Start des «Unfrisiert Festivals»

Premiere von «King Lori #Instagration» im Kleintheater

Das überdimensionale Smartphone spielt beim Stück eine zentrale Rolle. (Bild: Mali Lazell)

Bei der Premiere von «King Lori #Instagration» im Kleintheater Luzern am Montagabend sahen wir die Schweizer-kosovarische Gruppierung um Jeton Neziraj und Katharina Cromme mit Susanne Abelein und Marie Gesien in den Hauptrollen. Das Stück behandelt die grossen Themen: Herkunft und Identität.

Wie man am Titel «King Lori #Instagration» schon erahnen kann, sind Anspielungen auf die Luzerner Rapperin Loredana wohl angedacht. Ebenfalls zielt das Zweipersonenstück auf Ylfete Fanaj ab, die erste Luzerner Kantonsrätin mit kosovarischen Wurzeln. Beide sehr erfolgreiche Frauen, mit Migrationshintergrund. Laut der Macher handelt es sich im Stück aber um frei erfundene Figuren.

Die spannende Koproduktion entstand durch eine Zusammenarbeit des Kleintheaters Luzern, dem Zürcher Institut für bewegende Künste und des Qendra Multimedia Pristina.

Zeitgemässes Theater mit grossem Luzern-Bezug

Wie es sich für einen Festivalstart gehört, gibt es vor dem Auftritt eine offizielle Ansprache der Theatermacherinnen und der Festivalleiterin Gina Dellagiacoma. Dem Publikum wird nochmals vermittelt, dass es heuer, in der zweiten Auflage des Festivals, um Sex geht. Dies sieht man auch an den bunten Verzierungen im ganzen Haus, auf denen explizite Sexszenen dargestellt werden. Natürlich alles in Rot, denn Sinnlichkeit und Lustvolles stehen im Vordergrund des Festivals.

Sinnlichkeit und Lustvolles geniessen

Auf der Bühne befindet sich lediglich ein übergrosses Smartphone, das einem grossen Spiegel gleicht. Unsere Queen Lori erscheint und erzählt natürlich von sich selbst. Zur Seitentür hinein, ganz in Rot gekleidet, gelangt unsere Hauptdarstellerin Ylfete auf die Bühne. Sie spricht sogleich das Publikum an und lässt erahnen, auf welche Ebenen wir uns nun einlassen dürfen. Ein Stück im Stück wird teilweise auch zu einem Stück über das Stück. So wird in den darauffolgenden sechzig Minuten immer wieder die vierte Wand sowohl bespielt als auch integriert.

Das Smartphone auf der Bühne dient mal als Velo, mal als Spiegel, aber auch als Videoleinwand, auf der immer nur ein Deepfake von Loredana zu sehen ist. Wir kommen auch in den Genuss von Dialogen, die zu wummernden Rap Beats vorgetragen werden. Zweimal bekommen wir Rapsongs zu hören und die beiden Darstellerinnen liefern sich ein Hin und her mit äusserst feinfühligen und tiefsinnigen Dialogen.

«King Lori #Instagration»:In Anlehnung an die Luzerner Kantonsrätin mit kosovarischen Wurzeln Ylfete Fanaj.
In Anlehnung an die Luzerner Kantonsrätin mit kosovarischen Wurzeln Ylfete Fanaj. (Bild: Mali Lazell)

Rapmusik auf der Theaterbühne – aber keiner bounct mit

Auch hier merkt man, das Publikum ist zwar aufmerksam und interessiert, aber es entsteht nie Szenenapplaus oder herzhafte Lacher. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Gäste verunsichert sind, wann sie denn nun wirklich lachen dürfen. Denn das vom kosovarischen Autor verfasste Stück stellt eben auch fortlaufend die Frage, warum es keine albanisch-kosovarischen Schauspieler in der Schweiz gibt und warum im Theater Schweizerinnen Mitbürgerinnen mit Migrationshintergrund mimen müssen.

Da fragt man sich natürlich, ob man hinsichtlich politischer Korrektheit überhaupt noch lachen darf oder eben erst recht lachen soll. Ausserdem kokettiert der Autor damit, dass er als ausländischer Mann ein Stück über zwei ausländische Frauen schreibt. Dies tut er mit viel Humor und Selbstironie. Aber den Gesichtern des verhaltenen Publikums war zu entnehmen, dass es vielleicht eine Spur zu viel war. Immerhin liessen sich die Zuschauer trotzdem auf die Schnellfragerunde ein, bei der gefragt wurde, ob man albanische Schauspielerinnen in der Schweiz kenne. Und sie hatten grosse Freude an Selfies mit Lori.

«King Lori #Instagration»:Anspielungen auf die Luzerner Rapperin Loredana sind klar erkennbar.
Anspielungen auf die Luzerner Rapperin Loredana sind klar erkennbar. (Bild: Mali Lazell)

Weitere Informationen

Zum Stück

Zum «Unfrisiert Festival»

Wir entdeckten im Humor und der Schreibweise Parallelen zur Drehbuchautorin Ingrid Lausund. Diese wurde einerseits durch viele Theaterstücke bekannt, ist aber einer grösseren Masse durch die Erfolgsserie Tatortreiniger bekannt. Falls Sie also darüber lachen können, werden Sie mit «KingLori #Instagration» genauso viel Spass haben.

Wie wir im kurzen Nachgespräch mit der Regisseurin und dem Autor noch erfahren haben, hat der Kosovare die Rapperin vorher gar nicht gekannt. Er liess sich durch seine Tochter über Loredana aufklären und entwickelte gemeinsam mit Katharina Commte die Inszenierung. Er kannte allerdings Ylfete Fanaj, die wiederum grosse Bekanntheit in ihrer Heimat geniesst und Humor bewies, denn im Gegensatz zur Rapperin sass sie im Saal und lachte mit.

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