Nicole Odermatt und die Luzerne Kulturszene

Sie ist seit 20 Jahren Chefin der Sedel-Proberäume

Hier trifft man Nicole Odermatt oft an: beim Feierabendbier an der Theke des Sedel-Clubs. (Bild: Jan Rucki)

Es ist ein Job, den manche Kulturgänger gar nicht wirklich wahrnehmen: jener von Nicole Odermatt. Seit zwanzig Jahren managt sie die Proberäume des Luzerner Kulturzentrums Sedel und kümmert sich um die Finanzen des Hauses. Mit zentralplus blickt sie auf ein halbes Leben für die Luzerner Kulturszene zurück.

Sie macht Jobs, die für Kulturschaffende oft als tendenziell weniger reizvoll angesehen werden. Nicole Odermatt kümmert sich nämlich um alle finanziellen Belange, die in einem der ältesten noch in ursprünglicher Form bestehenden Kulturhäusern Luzerns so zu tun sind: im Sedel.

Zudem ist sie die Chefin, wenn es um die Vermietung der 54 Bandräume im Haus geht. Seit 20 Jahren gibt sie mit ihrer Arbeit zeitgleich etwa 300 Musikerinnen ein Zuhause. Und: Sie ist für alle Mitarbeiter im Haus zuständig. Nebst ihrer Sedel-Tätigkeit mischte Odermatt vor einigen Jahren auch dick im Veranstaltungsbusiness Luzerns mit und hat so einige Kulturtraditionen in ihren Kinderschuhen begleitet. Doch wer ist dieser Mensch?

Viel arbeiten – aber lieber im Hintergrund

Odermatt ist 45 Jahre jung und in Luzerns Kulturlandschaft so richtig zu Hause. Im Gespräch mit zentralplus erklärt sie uns rasch: «Ich finde, wir haben eine tolle Kulturszene in Luzern.» Und dies könne sie auch gut begründen. Für sie am wichtigsten und schönsten: der Austausch und die Zusammenarbeit untereinander. Klar, könnte man denken, dass dies in einer Provinzstadt wie Luzern mit ihren gut 80'000 Einwohnerinnen fast sein muss, doch Odermatt weiss, wovon sie redet. Sie hat die Kulturszene wohl auch immer wieder aus einer anderen Perspektive gesehen – und ihre Haltung dementsprechend entwickelt.

«Der Sedel ist ein Vorreiter der Alternativkultur in Luzern. Er besteht seit vierzig Jahren und ist immer noch ein wichtiger Bestandteil der Luzerner Kultur.»

Nicole Odermatt, Musikzentrum Sedel

Sie hat die Kontrolle über alle: Odermatt in einem ihrer über 54 Proberäume. (Bild: Jan Rucki)

Der Sedel-Stolz

Seit zwei Jahrzehnten ist sie die Finanzchefin in einem doch ziemlich alternativen Schuppen. Auf die Frage, wie sie als Person in der Kultur wahrgenommen wird, reagiert Odermatt unsicher: «Ich bin eher jemand, die im Hintergrund aktiv ist.» Und das gefalle ihr so. Odermatt ist selbstlos, das war sie wohl schon immer. Was ihr nach all den Jahren und vielen verschiedenen Aufgaben am besten gefalle? «Das ist schwierig, keine Ahnung.»

Geht es aber um die Bedeutung des Kulturzentrums im alten Knast hinter dem Luzerner Rotsee, findet sie klare Worte: «Der Sedel ist ein Vorreiter der Alternativkultur in Luzern. Er besteht seit vierzig Jahren und ist immer noch ein wichtiger Bestandteil der Luzerner Kultur. Mit seinen 54 Proberäumen und zwei Ateliers stellt er Platz für mehr als 300 Künstlerinnen und Künstler zur Verfügung und ist somit nicht nur ein wichtiges Haus für Veranstaltungen, sondern auch für Kulturschaffende im Allgemeinen.»

Früher stand Odermatt nächtelang vor ihrem Merch-Stand, denn sie selbst zusammengezimmert hat.

Von Odermatts «Tour de Culture» und den vielen Zahlen

Während sie jetzt «nur» noch im Büro tätig ist, hat Nicole Odermatt früher noch ordentlich bei der Organisation von Veranstaltungen im Haus mitgemacht. «Das mache ich jetzt nicht mehr so, da ich mein Pensum im Sedel vor ein paar Jahren reduziert habe. Ich wollte mich auf meine Selbstständigkeit konzentrieren. Aber wenn spezielle Anlässe anstehen, wie beispielsweise die Jubiläumsanlässe nächstes Jahr, organisiere ich natürlich auch wieder mit.»

Tatsächlich hat sich Odermatt 2001 selbstständig gemacht und verdient seither nebenerwerbsmässig Geld mit ihrem Business. Doch auch hier ist sie ihrem Umfeld treu geblieben: «Ich mache von verschiedenen Leuten die Buchhaltung und die Finanzen. Vor allem von Leuten, die auch in der Kultur unterwegs sind.»

«Es hat klar mehr Männer in der Kulturszene, aber warum das so ist, weiss ich auch nicht.»

Nicole Odermatt, Musikzentrum Sedel

Wer jetzt denkt, dass das alles sei, was Odermatt bisher in ihrem Leben gemacht hat, täuscht sich. Die gelernte Kauffrau hat sich bereits im Jahr 2000 für vier Jahre im Organisationskomitee des heute weit etablierten Festivals «Funk am See» engagiert und war da für die Helferinnenkoordination und die Donatoren zuständig.

Als Eventveranstalterin in diversen Bereichen und als Vernetzerin bei «Sichtweise Künstlerplattform» sowie als Mitarbeiterin im Kulturhaus Galvanik in Zug konnte sie an ihren Fähigkeiten weiter feilen. Zwischen 2004 und 2010 war Odermatt ausserdem im Organisationskomitee des Luzerner Grümpelturniers «Kick 'n' Rush», das jährlich im Sommer stattfindet und in Luzerns Kulturszene mittlerweile grossen Kultstatus geniesst.

Heute findet der Alltag Odermatts meistens im Büro statt.

Odermatt ist eine Person, die seit «25 Jahren versucht, etwas zur Kultur beizutragen», wie sie von sich selbst sagt. Dass sie dies getan hat und noch immer tut, steht ausser Frage. Es scheint, als lasse sich Nicole Odermatt durch nichts beirren. Selbst auf die Frage, ob ihr die doch ziemlich männerdominierte Szene in der Kultur, besonders auch im Sedel, jemals zu Schaffen gemacht habe, meint sie bloss: «Es hat klar mehr Männer in der Kulturszene, aber warum das so ist, weiss ich auch nicht.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 10.01.2022, 11:23 Uhr

    Solche Menschen sind die Essenz in unserer Kultur. Herzlichen Dank für dieses Portrait über Nicole. Und dir liebe Nicole wünsche ich alles Liebe und weiterhin viel Freude an diesem grossartigen und bereichernden Kulturort. Der Sedel ist wohl das grösste Glück für Luzern und wahrscheinlich der kreativste Ort. Let‘s keep on rocking in a free world.

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