonistinnen des Luzerner Nachtlebens, mit denen wir sprachen, immer wieder ins Schwärmen, als sie von Orten erzählten, die es längst nicht mehr gibt. Vielleicht lässt unsere fast lückenlose Liste mit Clubs aus Stadt und Agglomeration auch dich in Erinnerungen schwelgen?
Würden alle Clubs, die schliessen müssen, konsequent durch neue ersetzt, würde sich wohl kaum jemand Sorgen um die Zukunft des Luzerner Nachtlebens machen. Doch Sorgen machen sich derzeit viele – aus verschiedensten Gründen.
wie schlecht es ums Luzerner Nachtleben wirklich steht
in welchem Jahr es in der Stadt und Agglo am meisten Clubs gab
Darum sind Luzerns Nachtclubs nun gefordert
Die Sorgen um die Zukunft des Luzerner Nachtlebens sind berechtigt. Denn diesem geht der Nachwuchs aus. Trotz Bevölkerungswachstums gibts in absoluten Zahlen immer weniger junge Luzernerinnen, wie Zahlen des Kantons zeigen. Und zwar in der Stadt gleichermassen wie in der Agglo.
Die Coronapandemie verschärfte die Situation. Denn sie führte dazu, dass mehrere Jahrgänge nicht in Nachtclubs, sondern in Wohnzimmern ihre ersten Partys feierten (zentralplus berichtete). Dating-Apps führen dazu, dass das Kennenlernen im Ausgang nicht mehr so wichtig ist.
Weitere Faktoren, die das Clubsterben begünstigen, sind die Teuerung, behördliche Auflagen oder Lärmklagen aus der Nachbarschaft (zentralplus berichtete). Auch die Gentrifizierung spielt eine Rolle – also der Prozess, wenn Quartiere aufgewertet werden und einkommensschwache Haushalte und günstigere Läden durch reichere verdrängt werden.
Und schliesslich gehen mit der Veränderung der Gesellschaft auch neue Ansprüche ans Nachtleben einher. Immer mehr Luzerner wünschen sich Partys, die früh beginnen, um früh wieder daheim und am nächsten Tag nicht komplett zerstört zu sein (zentralplus berichtete). Auch der «Klub Kegelbahn», der jahrelang erst um Mitternacht öffnete, beugt sich diesem Trend (zentralplus berichtete).
So real ist das Luzerner Clubsterben
Das «Rok» sehe sich aufgrund «wirtschaftlich anspruchsvollerer Zeiten» gefordert, wie Geschäftsführer Yannik Müller gegenüber zentralplus erklärt. Und das «Rok» ist eine regelrechte Institution. Die Lage scheint ernst.
Doch um zu beschreiben, wie real das Clubsterben in Luzern wirklich ist, reichen ungünstige Umstände und Herausforderungen für die Protagonisten nicht aus. Darum haben wir in unseren Archiven und denjenigen der «Luzerner Zeitung», des eingestellten Magazins «Kultz» und der «IG Kultur Luzern» gewühlt und mit etlichen Menschen gesprochen, die im Nachtleben aktiv sind oder es mal waren.
Das Resultat der umfangreichen Recherchen: eine Grafik, die das Clubsterben veranschaulicht. Denn sie zeigt: In Luzern gibts immer weniger Clubs – was einem europaweiten Trend entspricht.
Wie wir in unserer fast lückenlosen Liste mit Clubs aus Stadt und Agglo erwähnten, fehlen uns gewisse Daten, welche in dieser Grafik Platz finden müssten (zentralplus berichtete). Sobald wir diese Daten beisammen haben – gerne auch mit deiner Hilfe –, werden wir die Grafik anpassen. Spoiler: Das Clubsterben der vergangenen Jahre wird dann noch deutlicher sichtbar sein.
Wer nicht spurt, wirds zu spüren bekommen
Dabei sah es mal echt rosig aus. Während es in den 90ern kaum Orte gab, wo die Jugend Luzerns tanzen gehen konnte, öffneten in den Jahren just nach der Jahrtausendwende immer mehr Nachtclubs. In den 10er-Jahren blieben die Zahlen auf hohem Niveau stabil. Doch die 20er-Jahre scheinen dem Luzerner Nachtleben überhaupt nicht gut zu bekommen. Ob die Kurve bald wieder nach oben zeigen wird, ist unklar – und pessimistischen Stimmen zufolge unwahrscheinlich. Zumindest was den kurzfristigen Zeithorizont angeht.
Einige Faktoren, die das Clubsterben begünstigen, sind nur schwer beeinflussbar. Andere wiederum bergen Chancen. Ohne sofortige Veränderungen werden weitere Clubs schliessen müssen. Davon sind viele Luzernerinnen, die das Nachtleben der Stadt und Agglo prägen, überzeugt.
Einst Moderator und Redaktor beim Radio 3FACH und bei Jam On Radio, schreibt Joel Dittli seit 2023 bei zentralplus. Um auch den künftigen Herausforderungen im Medienalltag gewachsen zu sein, absolviert er die «Diplomausbildung Journalismus» am MAZ Luzern. Als Reggae-Musiker und FCL-Fan ist er am Wochenende oft in Kulturlokalen oder Fussballstadien anzutreffen.