Südafrikaner Abdullah Ibrahim «Ekaya» im KKL

Schlimme Jugend prägte den heutigen «Maestro»

(Bild: Milena Koller)

Der südafrikanische Jazzpianist Abdullah Ibrahim trat diesen Samstagabend im KKL in Luzern auf. Mit seiner 1983 gegründeten Formation «Ekaya» überträgt der 83-jährige Musiker die Dynamik südafrikanischer Vokalmusik auf ein siebenköpfiges Jazzensemble. Dies scheint anzukommen, auch wenn jüngere Besucher fehlten.

Es ist erstaunlich, dass die musikalisch hochbegabte Pianolegende auch im fortgeschrittenen Alter von 83 Jahren noch auftreten kann und möchte. Seine Musik widerspiegelt denn auch seine afrikanischen Wurzeln, die er mit dem amerikanischen Jazz des 20. Jahrhunderts vereint. Geboren wurde er im Jahr 1934 in Kensington, einer der schlimmsten Gegenden Kapstadts. So wurde nicht nur sein Vater, sondern auch einige seiner Freunde zu Mordopfern. Eine Tatsache, die aufzeigt, wie gewaltgeprägt die Umgebung war, in der der Künstler seine Kindheit verbrachte. Ruhe versprach lediglich die Kirche, in der Mutter und Grossmutter musizierten.

Diese kindheitsinspirierten Einflüsse von Gospel, traditionellen afrikanischen Gesängen, Ragas, aber auch modernem Jazz und anderer Musik aus dem Westen treten in der Musik von Abdullah Ibrahim aka Dollar Brand aka Adolph Johannes Brand hervor. Dies spricht für eine offene und tolerante Haltung des Künstlers in Bezug auf Andersartigkeit und für die damit einhergehende Akzeptanz des «anderen». Da trifft es sich auch gut, dass eins seiner Stücke «Manneberg Revisted» zu einer der bekanntesten Melodien der Anti-Apartheid-Bewegung wurde.

Die ganze Formation «Ekaya».

Die ganze Formation «Ekaya».

(Bild: Milena Koller)

Wenn der hustende Sitznachbar nervt

Im KKL in Luzern zeigte der Künstler sein Können gestern Abend vor einem fast ausverkauften Haus. Das Publikum setzte sich vornehmlich aus Menschen zusammen, die schon etwas älter waren. Jüngere Zuschauer beziehungsweise Zuhörer waren eher selten aufzufinden. Dazu passt selbstverständlich, dass auch der Maestro schon recht lange im Musikgeschäft aktiv ist und das dementsprechende Klientel vorweisen kann. Ergo führte dies zu einer ruhigen, aber doch erwartungsvoll gespannten Atmosphäre vor dem Konzert, die sich in der Darbietung Abdullah Ibrahims widerspiegelte.

Sichtlich entspannt spielte er am Piano, während im Saal Stille herrschte, die nur vom gelegentlichen Husten, Räuspern und Rascheln unterbrochen wurde. Tatsächlich steigerte die etwas trockene Luft im Saal die verschiedenen Huster der Anwesenden gelegentlich zu einem leisen Begleitkonzert der dargebotenen Musik. Das eine oder andere Fläschchen Wasser oder Hustenbonbon wäre wohl sowohl den unter der trockenen Luft leidenden Personen als auch dem Rest der Hörerschaft zugute gekommen.

Der Stimmung im Saal tut dies aber keinen Abbruch und die meisten scheinen viel zu vertieft in die Musik, um sich daran zu stören. Dem Publikum gefällt die Vorstellung sichtlich gut und es belohnt die Künstler schon während der Aufführung mit sporadisch stets wiederkehrendem Applaus. Dieser steigert sich nach einer 90-minütigen Darbietung gefolgt von einer 30 Minuten langen Zugabe zu einer stehenden Ovation als Würdigung einer sympathischen und qualitativ hochstehenden künstlerischen Leistung.

Jazzpianist Abdullah Ibrahim mit zwei Musikern.

Jazzpianist Abdullah Ibrahim mit zwei Musikern.

(Bild: Milena Koller)

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