«Ich habe mich aus Überzeugung in eine Nachtigall verwandelt», schrieb Wolfgang Hildesheimers. Er inspirierte damit eine Gruppenausstellung im Kunstmuseum Luzern. Zu sehen sind Arbeiten von drei Künstlern, die räumlich von einer unmittelbareren Nachbarschaft profitieren könnten.
Hans Josephson ist durch seine Bronzeskulpturen im Kunstmuseum Luzern aus verschiedenen Schaffensphasen vertreten, wobei die Dimensionen von handlich bis übergross reichen. Die Installationen von Katinka Bock bestehen aus unterschiedlichen Materialien. Ihre Werke beziehen sich manchmal auf die Räume selbst oder verschmelzen gar mit ihnen. Fabian Marti richtete sich während den Vorbereitungen einen Arbeitsplatz in den Räumen des Museums ein, um dort arbeiten zu können. Sein Schaffen hat er mit verschiedenen Medien zum Ausdruck gebracht. Nebst zeichnerisch-malerischen Elementen zeigt der Kunstschaffende auch Video-, Raum-und Fotogrammarbeiten. Gleich im ersten Raum offenbaren sich dem Betrachter Arbeiten von allen drei Kunstschaffenden in einem Dialog.
Die Ausstellung «Warum ich mich in eine Nachtigall verwandelt habe» läuft noch bis zum 29. Mai 2016 im Kunstmuseum Luzern unter der Leitung von Kuratorin Fanni Fetzer. Zu sehen sind Arbeiten des 2012 verstorbenen Bildhauers und Plastikers Hans Josephson (*1920), der Installationskünstlerin Katinka Bock (*1976) und dem Kunstschaffenden Fabian Marti (*1979).
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Eine Reihe wuchtiger, stark abstrahierter Bronzeskulpturen von Josephson stechen ins Auge. Sie korrespondieren mit einer Plastik von Bock, welche trotz ihrer Grösse etwas zierlich im Raum zu weilen scheint und formal an eine Hürde erinnern mag. An der Rückwand der Halle räkelt sich ein riesiger Krake der, von Marti in raschem Duktus direkt auf die Wand gemalt, eine seltsam formale Bindung mit den anderen Werken eingeht. Trotzdem stellt sich rasch ein Eindruck von Heterogenität ein. Ein Eindruck der sich bewahrheiten wird.
Eindruck von Heterogenität
Die Besucher kommen im Verlaufe der Ausstellung mit einer Vielzahl verschiedener Materialien und Medien in Kontakt. Josephsons Skulpturen sind meist eine plastische Auseinandersetzungen mit dem menschlichen Körper und seiner Transformation. Auch Marti beschäftigt sich mit organischen, vielleicht gar neurologischen Aspekten und Systemen. Bocks Arbeiten suchen in diesem Zusammenhang eine andere Herangehensweise. Bei ihr hält die Transformation durch das Spiel mit Fragen des Gleichgewichts und des Materialverschleisses Einzug in die Arbeit.
Im hinteren Bereich der Ausstellung schwebt ein Metallprofil horizontal über den Köpfen der Besucher. Es ist nur durch eine Schlaufe stabilisiert, die von der Decke hängt. Das Profil wirkt filigran und instabil. Es hält sein Gleichgewicht durch die Positionierung und drei als Gegengewicht befestigte Zitronen, die wiederum auf Organisches verweisen.
Der Titel der Gruppenausstellung «Warum ich mich in eine Nachtigall verwandelt habe», nimmt Bezug auf eine von Wolfgang Hildesheimer verfasste Kurzgeschichte. Sie thematisiert «die Begrenztheit des Menschseins und dem stetigen Wunsch nach Überwindung solcher Grenzen» (Ausstellungstext Kunstmuseum Luzern, 2016).
Thematisch, aber nicht räumlich
Die rein räumlichen Grenzen der Ausstellungsgestaltung werden dabei nur im Eingangsraum überwunden. Ansonsten sind die Museumsräume jeweils konsequent einem der Kunstschaffenden zugeordnet. Die Diversität und die Ergänzungsmöglichkeiten der unterschiedlichen Positionen zu einander wirken dadurch ein wenig isoliert. Schade eigentlich, denn die Arbeiten könnten in einer etwas unmittelbareren Nachbarschaft noch intensiver miteinander kommunizieren.
Thematisch hält die Ausstellung ein, was sie verspricht. Das an Hildesheimers Buch angelehnte Thema der Auseinandersetzung mit dem Menschen und seiner Begrenztheit, sei dies nun in seiner Form oder seinem Wesen, kommt bei allen drei Kunstschaffenden auf ihre Art zum Vorschein. Das universelle Thema der Begrenzung, des Wachstums und der Überwindung wird in der Ausstellung gehaltvoll und differenziert zum Vorschein gebracht.